18 STORIES ALBERT BÖHNE Der Gewinner des Deutschen Rock und Pop Preises spricht über seine Karriere, seine Zusammenarbeit mit Tony Liotta und ihre gemeinsame David Bowie Tribute Band „Stardust Memories“ MM: Wo liegen deine musikalischen Wurzeln? ALBERT BÖHNE: Schon als Kind habe ich in der Musik das Außergewöhnliche, Facettenreiche ge - mocht. Und ich mochte Geschichten – vor allem die, die sich mit dem Unbekannten beschäftigten, also Science Fiction und Fantasy. So war ich besonders fasziniert, als ich mit zehn Jahren im Radio das erste Mal „Space Oddity“ von David Bowie hörte. Ich kaufte direkt am nächsten Tag das Album und merkte sofort, dass das genau meine Musik ist. In den nächsten Wochen gab ich mein Taschen geld für alle weiteren erschienenen Platten aus. „Ziggy Stardust“ war damals das aktuelle Album, und das war dann auch meine Lieblings - scheibe. Die Musik war genial und abwechslungsreich, und Bowie sang die Stücke nicht nur, er lebte sie. Hinzu kam noch, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, es erzählt also eine Ge - schichte. Es war eine Kombination all dessen, was ich liebte. Dass Bowie mein musikalisches Vorbild wurde, war also fast schon unausweichlich. Natürlich gab es auch andere Musik, die ich hörte und bis heute höre, wie zum Beispiel Jeff Lynne und sein Electric Light Orchestra, die Kinks und Achim Reichel, aber Bowie war für mich immer mein größtes musikalisches Vorbild. »Ich hatte schon lange darüber nachgedacht, mal ein Bowie-Tribute zu machen. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich seine Songs so verinnerlicht, dass ich auch seine Art zu singen übernommen habe.« ALBERT BÖHNE: Ich hatte Klavierunterricht bei Klaus Melchers von der bekannten „Chris Braun Band“. Er unterrichtete mich vor allem im Jazz. Dadurch lernte ich zu improvisieren. Von da war es nur ein kleiner Schritt zur Komposition. Zuerst schrieb ich die Songs nur für mich selbst, quasi als Hobby. In den Achtzigern legte ich mir ein paar Syn - thesizer sowie einen kleinen Mixer und einen Acht spurrecorder zu. Damit hatte ich endlich alle Werkzeuge, die ich brauchte, um meine Ideen zu verwirklichen. das für mich so etwas wie eine Offenbarung. Ich wusste sofort, dass ich mir so meine Zukunft vorstellen konnte. Ich fragte dann im Studio nach, ob ich dort aushilfsweise arbeiten könne, und erhielt tatsächlich die Möglichkeit. Im Laufe der Zeit habe ich dort immer mehr gemacht und die Tontechnik von Grund auf gelernt. Ich nahm dort auch mein erstes Album „Different Faces“ auf. Während meiner Zeit im Studio trat ich immer wieder mal live als Gastmusiker auf, vorwiegend mit Bowie-Songs, aber auch mit eigenen. Nach - dem mein Album erschienen war, habe ich mit verschiedenen Musikern ein zweistündiges Pro - gramm auf die Bühne gestellt, das auch sehr gut ankam. Du hast deiner Studiokarriere aber den Vor - zug gegeben? ALBERT BÖHNE: Ich hatte noch so viele Ideen, die ich im Studio verwirklichen wollte. Und meine Frau und ich standen damals kurz vor der Heirat. Als wir uns ein Haus suchten, war von Anfang an klar, dass ich darin auch ein eigenes Studio einrichten würde. So konnte ich gleichzeitig Auf träge annehmen und meine eigenen Projekte verwirklichen. MM: Wie entwickelte sich dann dein musikalischer Werdegang? Als ich 1988 ein Tonstudio aufsuchte, um mal einen meiner Songs richtig zu produzieren, war So hatte ich neben der Studioarbeit noch genug Zeit für meine Familie. Ich habe viel Zeit mit meinen musiker Magazin 3/2019
19 Die Musiker der Band von links nach rechts: GRANT JONES (BASS), JÖRG KÜPPER (GUITAR), TONY LIOTTA (DRUMS), ALBERT BÖHNE (VOCALS), ANIKA BOBB (BACKING VOCALS), ANDREA DE PAOLI (KEYBOARDS) Kindern verbracht, und das würde ich auf keinen Fall missen wollen. MM: An welchen Projekten hast du während der Studiozeit gearbeitet? ALBERT BÖHNE: Zuallererst muss ich da meine Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein erwähnen. Ich habe seine Bücher schon damals mit Begeisterung gelesen und dachte, dass man sie musikalisch wunderbar umsetzen könnte. Irgend - wann habe ich mich mit ihm in Verbin dung gesetzt, und er lud mich ein vorbeizukommen. Ein paar Tage später fuhr ich zu ihm und zeigte ihm ein paar meiner Songs. Und am selben Abend noch waren wir uns einig, dass wir etwas zusammen machen würden. Wir veröffentlichten damals die beiden Kon - zept alben „Hexer von Salem“, ein Mix aus erzählter Story, vorwiegend elektronischer Musik und Ge - sangsstücken, aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr zu vergleichen mit späteren Werken, in denen ich mit Musikern vom Starlight Express in Bochum und der Dortmunder Philharmoniker sowie Rockgrößen wie Udo Dirkschneider oder Steve Whalley von Slade zusammenarbeitete. Hervorzuheben wären hier „Die Rück kehr der Zau - be rer“ und das Kindermusical „Teufelchen“. Ansonsten hat sich mein Tätigkeitsfeld bis heute immer mehr in Richtung Hörspiele und Hör bücher verlagert. Auch hier habe ich den Großteil mit Glück hat sich auch meine Stimme so entwi - Wolfgang Hohlbein gemacht. Die umfangreichsten ckelt, dass sie dem Sound von Bowies Stimme Serien sind hierbei die Hörbuchreihe „Hexer von schon sehr nahe kommt, wie mir auch bei den Salem“ sowie die Hörspiele „Operation Nautilus“. Auftritten immer wieder gesagt wurde. MM: Warum hast du dich entschlossen, nun Als Bowie dann leider starb, war das Thema wieder auf der Bühne zu stehen? für mich aktueller denn je. Meine Kinder sind jetzt auch schon größer, und meine Frau hat mich bei ALBERT BÖHNE: Ich hatte schon lange darüber dieser Idee unterstützt. Sie sagte: „Mach das. Du nachgedacht, mal ein Bowie-Tribute zu machen. brauchst das jetzt.“ Im Laufe der Jahrzehnte habe ich seine Songs so verinnerlicht, dass ich auch seine Art zu singen übernommen habe. Und zu meinem großen unserem David-Bowie-Tribute-Projekt „Stardust Und so kam es letztendlich zur Gründung von Memories“. »„Ziggy Stardust“ ist bis heute für mich eines von Bowies besten Alben, und deswegen fand ich, die Erinnerung an „Ziggy Stardust“ wäre eine gute Basis für einen Bandnamen. So entstand der Name: MM: Wie ist deine Verbindung zu Tony Liotta, mit dem du Stardust Memories gestartet hast? ALBERT BÖHNE: Mit Tony habe ich schon vor 30 Jahren auf der Bühne gestanden. Wie es der Zufall wollte, hat Tony sich im Laufe der letzten Jahre auf Tributes spezialisiert und ist mit seinem Projekt „Groove Attack“ in ganz Europa erfolgreich. Ich rief ihn also an und fragte ihn, was er davon halten würde, ein Bowie-Tribute zu machen. Er fand die Idee grundsätzlich gut, wollte aber na - türlich erst einmal etwas hören. Ich schickte ihm also ein Demo, das er gut fand. Ich bin dann auf „Stardust Memories“.« seiner „Groove Attack“-Jubiläumsshow als Bowie 8 3/2019 musiker Magazin
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