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Musiker Magazin 3/2018

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Deutscher Rock & Pop Preis 2018 – Festivalkonzept; Schraubenyeti – Ein Tier am Klavier; MICAST– »Der Markt ist überschwemmt«; Christine Helms – »Ich hatte eine große Menge Glück«; Joachim Griebe – »Etwas mehr Solidarität und Hilfe unter Musikern wäre mehr als hilfreich für uns alle«; »We Call It Blues« – Interview mit Jörg Klein; Interview mit Alwin Smoke; Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 12: Eric Clapton – The Golden Sound; Stefan Lauterbach – »Es gibt nichts, was dieser Mann nicht selbst macht«; KINGS OF FLOYD – Die ultimative Pink Floyd Tribute Band; ETERNAL FLAME – »Smoke On The Mountain« – neues Album nach 16 Jahren; Google will der beste Freund der Plattenfirmen sein; Jule Neigel Band – 4. Akt...; Die andere Meinung: Ins Netz gegangen – Interview mit der EU-Abgeordneten Catherine Stihler; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

30 STORIES Periphere

30 STORIES Periphere Neuropathie, die Schmerzen verursacht, und Tinnitus können für Musiker das Ende ihres Schaffens bedeuten. Kurz vor den beiden Konzerten in Deutschland erschien die sehenswerte Dokumentation „Life In 12 Bars“ über Claptons Leben. Seltene TV-Aufnahmen, Tagebuch ein träge, Briefe, Fotos, Heimvideos und akustische Beiträge von Weg - gefährten fügen sich zu einem Bild, das den Zuschauer Bluesbreakers ein. Freilich blieb der unstete Clapton auch dort nach Auftritten und einigen Plattenaufnahmen zunächst nur bis August 1965, kehrte allerdings im November zurück. In dem Monat nahm er mit seinem Freund Jimmy Page einige wenig bemerkenswerte Gitarrenstücke auf, die die Kapazität der beiden Gitarristen nicht zur Geltung bringen. Diese Aufnahmen tauchen regelmäßig auf frühen Clapton- Zusammenstellungen auf und werden aus Marketing- Gründen gern über den grünen Klee gelobt. wirklich mitnimmt und sich wohltuend von Dokumen ta tio nen unterscheidet, in denen pausenlos Statements vor laufender Kamera gesprochen werden. Gemeinsam mit Claptons 2007 erschienener Autobiografie „Mein Leben“ wird nachvollziehbar, warum er den Blues à la Robert Johnson und Muddy Waters so liebt. Wenn man im Glauben gelassen wird, die eigene Mutter sei die große Schwester, und die Mutter später auch nicht zu ihrem Kind steht, kann man rasch den Blues bekommen. Denn derart einschneidende Erlebnisse sind zweifelsohne nur schwer zu verkraften. Claptons Talent als Gitarrist wurde früh sichtbar. Ab Jahres beginn 1963 spielte er professionell in der kurzlebigen Band The Roosters. Im August des Jahres verließ er sie und schloss sich im Monat darauf Casey Jones And The Engineers an, wechselte aber schon im Oktober zu den Yardbirds. Sein Gitarrenspiel fand ein stetig wachsendes Publikum. Als er auch dieser Band im März 1965 den Rücken kehrte, weil ihm die mit dem Hit „For Your Love“ eingeschlagene Pop-Richtung missfiel, war das Staunen über sein Ausscheiden angesichts eines veritablen Hitparaden- Er folges groß. Clapton fühlte sich jedoch mehr denn je vom Blues angezogen und stieg deshalb bei John Mayalls Mit dem im April 1966 aufgenommenen bahnbrechenden Blues-Album „Bluesbreakers With Eric Clapton“ revolutionierte Clapton den Gitarrensound und spielte unter anderem auf dem Stück „All Your Love“ ein wegweisendes Solo. Kurz davor hatte er sich nebenher auf Betreiben von Joe Boyd, Leiter des neueröffneten Londoner Büros des US-amerikanischen Musiklabels Elektra Records, mit Paul Jones, Jack Bruce, Steve Winwood, Pete York und Ben Palmer zur Band Eric Clapton And The Powerhouse zusammengetan. Ende März 1966 entstanden im Studio die Tracks „I Want To Know“, „Crossroads“ und „Steppin’ Out“, die im selben Jahr auf dem Sampler „What’s Shakin’“ veröffentlicht wurden; ob Clapton und das Powerhouse noch ein viertes, bislang unbekanntes Stück aufnahmen, ist bisher ein Gerücht geblieben. Nach seinem zweiten Anlauf bei Mayall schied Clapton im Juli 1966 als festes Blues breakers-Mitglied endgültig aus. Gemeinsam mit dem Bassisten Jack Bruce und dem Drummer Ginger Baker entstand die legendäre Band Cream, die Musikgeschichte geschrieben hat, unter anderem mit Claptons fabelhaftem Live-Solo für „Crossroads“. Nach exzessiven Tourneen brach auch sie im Oktober musiker Magazin 3/2018

STORIES 31 1968 endgültig auseinander. Rückblickend sagte Clapton, er wäre besser bei Mayall geblieben, denn Creams Musik sei zu aggressiv gewesen. Außerdem war Clapton heroinabhängig geworden. Bevor Clapton sich einer neuen Band anschloss, steuerte er ungenannt sein wegweisendes Gitarrensolo für George Harrisons Song „While My Guitar Gently Weeps“ bei, das Ende November 1968 auf dem „White Album“ der Beatles heute erhältlichen DVD, die davon veröffentlicht worden ist, Zeuge von Claptons schwindendem Interesse an der Band wird, auch wenn er an sich einwandfrei spielt. Die ständigen Auftritte seit Cream und der Star-Rummel hatten ihn ausgelaugt, und genauso wenig wie Cream hatten sich auch Blind Faith keine Zeit gegönnt, gemeinsam ein größeres Song-Repertoire zu erarbeiten als das auf der LP festgehaltene. Deshalb konnte man bei späteren Wiederveröf - fent lichungen des Blind-Faith-Albums außer auf einige Aufwärm-Jams nur wenige Bonus-Tracks aus der Zeit von 1969 präsentieren. »Claptons wohl berühmtestes Album entstand von Ende August bis Anfang Oktober 1970 in Miami mit Duane Allman als zweitem Gitarristen. „Layla and Other Assorted Love Songs“ wurde zu einem weiteren Meilenstein des Gitarristen und mit dem Song „Layla“ zu einer Song-Legende.« herauskam. Entschieden leichtgewichtiger war da Claptons Ukulele-Beitrag für „The Intro And The Outro“ auf dem 1967 erschienenen Album der britischen Musik-Komiker-Truppe The Bonzo Dog Doo-Dah Band gewesen, die mit dem Hit „I’m The Urban Spaceman“ in Erinnerung geblieben ist. Für deren Bandleader Vivian Stanshall 1970 und den Song „Labio Dental Fricative“ spielte Clapton dann aber auch ein durchaus bemerkenswertes Blues-Solo und war außerdem auf der Flip-Seite bei „Paper Round“ zu hören. Clapton schien sich schon damals überall musikalisch zu Hause zu fühlen. Als er im Februar 1969 mit dem bei der Spencer Davis Group ausgestiegenen Steve Winwood, Cream-Drummer Baker und dem Family-Bassisten Rick Grech die neue Supergruppe Blind Faith bildete, hatte es den Anschein, dass Clapton gleichsam von einem Höhepunkt zum anderen eilte. Das gleichnamige Album „Blind Faith“ geriet jedenfalls zu einer weiteren ausgezeichneten LP, blieb aber das einzige Album dieser Band. Im Januar 1970 löste sie sich nach Konzerten, die Clapton immer weniger Ver gnügen bereiteten, auf. Blind Faith wurden bei ihrem Konzert im Londoner Hyde Park gefilmt, sodass man mittels der Zwischendurch war Clapton schon im September 1969 mit John Lennon für einen Live-Auftritt auf dem Toronto- Rock-and-Roll-Revival-Konzert nach Kanada geflogen. Lennon hatte die Plastic Ono Band dafür quasi aus dem Boden gestampft, und die Proben für das Konzert, auf dem der erst später als Lennon-Single aufgenommene Titel „Cold Turkey“ gespielt wurde, fanden während des Hinfluges statt. Mit Blind Faith wollte Clapton auch nicht länger im Vordergrund stehen. Als während Blind Faiths US-Tournee die Vorgruppe Bonnie, Delaney & Friends auftrat, schloss Clapton sich im Januar 1970 dieser an. Hier konnte er vom Stargeschäft pausieren. Beim Live-Auftritt dieser For ma - tion im Dezember 1969 im Kopenhagener Falkoner Teatret kam auch Claptons Freund George Harrison mit auf die Bühne. Das Album „Bonnie, Delaney & Friends On Tour With Eric Clapton“ ist gute Unterhaltung, musikalisch aber kein großer Wurf. Mit seiner Virtuosität hält Clapton sich völlig zurück. Die Auszeit hatte für ihn im März 1970 ihr Ende, nachdem er sich noch im Herbst 1969 an Auf nahmen für ein neues Album der Band beteiligt hatte. Im Januar 1970 hatte er mit ihr und anderen Musikern die Sessions noch für sein eigenes erstes Solo-Album begonnen. Von diesem gibt es drei Abmischungen. Der Mix des Toningenieurs Tom Dowd wurde im August 1970 als LP veröffentlicht, die einfach „Eric Clapton“ hieß. 2006 erschien auf der Deluxe- Ausgabe des Albums der Mix von Delaney Bramlett, wohin gegen Claptons eigene Version bislang nur auf dem Bootleg-Markt zu finden ist. Unabhängig von den verschiedenen Versionen präsentierte Clapton sich völlig anders als in den Tagen mit den Bluesbreakers und mit Cream. Seine leichthändig wirkende, zuweilen funkige Musik zeigt ihn auf dem Weg zu einer neuen Selbstständigkeit. Songs des Albums, darunter den Hit „After Midnight“, hat er über die Jahrzehnte auf Konzerten immer wieder gespielt. Am liebsten wäre Clapton damals jedoch Mitglied der US-Truppe The Band geworden, wagte aber nicht, sie zu fragen. Stattdessen tat er sich mit einigen Mitgliedern von Bonnie, Delaney & Friends zu Derek And The Dominos zu - sammen. Seinen eigenen Namen vermied er sehr zum Miss - fallen von Ahmet Ertegun, Chef des US-Labels Atlantic, bei dem Clapton in den USA unter Vertrag stand, denn der Name Clapton auf Tonträgern und Konzertplakaten wäre 8 3/2018 musiker Magazin

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