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Musiker Magazin 3/2017

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• Deutscher Rock & Pop Preis 2017 – Konzept • Die PLANK – Musik mit wildem Herzen • MATIJA – Die Ruhe vor dem Sturm • Jenny Bright – Die 19-jährige Singer-Songwriterin macht leidenschaftlichen Country-Pop • Peer Frenzke – Profigitarrist und Initiator der „1st Class Session“ • Lisa Vuoso – Charmant, authentisch und ein bisschen verrückt … • APRIL ART – Ihre rockende Musik soll ins Ohr gehen und mit einer inhaltlichen Aussage im Kopf bleiben • CousCous – „In einer anderen Welt“ • NOBODY KNOWS – „Nehmt uns nicht für bare Münze“ • Unnachahmlicher Reiz – „Marie-Luises last Show“ entzückte im Theater • Musiker, Moderator und Musicaldarsteller Johnny Silver über das Leben im Musikbusiness • SUPERUSE – „Wenn wir Musik mit Fußball verbinden könnten, wäre das kaum zu toppen …“ • Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 8: Peter Green und Fleetwood Mac – Griff nach musikalischen Sternen • Eva Kyselka – Live berührt sie mit ihrem wandlungsfähigen Gesang und ihrer magisch-sinnlichen Bühnenpräsenz • Haifische in der Musikbranche • Erst Tageshonorare ab 420 Euro (Beispiel: Editoren) sind Argument gegen Scheinselbstständigkeit

44 STORIES das

44 STORIES das einzigartig atmosphärisch treibende Stück „Albatross“ mit dem neu zur Band gestoßenen dritten Fleetwood-Mac-Gitarristen Danny Kirwan, von dem die bemerkenswerte B-Seite „Jigsaw Puzzle Blues“ stammt, war es, das Green und seine Band weithin bekannt machte. »Nach seinem Aus scheiden bei Fleetwood Mac entsagte Green bis auf Weiteres dem Musikgeschäft, spendete einen Großteil seines Vermögens und überließ seinem Protegé Gary Moore seine Gibson Les Paul.« In den USA erschien das Album „Mr. Wonderful“ im Januar 1969 erheblich abgewandelt mit nur der Hälfte der LP-Tracks. Der Rest wurde aufgefüllt mit den Fleetwood-Mac- Hits „Black Magic Woman“ und „Albatross“ sowie drei Kirwan-Stücken und bekam den Titel „English Rose“. Ausschlaggebend waren vermutlich wirtschaftliche Gründe. Fleetwood Macs Erfolg ließ die Band zu dem lukrativeren Label Reprise abwandern, für das die Band im April 1969 begann, Material für ein Doppel- Album aufzunehmen. Damit war für Blue Horizon in Großbritannien Handeln das Gebot der Stunde. Um dem Reprise-Album der Band zuvorzukommen, das am 19. September 1969 schließlich als einfache LP unter dem Titel „Then Play On“ erschien, brachte Blue Horizon am 15. August 1969 die LP „The Pious Bird of Good Omen“ auf den Markt und versah sie mit einem provozierenden Cover-Foto: Eine schwan - gere Nonne hält einen Albatross. (Für die britische Komiker-Truppe Monty Pythons Flying Circus ein gefundenes Fressen: Im Januar 1970 flimmerte ein Sketch über die britischen Matt - scheiben mit John Cleese als Pausen-Girl, das Albatross-Snacks verkauft.) Ein neues, drittes Studio-Album von Fleet wood Mac ist „The Pious Bird of Good Omen“ allerdings nicht, sondern eine Zusammenstellung von vier Singles, zwei Titeln, auf denen Fleet wood Mac den Blues- Pianisten Eddie Boyd begleitet hatte, der eben falls bei Blue Horizon unter Vertrag stand, und je einem Stück von den Vorgänger-LPs „Fleetwood Mac“ und „Mr. Wonderful“. Dem Ver gnügen tut das keinen Abbruch, denn die zwölf Tracks machen den Sampler zu einem musikalischen Genuss. Greens erster Hit für das Label wurde der Song „Black Magic Woman“, den der Gitarrist Carlos Santana auf seiner zweiten LP „Abraxas“ (1970) weltberühmt machte, gefolgt von dem beinahe symphonisch anmutenden intensiven Blues „Need Your Love So Bad“. Als ich „Need Your Love So Bad“ zum ersten Mal im Radio hörte, störten mich die Streicher, die den Song zu verwässern schienen. Sie waren allerdings das Ergebnis von Greens Suche nach der richtigen Färbung, und sie harmonieren perfekt mit seiner Gitarre. Suche und Ziel dokumentieren die fünf Takes von „Need Your Love So Bad“, die 1999 in der vorbildlichen Fleetwood-Mac-CD- Box „The Complete Blue Horizon Sessions“ 1967 – 1969 vorgelegt wurden. Vor allem aber Blue Horizon hatte noch mehr im Köcher. Fleetwood Mac waren Anfang 1969 für einige Auftritte in die USA gereist und machten am 4. Januar einen vereinbarten Abstecher nach Chicago. An dem Tag wurde in den Chess- Studios mit schwarzen Blues-Musikern jenes Labels, darunter Buddy Guy – aus rechtlichen Gründen unter dem Namen Guitar Buddy – und Otis Spann, eine Session mit Tracks aufgenommen, die Blue Horizon Anfang Dezember 1969 als Doppelalbum „Blues Jam In Chicago“ herausbrachte, auch als Einzel-LPs zu haben war und seither unter verschiedenen Titeln kursiert. Ein solches Unterfangen, bei dem Fleet - musiker MAGAZIN 3/2017

STORIES 45 wood Mac ohne ihre Vorbilder die Stücke „Watch Out“ und „Ooh Baby“ aufzeichneten, fiel in die Zeit, als mehrere weiße Blues-Bands mit ihren schwarzen Vorbildern gleichsam an der Quelle musizierten. Bedauerlicherweise fehlt der Chicago-Session die Spannung, die Fleet wood Mac mit ihrem eigenen Material aufbauen konnten. Noch vor der Veröffentlichung von „Then Play On“ erschien bei Immediate im April 1969 die Fleetwood-Mac-Single „Man of the World“, die wieder ein Hit wurde. Greens Song ist ein weiterer Meilenstein, stilistisch eine Fortent wick - lung von „Albatross“, der er textlich und musikalisch eine pessimistisch-zweifelnde Richtung gegeben hat, die sich bei ihm weiter verstärkte. Auf der B-Seite befindet sich der Rock ‘n’ Roll „Somebody’s Gonna Get Their Head Kicked In Tonite“ von Earl Vince and the Valiants. So nannten sich Fleetwood Mac, wenn die Band live Rock ‘n’ Roll der 1950er-Jahre spielte, in den der Gitarrist Jeremy Spencer geradezu ver - narrt war. Spencer erschien dann im goldfarbenen Glitzeranzug auf der Bühne und hatte sich die Haare zurückgebunden. Wenn man im Pu - blikum saß, hat das vermutlich Spaß gemacht. Hört man es vom Tonträger, bemerkt man schmerz lich, dass dieser Mimikry die von Green ausgehende innovative musikalische Kraft der Blues-Stücke fehlt. „Then Play On“ wurde Fleetwood Macs ge - schlossenstes Album. Wenige Tage nach seiner Veröffentlichung folgte Greens außergewöhnlicher Hit „Oh Well Part 1 and 2“, und Schluss - punkt neuer Fleetwood-Mac-Studioaufnahmen war Mitte Mai 1970 der Green-Hit „The Green Manalishi“ (With the Two Pronged Crown) mit dem herrlichen Stück „Word In Harmony“ von Green und Kirwan auf der B-Seite der Single. Die Band hatte sich künstlerisch sprunghaft weiterentwickelt, und das galt auch für Danny Kirwan, vom dem die Hälfte der 14 Tracks von „Then Play On“ in der Originalfassung stammen; „Like Crying“ hatte die Band mit Kirwan schon einmal zu Blue-Horizon-Zeiten aufgenommen, blieb da aber unveröffentlicht. Heute ist „Then Play On“ erhältlich mit den genannten vier Stücken. Herausragend sind Greens „Rattle snake Shake“, „Coming Your Way“, „Closing My Eyes“ und „Show-Biz Blues“, wobei die letzteren beiden Stücke wohl ein Beleg für Greens psychisches Abdriften sind, der bald in bodenlangen Mänteln und Kutten sowie einem riesigen Kruzi - fix um den Hals zu sehen war, mit einem Gesicht, aus dem die Lebensfreude gewichen zu sein schien. Bemerkenswert sind außerdem „Fighting For Madge“, „Underway“ und „Searching For Madge“, Auszüge aus den Sessions für „Then Play On“, die zeigen, wie inspiriert, kraft- und druckvoll die Band auch beim Jammen war. Der Album-Titel „Then Play On“ selbst klingt wie die Hoffnung auf ein „Nur weiter so“. Sie erfüllte sich nicht. Nach seinem Auftritt am 20. Mai 1970 verließ Green die Band für immer – das dämonische „Green Manalishi“ schien sich seiner bemächtigt zu haben. Dazu beigetragen haben mag Greens Aufenthalt Ende März 1970 nach Fleetwood-Mac-Konzerten in München im Schloss der Landkommune um Uschi Ober - maier und Rainer Langhans bei Landshut. Green konsumierte dort LSD und soll dadurch bleibende psychische Schäden davongetragen haben, von denen er sich bis heute nicht voll-

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