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Musiker Magazin 3/2017

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• Deutscher Rock & Pop Preis 2017 – Konzept • Die PLANK – Musik mit wildem Herzen • MATIJA – Die Ruhe vor dem Sturm • Jenny Bright – Die 19-jährige Singer-Songwriterin macht leidenschaftlichen Country-Pop • Peer Frenzke – Profigitarrist und Initiator der „1st Class Session“ • Lisa Vuoso – Charmant, authentisch und ein bisschen verrückt … • APRIL ART – Ihre rockende Musik soll ins Ohr gehen und mit einer inhaltlichen Aussage im Kopf bleiben • CousCous – „In einer anderen Welt“ • NOBODY KNOWS – „Nehmt uns nicht für bare Münze“ • Unnachahmlicher Reiz – „Marie-Luises last Show“ entzückte im Theater • Musiker, Moderator und Musicaldarsteller Johnny Silver über das Leben im Musikbusiness • SUPERUSE – „Wenn wir Musik mit Fußball verbinden könnten, wäre das kaum zu toppen …“ • Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 8: Peter Green und Fleetwood Mac – Griff nach musikalischen Sternen • Eva Kyselka – Live berührt sie mit ihrem wandlungsfähigen Gesang und ihrer magisch-sinnlichen Bühnenpräsenz • Haifische in der Musikbranche • Erst Tageshonorare ab 420 Euro (Beispiel: Editoren) sind Argument gegen Scheinselbstständigkeit

38 STORIES VORBEREITET

38 STORIES VORBEREITET SEIN FÜR DIE GROSSE CHANCE Musiker, Moderator und Musicaldarsteller Johnny Silver über das Leben im Musikbusiness Steht da John Lennon auf der Bühne? Nein, es ist nur eines seiner besten Double – Johnny Silver. Warum Martin Kahlau als der Beatle auftritt, verrät er im MUSIKER MAGAZIN. MM: Du bist als Johnny Silver unterwegs, coverst John Lennon. Was fasziniert dich an ihm? JOHNNY SILVER: Lennon war eine interessante Persönlichkeit. Als Teenager bevorzugte ich eher die unbeschwerten Songs seines Beatles-Kolle gen Paul McCartney. Später wirkten Lennons er wach - senere Stücke auf mich ein. Lennon konnte mit spartanischen Mitteln tiefe Emotionen trans por - tieren. Ich konnte mich deren magischer Wirkung nicht entziehen. Es schien, dass für jede Stimmung mindestens einer seiner Song parat war, der eine Lebenssituation widerspiegeln konnte. MM: Deine ganze musikalische Karriere ist von den Beatles bzw. John Lennon geprägt. Was waren die drei wichtigsten Stationen? (Inwiefern waren sie wichtig?) JOHNNY: Die Beatles und John Lennon sind eine rudimentäre Grundprägung und Motivation, ohne die ich vermutlich niemals eine Gitarre in die Hand genommen hätte. Mein Interesse für Gitarrenmusik öffnete mir weitere Horizonte, so - dass ich neue Herausforderungen suchte. Eine Liverpool-Reise inspirierte mich, eine Band zu gründen, die musikalische Inhalte und passende optische Konzepte zusammenbringt. Dies kam bei Veranstaltern gut an. Denn es war nicht nur Musik, sondern eine Show. Wir waren vier Charak - terköpfe auf der Bühne. Zu diesem Zeitpunkt musiker MAGAZIN 3/2017

STORIES 39 lernten wir einen Produzenten kennen, der uns auf eine Beatles-Musicaltournee durch Europa schickte. 100 Shows pro Jahr mit allem Schnick - schnackschnuck: große Hallen, TV-Auftritte, Promi - kontakte. MM: Du bist schon lange im Musikbusiness. Wie hat sich der Musikmarkt verändert? JOHNNY: Das einzig Stetige ist der Wandel. Während früher Fans noch ihren Bands unabdingbare Treue schworen und geduldig auf die nächste Scheibe oder Konzerttour gewartet haben, ist die Musikszene heute schnelllebiger. Die ständige Verfügbarkeit von Unterhaltung ist zur Normalität geworden. Die Digitalisierung der Musik auf Streamingdiensten wie Spotify sowie Musikvideos auf sozialen Plattformen haben viel verändert. Das Angebot an neuen Acts ist extrem unübersichtlich geworden. Sich in diesem Medien - wirrwarr als Musiker durchzusetzen bedeutet, eine allgegenwärtige Präsenz auf vielen Platt formen zu etablieren. Andernfalls ist man bald Schnee von gestern. Das kostet sehr viel Zeit und entfernt die kreativen Köpfe vom musikalischen Schaffen. MM: Was magst du am Musikerdasein, was ist nicht so toll? JOHNNY: Schon in jungen Jahren blieb ich nachts auf und genoss die etwas andere Atmosphäre, die meine Sinne schärfte und meine kreativen Kanäle öffnete. Andere Menschen, andere Orte und Situationen üben eine Faszination auf mich aus. Das sind die Momente, die unvergesslich sind. Ich mag gemeinsames Arbeiten an Songs mit Musikern, die man menschlich und musikalisch schätzt. Bei Touren konnten ich meine Pro - bleme hinter mir lassen. Aber als die Tour vorbei war, fiel ich in ein tiefes Loch, war mit dem realen Leben konfrontiert: Steuererklärungen, Be - ziehungsprobleme und dass manche Freund - schaft die Zeit einfach nicht überlebt hat. Ich war meinem sozialen Umfeld entfremdet und hatte Schwierigkeiten, den Anschluss zu finden. Manche Tourneen waren Torturen: 26 Konzerte in 30 Tagen, im Zickzack-Kurs durch Deutschland und Österreich. Statt die Welt zu sehen, bestand der Tagesablauf aus Frühstück, Tourbus, Halle, Sound - check, Konzert, Hotel, Absacker und alles wieder von vorn. Monatelang. Die freien Tage waren die Highlights der Tour. So mussten sich die Beatles auf Tour gefühlt haben. Kein Wunder, dass sie damit aufhörten, um sich ihre Kreativität nicht verbrennen zu lassen. MM: Ist es heute leichter oder schwieriger, als Musiker zu leben? Warum? »Der schnelle, große Erfolg ist genauso unrealistisch wie ein Lottogewinn.« JOHNNY: Es ist möglich, als Musiker zu überleben. Aber nur wenige können von der Musik, die sie ge schrieben haben, leben. Die meisten landen in Funktionen, Karnevalsveranstaltungen, Tanz musik, Hochzeiten. Das hat mit den Träu - men nicht mehr viel zu tun. Was bleibt, ist bo - denlose Desillusion. Um an die Spitze zu ge - langen und sich dort zu halten, braucht man viele Fähig kei ten. Talent, Musikalität, Kreativität, kontinuierliche Arbeitsdisziplin und ständiges Net - working mit anderen Musikern und Branchen - leuten. Der schnelle, große Erfolg ist genauso un realistisch wie ein Lottogewinn. MM: Wärst du gern so richtig berühmt ge - worden wie die Beatles? Warum (nicht)? JOHNNY: Für großen Erfolg zahlt man meist einen hohen Preis. Ich hätte nicht mit den Beatles tauschen wollen, obwohl ich deren Errungen schaf ten nicht hoch genug bewerten kann. Sie machten mit den Tourneen nach vier Jahren intensivs ter Beatlemania Schluss, weil es für die Band un er - träglich wurde. Als ich jung war, wollte ich be rühmt werden, aber mit zunehmender Erfah rung relativierte sich das Bild sehr schnell. MM: Du bist beim Deutschen Rock & Pop Preis seit nun doch einigen Jahren als Mo de - rator dabei. Beschreib die Stimmung hinter den Kulissen. JOHNNY: Ich bin gern als Moderator für den DRPP tätig, obwohl es eine anstrengende Ver - anstal tung für mich ist. Als Kontaktperson hinter der Bühne versuche ich, mit allen Bands vor ihrem Auftritt zu sprechen. Trotz der Vielzahl an nominierten Bands sehe ich zwischen den Teil - nehmern Gemeinsamkeiten: die Träume, Er war - tungen, Hingabe zur Musik. Die An span nung und Aufregung ist spürbar – ich versuche, etwas Ruhe und Optimismus hineinzubringen. Für mich sind die Emotionen direkt vor einem Auftritt gut nachvollziehbar. MM: An welchen Projekten arbeitest du zurzeit noch? JOHNNY: Ich bin als John-Lennon-Interpret unter - wegs, meist solo, aber auch hin und wieder mit Band. Des Weiteren arbeite ich mit meiner Ex peri - mental-Band „Das Blaue Palais“ an einer neuen CD und mache nebenbei Auf nahmen für Film - musik. Und ich werde beim nächsten DRPP in Siegen im Dezember dabei sein. Darauf freue ich mich sehr. WEB: WWW.JOHNNYSILVER.COM INTERVIEW: JANINA HEINEMANN FOTO-QUELLE: JOHNNY SILVER 3/2017 musiker MAGAZIN

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