06 SHORT-TAKES Schweizer Musik-Fintech Utopia: „WIR WOLLEN DAS BACKEND DER MUSIKINDUSTRIE SEIN“ Utopia Music verspricht, Datenlücken zu schließen und Musikkonsum besser zu erfassen. Das Schweizer Unternehmen mischt durch diverse Übernahmen aber auch auf anderen Gebieten mit. Nur selbst Musikrechte halten soll Utopia nie. Die Antwort auf die Frage „Was ist fair?“ hängt gewöhnlich stark von der jeweiligen Perspektive ab. Sei es die Aufteilung der Einnahmen zwischen einem Interpreten und seinem Label, die Be tei - ligung von Songwritern am großen Streaming- Kuchen oder wie viel Dienste wie Spotify eigentlich für sich behalten sollen: Die eine Antwort gibt es nicht. Markku Mäkeläinen hält sich bei solchen Themen lieber gleich ganz raus: „Fair ist für uns das, worauf sich zwei Parteien in der Musik in dus - trie geeinigt haben.“ Der Finne arbeitete zuletzt unter anderem für Facebook. Seit Januar 2021 führt er Utopia Music mit Hauptsitz im Kanton Zug. „Wir sind ein neutraler Akteur – wie die Schweiz eben“, sagt er lachend. Als solcher soll Utopia perspektivisch dann aber doch möglichst überall mitmischen im komplizierten Treiben der Musikvermarktung. „Fair Pay for Every Play“ hat sich das Un ter - nehmen als Motto auf die Fahnen geschrieben. Fairness ergibt sich für Utopia demnach daraus, die Gelder einzuholen, die den Partnern aus der Industrie durch die Nutzung ihrer Werke auf welchen Kanälen auch immer zustünden, sagt Mäkeläinen: „Wir bilden ab, was wann und wo gespielt wurde, und bringen diese Informationen mit den Rechteverhältnissen und den entsprechenden Eignern zusammen.“ Die Erfassung ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Zahlungen an die jeweiligen Rechteinhaber fließen können. Die Informationen über diese – an einem Song halten nicht selten deutlich mehr als zehn Par - teien Rechte – müssen hierfür natürlich sorgfältig hinterlegt werden. Zumal TikTok, wie eingangs erwähnt, durchaus kritisch zu betrachten ist. Das ist auch der Videoplattform selbst bewusst. Etwa führte man deswegen kürzlich neue Tools für seine Nutzer*innen ein, mit welchen sie ihre eigene Bildschirmzeit im sozialen Netzwerk besser überwachen können. So kann der Sog der Kurzvideoplattform einen einerseits zum endlosen Konsum eines Clips nach dem anderen ziehen. Andererseits erhofft sich gerade mancher Jugendliche vielleicht den schnellen Ruhm und steckt seine gesamte Freizeit in Inhalte, nur um am Ende desillusioniert zu werden. „UTOPIA WIRD NIE SELBST RECHTE BESITZEN“ Die Rechtewahrnehmung ist ein komplexes Feld, und Ungenauigkeiten können teuer werden – respektive dafür sorgen, dass beim betreffenden Rechteinhaber kein Geld ankommt. In den USA zahlten Mitte Februar vergangenen Jahres beispielsweise diverse Streamingdienste rund 424 Millionen Dollar an eine neu eingerichtete Ver wer - tungsgesellschaft aus. Die stolze Summe setzte sich aus nicht zuordenbaren Tantiemen für Urheber zusammen. Auch das sogenannte Tracking von Musik in Radio, Fernsehen oder auf verschiedensten digitalen Platt - formen ist eine wichtige Aufgabe. Zudem gebe es auf verschiedenen Märkten verschiedene ge - setzliche Regelungen und jeweils lokale Ver wer - tungsgesellschaften, sagt Roberto Neri, der das operative Geschäft der Schweizer verantwortet. Durch diese dezentrale Struktur komme Geld teils nur sehr verspätet bei den Rechteinhabern an. Utopia wolle helfen, Datenlücken zu schließen, um so für mehr Einnahmen für die Branche zu sorgen, die obendrein schneller gezahlt werden sollen: „Wir wollen das Backend der Mu - sikindustrie sein“, fasst Neri zusammen. GROSSES SERVICEPORTFOLIO DURCH ÜBERNAHMEN Utopia sei kein Disruptor, unterstreicht, Mäkeläinen. „Unser Ziel ist es, für mehr Ef fizienz und Genauigkeit zu sorgen, nicht die Funktions - weisen der Industrie zu verändern.“ So könnten die Industriepartner auch die neuen Vermark - tungsmöglichkeiten im Gaming oder dem Meta - verse besser für sich nutzen. Aktuell arbeitet das „Mu sik-Fintech“ nach eigenen Angaben mit 1100 Verlagen und 1800 Labels zusammen. 2016 ge - gründet, repräsentiere man sechs Millionen Rechte, und zu den Kunden würden auch die Majors genannten großen drei der Branche Universal, Sony und Warner Music zählen, heißt es von Utopia. Genauere Infos gibt das rund 600 Mitarbeiter zählende Unternehmen nicht preis. Das gilt auch für Zahlen zu Umsatz, Gewinn oder Verlust. Dafür machen die Schweizer regelmäßig mit Über nah - men von sich reden, und das Service portfolio beschränkt sich längst nicht auf das Ver folgen und Auswerten des Musikkonsums. So gehört heute der britische Indie-Vertrieb Proper Music ebenso zu Utopia wie Musimap, ein Anbieter, der mittels künstlicher Intelligenz Musik Emotions - mustern zuordnen will, oder die Plattform Lyric Financial, über die Künstler Vorschüsse auf ihre künftigen Tantiemen erhalten können. KONKURRENZ AUF DEN EINZELNEN FELDERN Auch mit Verwertungsgesellschaften ar beitet Utopia als Servicepartner zusammen, wenngleich nicht mit der deutschen GEMA. An Konkurrenz mangelt es Utopia nicht. „Utopia Music ist relativ breit aufgestellt und bietet Dienstleistungen in vielen verschiedenen Bereichen – bislang vor allem durch erfolgte Unternehmensübernahmen –, die für Unternehmen der Musikwirtschaft relevant sind. Aufgrund der breiten Aufstellung gibt es vermutlich keinen direkten Konkurrenten, der hier zu nennen ist“, wie Thomas Theune, Direktor Sendung und Online bei der GEMA, gegenüber der FAZ an merkt. Das 2005 gegründete spanische Un ternehmen BMAT beispielsweise wirbt ebenfalls damit, Musikkonsum möglichst überall zu registrieren und alle Daten für die korrekte Aus - zahlung zusammenzustellen. Auch die Selbst - bezeichnung „Betriebssystem für die Musik in dus - trie“ klingt ähnlich wie Utopias Selbstverständnis. Auf dem weiten Feld der Meldung von Musik - nutzung konkurriert Utopia zudem mit dem ICE genannten Gemeinschaftsunternehmen von GEMA, der britischen Gesellschaft PRS sowie der schwedischen STIM. Weitere Zukäufe seien in Planung, sagt Markku Mäkeläinen. Doch bei aller Um triebigkeit habe sich Utopia einige klare Grenzen gesetzt, was die Fotoquelle: Utopia Music www.musiker-online.tv
SHORT-TAKES 07 Ausweitung der Geschäftsfelder betrifft: „Utopia wird nie selbst Rechte besitzen.“ Rechte, die Utopia im Rahmen von Übernahmen erhalte, veräußere man im Nachgang stets, und auch Daten zu verkaufen stehe nicht zur Debatte. Auf dem Gebiet der Katalogübernahmen fungiert Utopia so ebenfalls als Servicedienstleister. „MUSSTE IM CALLCENTER ARBEITEN!“ So wenig verdienen Künstler durch Streamingplattformen Fotoquelle: Utopia Music DIENSTLEISTER FÜR KATALOGDEALS „Wir arbeiten mit großen Fonds zusammen, die Musikkataloge aufkaufen“, sagt Mäkeläinen. Für die Interessenten und gerade für solche von außerhalb der Musikindustrie seien möglichst gute Daten über die Performance der Songs eines Rechte pakets elementar, wenn es um die Ein - schätzung der Rendite und die Preis ver hand lungen gehe. Das gel te natürlich auch für die Seite der Verkäufer, mit der Utopia als neutraler Player ebenfalls arbeite. Auf „mehrere Hundert Millionen Dollar“ belaufe sich, Stand jetzt, der summierte Preis für Katalogdeals, bei denen Utopia als Dienst leister involviert gewesen sei. Der Run auf die Kataloge und das hohe Preis - niveau könnten angesichts der steigenden Zinsen zwar etwas nachlassen. Das erwarten auch die Analysten von Goldman Sachs. Allerdings zeichnet das Team in der aktuellen Ausgabe des alljährlichen Berichts zur Lage der Musikindus trie („Music In The Air“) ansonsten ein betont positives Bild für die Zukunft der Branche und korrigiert die Wachstumsprognosen sogar nach oben. Einerseits ge be es keine Anzeichen für ein Ende des Streamingbooms, der das Wachstum der Branche seit Jahren maßgeblich befeuert. Anderer - seits legen die Einnahmen aus an deren digitalen Plattformen wie Facebook, TikTok und auch aus Videospielen immer stärker zu, wie es in dem Bericht heißt. Eine Entwicklung, die Musik manager stets nur zu gern anführen – und auch Markku Mäkeläinen zupasskommt. Die internen Utopia- Berechnungen fallen dem Finnen zufolge jedenfalls noch optimistischer aus als jene von Goldman Sachs. QUELLE: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/schweizer-musik- fintech-utopia-wir-wollen-das-backend-der-musikindustrie-sein- 18123584.html Fast ein jeder von uns nutzt für seinen Musik genuss Streamingplattformen wie Spotify, Amazon oder Apple Music. Vor allem bei kleineren Künst lern kommt von den Erlösen dabei aber nicht viel rum. Laut dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) verdienen Künstler und Bands durchschnittlich 0,3 Cent pro Stream auf einer Platt form wie Spotify. Das ist vor allem für Newcomer oder Nischenmusiker ein großes Problem. Wahrhaftig ein Lied davon singen kann der Leipziger Indiemusiker Simon Graupner (25), der sich unter dem Künstlernamen Shelter Boy mittlerweile eine Fanbase erarbeitet hat. Auf Spotify haben seine beliebtesten Tracks mehrere Mil lio - nen Streams – davon kommt aber kaum etwas bei ihm in der Geldbörse an. „Am Anfang der Pandemie hat es noch ge - reicht, um mich irgendwie selber auszuzahlen, aber ir gend wann war der Topf auch leer. Ich habe dann in einem Callcenter gearbeitet“, so Graupner im Interview mit dem „exactly“-Team. NUR GROSSE KÜNSTLER PROFITIEREN VON STREAMING-PLATTFORMEN Beispielsweise für Spotify zahlen User circa zehn Euro im Monat. Warum gehen diese dann nicht direkt an die Künstler, die man hört? So funktioniert das System eben nicht, weiß Rajk Barthel vom Verband unabhängiger Musikunter - nehmer*innen. „Stell dir vor, du kaufst eine Vinylplatte von Shelter Boy im Laden. Der Verdienst geht aber nicht an Shelter Boy, sondern an Drake, weil der insgesamt mehr Platten verkauft“, erklärte Barthel die Verteilung der Gelder. Nur die wirklich großen Player profitieren also vom Streaming – dagegen haben sich auch schon Verbände wie Fairshare zusammengetan, um zu überlegen, wie man die Gelder fairer verteilen könnte. QUELLE: www.tag24.de/unterhaltung/musik/musste-im-callcenter-arbeiten-so-wenig-verdienen-kuenstler-durch-streaming-plattformen- 2490321 Foto: © Nattakorn / Adobe Stock 2/2022 musiker MAGAZIN
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