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Musiker Magazin 2/2019

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2019 – Konzept und Anmeldung; STORIES: Axel Nagel – Sänger, Gitarrist, Performer; TICKET TO HAPPINESS – »Mitreis(s)en lassen«; FRIEDRICH CHILLER – »So alltäglich und so dada wie das Leben«; JUST DUTY FREE – »Gute Live-Musik ist keine Einzelleistung«; ÖTTE – »Es ist nie zu spät, noch mal durchzustarten«; Conny Conrad – Über 40 jahre führte er ein spannendes Doppelleben; Die Historie der Rock- & Popmusik – Teil 13: john Mayall – The Godfather of British Blues (Teil 2); Lee’Oh – Eine Stimme wie schwarzer, frischer Espresso; EDDy & THE BACKFIRES – Seit zwei jahrzehnten erfolgreich on the road!; OCHMONEKS – Die Hymnen-Experten aus Düsseldorf; Moonshine Records – The 1950’s Recording Studio MUSIK & RECHT: Die Urheberrechtsreform –Welche Auswirkungen hat sie auf die kreativen Musikurheber und Musiker/-innen in Europa?; MUSIKBUSINESS: Mit Musik auf youTube Music Einnahmen erzielen; RUBRIKEN: Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

34 STORIES eigenen Stü

34 STORIES eigenen Stü cken sowie mit Albert King, Buddy Guy, Junior Wells, Etta James und Sippie Wallace als Gästen im New Jerseyer Capitol Theatre quasi als Huldigung an diese Blues-Größen fürs Fern sehen aufgezeichnet. Jahrelang war ein kleinerer Teil davon, der Ton-Mitschnitt, nur als Bootleg-LP „Blues Alive“ erhältlich. 2004 gab es schließlich die vollständige TV-Auf zeich nung als DVD bei Hybrid Recordings als „Jammin’ With The Blues Greats“, während 2011 dies alles als Doppel-CD und als DVD bei Blues Boulevard Records, die den Auftritt nun „In The Shadow Of The Legends“ nannte – beide in sehr guter Bildund Ton qualität. Die Blues breakers waren endgültig zurück und lieferten dem Publikum ein Blues-Fest! Taylors Soli, mit und ohne Slide, sind schlicht wunderbar und geradezu elektrisierend im Wechselspiel mit dem Virtuosen der Blues gitarre Albert King bei dessen Klassikern „Born Under A Bad Sign“ und „Stormy Monday“. Zum Abschluss des Konzerts wechselte Taylor dann auch vorübergehend ans Keyboard, als Mayall mit seinem Mund har monika-Solo und seiner Vokal-Percussion bei „Room to Move“ brillierte. Taylor begleitete Mayall später hin und wieder bei Konzerten. Mittlerweile sind noch andere lohnende Live-Auf zeich nun gen aus der Zeit der Reunion-Tournee 2006 beim Label Secret Music auf der Doppel-CD „The Private Collection“ er schienen, die außerdem Mit schnitte aus den Jahren 1972/73 mit Freddy Robinson und 1980 mit James Quill Smith erhalten. Secret Music hat dies 2010 und 2011 auch als einzelne CDs herausgebracht und umgetitelt: „Howlin’ At The Moon“ und „Smokin’ Blues“. »Nach der Reunion-Tournee von 1982 gelang es Mayall, seine Stärken dauerhaft zu bewahren. 1984 tourte er mit dem brillanten Lead-Gitarristen Coco Montoya, der während der folgenden Jahre Stamm-Mitglied der Bluesbreakers war.« Montoya schien elektrisierende Soli nur so aus dem Arm zu schütteln. Eine erste Kost - probe von 1984 enthielt die 1994 bei One Way veröffentlichte CD „Cross Country Blues“, neben Live-Aufnahmen derjenigen Besetzung, mit der Mayall die australische CD „The Return Of The Bluesbreakers“ eingespielt hatte. Mayall mit Montoya waren erstmals 1985 mit einem Live-Mitschnitt in Ungarn aus demselben Jahr auf der LP „Behind The Iron Curtain“ (GNP Crescendo) zu hören. Zu dieser Zeit gehörten den Bluesbreakers Mayall, Montoya, Bobby Haines (Bass) und Joe Yuele (der Drummer, der von 1985 bis 2008 und damit am längsten bei Mayall blieb) an und außerdem als zweiter Lead- Gitarrist der heutige Bluesrock-Star Walter Trout, der zuvor sein Engagement bei Canned Heat beendet hatte und Montoya absolut nicht nachstand. Dies war eine Band der Extra - klasse. Vor allem Montoya und Trout spielten sich wie entfesselt die Bälle zu. Auf diese beiden Ausnahme-Gitarristen hätte Mayalls früherer Album-Titel „A Hard Core Package“ exakt gepasst. Beim ungarischen Auftritt konzentrierten sich die Bluesbreakers auf Mayalls Repertoire aus den 1960er-Jahren und punkteten mit hoher Spielfreude. Diese bewiesen sie auch in mehreren Live-Aufnah men von 1987 und 1988, wovon die CDs „The Power Of The Blues“ (Entente, 1987) und „Live In Germany“ 1988 (Immortal, 2011) sowie die DVDs „Live At Iowa State University“ (Quantum Leap, 2004), „Rollin’ With The Blues“ (Planet Song, 2004), „Rollin’ With The Blues“ (Planet Song, 2006) und „Room To Move“ (All Stars, 2006) zeugen; das Konzert auf „Rollin’ With The Blues“ wird leider mehrfach durch Interviews unterbrochen. Danach nahm Mayall 1988 mit dieser formidablen Besetzung leider nur noch die CD „Chicago Line“ für Entente auf, denn als Erster verabschiedete sich Trout für seine – bis heute erfolgreiche – Solokarriere. Rockmusik aus dem Westen war dem DDR- Regime lange nicht genehm, weil sie als vorgeblich dekadent nicht ins sozialistische Denkschema passte. Schon den Rock ‘n’ Roll hatten die DDR-Gewaltigen als „raffiniertes Mittel der psychologischen Kriegsführung der USA“ und als „Krankheit“ eingestuft, der den musiker Magazin 2/2019

STORIES 35 Werten der „sozialistischen Menschen ge mein - schaft“ à la Walter Ulbricht widersprach. Das sogenannte Kahlschlagplenum, die von Erich Honecker anti-westlich eingefädelte „ideologische Wende“ 11. Tagung des Zentral komitees der SED im Dezember 1965, bereitete der Rock - musik als „zersetzenden imperialitschen de - kadenten Dreck“ in der DDR ein offizielles Ende. Die junge DDR-Generation hungerte indessen nach dieser Musik, und in den 1980er-Jahren ließ sich auch in der DDR die Rockmusik „aus dem imperialistischen Westen“ nicht länger unterdrücken. So war Mayalls Blues breakers- Formation mit Montoya und Trout (dieser im Canned-Heat-T-Shirt) im April 1987 aus Anlass der Feier „750 Jahre Berlin“ im DDR-Palast der Republik „Zu Gast in Berlin“ und stand damit ziemlich am Anfang von Bands, die aus den USA anreisten. Das DDR-Fernsehen strahlte das bemerkenswerte Konzert mit Montoyas und Trouts hinreißenden Soli aus. Wer vor der deutschen Wende im bundesdeutschen Zonen - randgebiet lebte, konnte das Ereignis im Palast der Republik damals mitschneiden. Mitte Januar 2019 ist dieser Auftritt bei EuroVideo die DVD „Im Konzert. Live in Berlin 1987“ aus dem DDR TV-Archiv Unterhaltung erschienen – unbedingt zugreifen! Ein ähnlicher Genuss ist der clubartige Auftritt der Bluesbreakers vom Frühjahr 1988 für die SWF-Reihe Ohne Filter, der bislang nicht als Kauf-DVD herausgekommen ist. Nach dem Bluesbreakers-Auftritt in Ost-Berlin fand vom 6. bis zum 8. Juni 1987 das dreitägige „Concert For Berlin“ mit David Bowie und Phil Collins’ Genesis an der Spitze im Westteil der Stadt unweit des Brandenburger Tores und damit in Hörweite von DDR-Rockfans statt. »Der Auftritt sorgte unter der jungen Bevölkerung der DDR derart für Unmut über das SED-Regime, dass es zunehmend Auftritte von US-Rockmusikern in der DDR gestattete, vor allem im Jahr 1988, um im eigenen Land nicht weiter ins Abseits zu geraten.« Montoya blieb Mayall noch bis 1993 als ständiges Mitglied der Bluesbreakers treu. Mittlerweile brachte Mayall wie in früheren Zeiten ein ausgezeichnetes Album nach dem anderen heraus. Besondere Beachtung fand 1990 seine CD „A Sense Of Place“ für das bekannte Label Island. Dieses Mal wurden die Bluesbreakers durch den Slide-Gitarristen Sonny Landreth verstärkt, den Clapton auf einem seiner Crossroads Guitar Festivals „my hero“ nannte. „A Sense Of Place“ gehört zu Mayalls besten Alben. Landreth wandte sich danach seiner Solokarriere zu, so dass auf dem Silvertone- Album „Wake Up Call“ von 1993 Montoya wieder der einzige Bluesbreakers-Gitarrist ist. Als Gastmusiker ist der Blues-Veteran Albert „Ice Man“ Collins mit seiner Telecaster als Gast mit von der Partie. Nach „Wake Up Call“ schied Montoyas als reguläres Bluesbreakers-Mitglied aus und beschritt künftig Solopfade. Auf den DVDs „Live From The Bottom Line, New York“ (Masterplan, 2004) und „Live From Austin TX“ (New West Records, 2007; zugleich als CD erschienen) kann man sich an den Blues - breakers mit Montoya sowohl akustisch als auch optisch einmal mehr erfreuen. Der Weggang von solch hervorragenden Mu - sikern wie Montoya und Trout ließ die Blues - breakers jedoch wie in vergangenen Tagen nicht ausbluten. Mayalls Auge für gute Musiker blieb ungetrübt. Montoyas Nachfolger wurde 1993 der 1956 geborene Buddy Whittington, erneut eine vorzügliche Wahl! Whittington war 1991 bei einem Auftritt der Bluesbreakers in Dallas – Fort Worth mit der Band The Sidemen als Vorgruppe aufgetreten und hatte Mayall begeistert. Als die Position des Lead-Gitar - risten vakant war, kontaktierte er umgehend Whittington, der sofort zusagte. Whittington blieb bis 2008 bei den Bluesbreakers, länger als jeder andere der bisherigen Lead-Gitar risten. Gemeinsam mit Mayall und Yuele war er damit 8 2/2019 musiker Magazin

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