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Musiker Magazin 1/2023

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2023 – Plakat; Deutscher Rock & Pop Preis 2023 – Konzept STORIES: Frank Reinke – »Mit „Apache“ hat alles angefangen – mit „Apache“ hört es auch auf.«; NANOBEAT – Eine Symbiose von traditioneller kurdischer Musik mit Elementen der Rock- und Popmusik; ÖTTE & BAND – Ein Song für den Frieden; SYNYANA – Die gebürtige Hessin ist eine vielseitige talentierte Künstlerin; GREIF TECH BRODY – Die orchestrale Gitarre 2.0; Jutta König – Sie spannt einen musikalischen Bogen von Rocksongs bis singer-songwriter Stücken; BERGE – Zwei Vollblutmusiker aus Berlin; NOR!AN feat. Isi W. – Vibe der Freiheit und Abenteuerlust; Nicole Jukic – »Neue Wege!«; Sofia Lainovic – Musik ist für mich Freiheit; Die Historie der Rock- & Popmusik: Eric Burdon und die Animals; Miles King & The Foolish Knights; VIBES O’ FIVE – Wenn Musik gut gemacht ist, verdient sie unseren Respekt RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

50 STORIES »Höhen und

50 STORIES »Höhen und Tiefen des Lebens stehen dicht nebeneinander. Burdons Leben und seine Karriere waren eine Achterbahnfahrt.« „Spirit“, treibenden Improvisationen und eingängigen Songs wie „Nights In White Satin“, „Bare Back Ride“ und „Home Cookin’“ zu einem weiteren musikalischen Abenteuer, zu dem es wenig Vergleichbares geben dürfte. Ohne Burdon blieben War geraume Zeit erfolgreich mit Latin-Funk und Songs, die an die Musik der Temptations angelehnt waren. Doch ohne Burdons kreativen Einfluss auf die Band gehörte die musikalische Einzigartigkeit der Vergangen heit an. Nachdem Burdon wieder einigermaßen zu Kräften gekommen war, entstand gemeinsam mit dem Blues-Musiker Jimmy Witherspoon und einigen War-Mitgliedern, die unter dem Namen Tovarich mitwirkten, bis September 1971 das kraftvolle Blues-Abum „Guilty“, das ab 1976 unter dem Titel „Black & White Blues“ verkauft wurde. Burdon und Witherspoon sangen dafür einige spannende Duette. Schade, dass es bei dieser einen Zusammenarbeit blieb, die den modernen City-Blues in die 1970er-Jahre getragen hatte und auch heute nichts an musikalischem Genuss eingebüßt hat. Danach hatte man noch einmal im Archiv gegraben. Das Ergebnis war 1976 die LP „Love Is All Around“ mit Aufnahmen von Eric Burdon and War, die vor und während der Session zu „Eric Burdon Declares ,War‘“ entstanden waren, dazu eine Live-Version des „Paint It Black Medley“. Das Glanzstück ist die spannende Ver sion des Beatles-Songs „A Day In The Life“. Nach „Guilty“ begann nach Burdons Darstel lung sein aktuelles Management, ihn finanziell aus zu - zählen. Jedenfalls geriet seine Karriere für lange Zeit zur Talfahrt. Sein Multimedia-Projekt „Mirage“ von 1973 über den Blues und Jimi Hendrix sollte 1974 veröffentlicht werden. Der Titelsong erinnerte ganz an Hendrix, von dem auch der Text stammte. Die hörenswerten Ergebnisse wurden teilweise aber erst 2006 und dann 2008 mit elf Songs als Studioalbum herausgebracht. Bis dahin waren einige Stücke hin und wieder in Burdon- Konzerten zu hören gewesen. Mit Tova rich- Mitgliedern und Musikern der Mirage-Sessions hatte Burdon außerdem etliche Probeaufnahmen und Outtakes einspielen können, die er nicht für neue Alben vorgesehen hatte. Indessen veräußerte sein Management das Material an das Label Capitol, und so wurden 1974 und 1975 die LPs „Sun Secrets“ bzw. „Stop“ unter die Käufer ge - bracht. Die Rhythm-&-Blues-Songs von „Stop“ waren vor denen von „Sun Secrets“ aufgenommen worden und lassen eine gemeinsame Richtung vermissen. „Sun Secrets“ hingegen überzeugt durch interessante Remakes bekannter Animals- Songs und wie „Mirage“ durch die angenehme Rauheit einer Garagenband. Diesen Sound präsentierte die Eric Burdon Band auch im Oktober 1974 live in Denver – seit 2021 als „Alive In America“ erhältlich. Burdons Unzufriedenheit mit dem Verlauf seiner Karriere mag 1975 ein Grund für die Reunion der Original-Animals gewesen sein. Nach knapp zehn Jahren stellte man wieder ein gemeinsames neues Album vor. Die neue LP „Before We Were So Rudely Interrupted“ geriet überraschend überzeugend, wenngleich so kantig wie in den 1960er-Jahren. Die Veröffentlichung wurde bis 1977 hinausgezögert und stieß auf ein positives Echo. Auch Burdon zeigte sich zunächst zufrieden, sagte aber später, „Before We Were So Rudely Interrupted“ sei schon Ende der 1970er- Jahre nur noch lächerlich gewesen. Mit einer neuen Besetzung seiner Band gab Burdon Ende April 1976 im WDR-Studio sein erstes solides Rockpalast-Konzert. Dennoch reichte er auch jetzt nicht an die Zeit seiner Höhen - flüge heran. An seinem Solo-Album „Survivor“ von 1977 wirkten dann zwar namhafte Musiker wie Maggie Bell, Frank Diez, Alexis Korner, Rabbit und Zoot Money mit. Die guten Ansätze konnten aber nicht verbergen, dass gelegentlich Konzes - sio nen an den musikalischen Mainstream ge - macht wurden. Im selben Jahr zog Burdon für längere Zeit nach Deutschland, wo er 1980 Udo Lindenberg kennenlernte. Obwohl Musiker aus dessen Umfeld Burdon in seiner neuen Band Fire Department zur Seite standen, war das 1980 entstandene Album „Last Drive“ von 1980 nicht überzeugender, sodass es erst 2012 als CD er - schien. Genauso wenig überzeugend war das 1980 erschienene US-Album „Darkness Dark - ness“. Eine große Chance sah Burdon danach im Angebot der deutschen Regisseurin Christel Buschmann, die Hauptrolle in dem Spielfilm „Comeback“ zu übernehmen, der sich an seine Erfahrungen im Musikgeschäft anlehnen sollte. Der Film enthielt Ausschnitte eines Burdon-Live- Konzerts im Berliner Metropol; Tonaufnahmen davon waren 1992 auf „The Unreleased Eric Burdon“ zu finden. Aber sowohl der im April 1982 uraufgeführte Film als auch das Soundtrack-Album www.musiker-online.tv

STORIES 51 der Burdon Band blieben hinter den Erwartun gen zurück, obwohl einige starke Songs wie „No More Elmore James“ dazugehörten und der Sound - track bis auf gelegentliche störende Syn thesizer- Einsätze und der Disco-Track „Street walker“ durchaus überzeugen. Tatsächlich waren in der Zeit noch weitere hörenswerte Songs entstanden, und Burdon spielte mit seiner Band gute Konzerte, wie die 2008 in Japan erschienene Doppel-CD „Ulitmate Comeback“ beweist. Im August 1982 trat die Eric Burdon Band mit den Top Acts Rory Gallagher, BAP und David Lindley beim ersten Rockpalast Open Air Festival auf der Loreley auf und zeigte sich in blendender Form. Alle Bands kamen dann noch zu einer ausgedehnten Jam session zusammen, sodass dieses Festival zu den denkwürdigsten Rock palast- Events zählt. Neue Impulse für Burdons Schallplatten-Kar - riere folgten daraus nicht. Die Original-Animals ver - suchten 1983 ihr Heil mit einer weiteren Reunion. Das neue Resultat „Ark“ wirkte nun aber weichgespült, so dass die Animals ein Schatten ihrer selbst blieben. Für Live-Auftritte im Londoner Wembley-Stadion und in Detroit hatte sich die Band vorsorglich auf ihre Hits der 1960er-Jahre konzentriert. Die Alben „Rip It Off – Greatest Hits Live“ von 1984 und „The Last Live Show“ von 2008 mit Studioaufnahmen der Band aus den 1970er- Jahren klangen daher besser als „Ark“, jedoch hatte die Musik auch live an Biss eingebüßt. Rückblickend meinte Burdon, dass es zu dieser Reunion besser nicht gekommen wäre. Sein eige nes Album „Power Company“ von 1983 hatte freilich musikalisch auch nicht viel zu bieten. Burdons Durststrecke bis zum nächsten respektablen Soloalbum sollte noch lange anhalten. Deswegen griff er für neue Veröffentlichungen über viele Jahre auf sein Archiv zurück, meistens auf Konzertmitschnitte in überwiegend guter Ton - qualität. Die Bühne war sein Lebensraum, und er setzte bei seinen Konzerten in aller Regel auf bewährtes Songmaterial, das er einfallsreich zu variieren wusste. Manchmal belebte er mit Lee Oskar auch alte War-Zeiten wieder, ohne die Energie der Jahre 1969 bis 1971 erreichen zu können. Abgesehen davon konnte Burdon mit seinen Auftritten fast immer punkten. Gute Beispiele dafür sind die Alben „The Unreleased Eric Burdon“ und „I’m Ready – The Unreleased Eric Burdon Vol. II“ von 1992 bzw. 1997. Ein Highlight wurden 1990 gemeinsame Auftritte mit dem Doors-Gitarristen Robby Krieger. Das war ein Traumpaar, und natürlich war der Doors- Klassiker „Roadhouse Blues“ im Repertoire, der Burdon auf den Leib geschrieben zu sein schien. Dennoch kam nicht mehr als das Bootleg 1990 „Detroit Tapes“ dabei heraus, und erst 2008 vermittelte die offizielle DVD „Live At Ventura Beach California“ einen bildlichen Eindruck von der At - mos phäre in der Band Eric Burdon, Robby Krieger and Friends. 1991 tat Burdon sich mit dem Key - boar der Brian Auger und dessen Band zusammen. Das Ergebnis wurde im selben Jahr auf dem Album „Access All Areas Live“ festgehalten – eingeschlossen der „Roadhouse Blues“. Diese Band bot einen gelungenen Querschnitt durch Burdons bisherige Erfolge und strahlte große Spielfreude aus. Unter Burdons zahlreichen Live-CDs verdienen seine vier unter seinem eigenen Label Flying Eye Records herausgebrachten Alben aus der Zeit von 1997 bis 2002 besondere Erwähnung: die drei „Official Bootlegs“ und „Live In Seattle“. Aber auch Studioaufnahmen, die bis in die frühen 1970er-Jahre zurückreichten, kamen ans Tageslicht, so die Japan-CDs „Ultimate Rarities Vol. 1 und 2“ aus der acht Alben umfassenden Spirits of „Eric Burdon“ Series. Manches konnte es ohne Weiteres mit bisherigen offiziellen Ver - öffentlichungen von Burdon aufnehmen, sodass es erstaunt, was im Archiv geblieben war. Zum Beispiel wurde ein Teil von Burdons autobiografischem Konzept-Projekt „I Used To Be An Animal“ von 1988 übertroffen, das sein damaliges Label Metronome unter diesem Titel „I Used To Be An Animal“ nur gekürzt verkaufte. Besser als „Power Company“ von 1983 konnte Burdon aber auch damit nicht an seine Karriere bis 1971 anknüpfen. Restliche Aufnahmen der autobiografischen Sessions wurden 1995 mit daraus veröffentlichten Songs als „Lost Within The Halls Of Fame“ angeboten, nachdem Burdon und die Animals 1991 in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame aufgenommen worden waren. Leider weist das nach Mainstream klingende Album „Lost Within The Halls Of Fame“ Burdon nicht als einen der größten Rocksänger aus, sondern ist hin und wieder sogar langweilig. Von 2004 bis 2013 gelang es Burdon endlich, neue Studioalben von kontinuierlich steigender Qualität vorzulegen. Mittlerweile war es ihm gelungen, von Alkohol und Drogen wegzukommen und Kopf und Seele zu befreien. Wasser wurde zu seinem Lebenselixier. 2004 erschienen seine gemeinsam mit einem Schriftsteller verfasste zweite Autobiografie „My Secret Life“ und sein gleichnamiges neues Studioalbum, das ge - genüber „Lost Within The Halls Of Fame“ ein großer Fortschritt war. Um beides zu promoten, war im Vorfeld bereits die DVD „Yes, You Can Go Home – On The Road With Eric Burdon & The Animals“ von 2003 entstanden – ein persönlicher Rück - blick mit einigen Statements und Ausschnitten aus einem Auftritt in Burdons Heimatstadt New castle. Eric Burdon und seine Animals gingen außerdem auf Tournee und traten 2004 in Köln für den Rock - palast auf. In dem erfrischenden Konzert spielte die Band einige Stücke von „My Secret Life“, überwiegend aber frühere Erfolge der Animals. Ähnlich verhielt es sich 2005 mit den Live-Auf - nahmen des Albums „Athens Trafic Live“, dem der bekennende MTV-Gegner Burdon eigene Musik - videos mit persönlichen Reminiszenzen beigab. Seine Kraft war so weit zurückgekehrt, dass 2006 sein nächstes Studioalbum „Soul Of A Man“ auf dem Markt war, das mit seiner Erdigkeit „My Secret Life“ übertraf. Ende April 2008 gab Burdon mit der völlig umbesetzten Band War in der Londoner Royal Albert Hall ein sehr gut aufgenommenes Konzert, das Spekulationen über eine dauerhafte Reunion nährte, bei denen es aber blieb. Eine regelrechte Überraschung war 2012 die EP „Eric Burdon & The Greenhornes“ mit vier sehr unterschiedlichen Songs. Die ersten drei gehören zum Besten, was Burdon seit Jahr - zehnten aufgenommen hat. Gemeinsam mit der US-Garagen-Rockband The Greenhornes hatte er „in no time with no sacrifice of professionalism“ (Burdons Liner Notes) den an Jimi Hendrix’ „Who Knows“ erinnernden und vor Kraft strotzenden Song „Black Dog“, den gediegenen, ruhigen Blues „Out Of My Mind“, den herrlich rauen Song „Can You Win“ und die wie hingeworfene Spaß num - mer „Cab Driver“ aufgenommen. Letzteren konnte sich wohl nur ein Urgestein wie Burdon leisten – ähnlich wie die Beatles und Cream in ihrer Blüte - zeit so etwas auf ihren Alben eingestreut hatten. Burdons bis dato letztes Studioalbum ist das würdige Alterswerk „’Til Your River Runs Dry“ von 2013. Er war sich treu und innerlich jung geblieben. So jemand konnte auch immer noch Auf - trittsorte wie die gut 1 200 Personen fassende Hamburger Fabrik füllen und zum Kochen bringen. Von August 2010 bis Juni 2015 war er dort nicht weniger als sechsmal zu Gast. Das ruhige Sitzen im Lehnstuhl ist nicht seine Sache, und vielleicht wird er nach der lähmenden Corona- Pause auch im Alter von über 80 wieder auf Tournee gehen. NÄCHSTE FOLGE: COLOSSEUM TEXT: DR. NORBERT APING BACKGROUND: © VEJAA / ADOBE STOCK FOTOQUELLE: ERIC BURDON, WIKIPEDIA DR. NORBERT APING Geboren 1952, Buchautor und Direktor des Amtsgerichts a. D. in Buxtehude 1/2023 musiker MAGAZIN

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