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Musiker Magazin 1/2023

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2023 – Plakat; Deutscher Rock & Pop Preis 2023 – Konzept STORIES: Frank Reinke – »Mit „Apache“ hat alles angefangen – mit „Apache“ hört es auch auf.«; NANOBEAT – Eine Symbiose von traditioneller kurdischer Musik mit Elementen der Rock- und Popmusik; ÖTTE & BAND – Ein Song für den Frieden; SYNYANA – Die gebürtige Hessin ist eine vielseitige talentierte Künstlerin; GREIF TECH BRODY – Die orchestrale Gitarre 2.0; Jutta König – Sie spannt einen musikalischen Bogen von Rocksongs bis singer-songwriter Stücken; BERGE – Zwei Vollblutmusiker aus Berlin; NOR!AN feat. Isi W. – Vibe der Freiheit und Abenteuerlust; Nicole Jukic – »Neue Wege!«; Sofia Lainovic – Musik ist für mich Freiheit; Die Historie der Rock- & Popmusik: Eric Burdon und die Animals; Miles King & The Foolish Knights; VIBES O’ FIVE – Wenn Musik gut gemacht ist, verdient sie unseren Respekt RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

48 STORIES den 1969 das

48 STORIES den 1969 das Power-Trio Grand Funk Railroad für sein Live-Album gespielt hatte. Der Erfolg der Animals drückte sich in der Zeit von 1964 bis 1966 außerdem durch zahlreiche Singles, einige EPs und zahllose Live-Auftritte aus. Heute ist dies gebündelt dokumentiert durch die CDs „A’s B’s & EP’s“ (2003) und „The Complete Live Broadcasts“ I und II (1964 bis 1966) von 2019 bzw. 2020. Die zweite Doppel-CD bietet sogar drei Tracks der um sieben Bläser verstärkten Ani mals Big Band, mit der es keine Studio-Auf - nahmen gab. Allein zu bedauern ist, dass all die Aufnah men entstanden, bevor sich Aufnahmeund Gi tarrentechnik sprunghaft entwickelten. Erfolg und das Tourleben ließen die Animals bald zerbrechen. Nicht zuletzt auch unter dem zunehmenden Konsum von Drogen und Alkohol wuchsen die Spannungen unter den Musikern. Burdon bekannte, dass LSD zu einem wichtigen Bestandteil der Bandmitglieder geworden sei. Hatten sie allerdings gedacht, ihre bisherige Karriere habe ihnen Millionen eingebracht, stand man plötzlich doch mit leeren Händen da und machte dafür den gemeinsamen Manager verantwortlich. Allerdings war Bassist Chandler auch des ständigen Reisens überdrüssig geworden und wollte künftig Musik produzieren. Sein Neu start war spektakulär. In New York hatte er Jimi Hendrix entdeckt. Chandler tat sich mit dem Animals-Ma - nager zusammen, um den kommenden Superstar zu fördern, und produzierte die ersten beiden Erfolgsalben der Jimi Hendrix Experience. Burdon wiederum freundete sich mit dem genialen Gitar - risten an, dem er bis zu dessen frühem Tod im September 1970 verbunden blieb. Noch zu dessen Lebzeiten wollte er einen Film über das Kon - zert der Jimi Hendrix Experience von Ende Februar 1969 in der Londoner Royal Albert Hall in die Kinos bringen. Darauf wartet man bis heute vergeblich. Hendrix hatte die Veröffentlichungs rechte an dem Filmmaterial an den Manager der Ori gi - nal-Animals, an Burdons späteres US-Manage - ment sowie an einen Dritten abgetreten, dessen Witwe noch vor einigen Jahren darüber verfügt haben soll, sodass die Hendrix-Erben damit bislang nicht frei schalten und walten konnten. Nach der Auflösung der Original-Animals zog es Burdon in die USA, die ihn mit der psychedelischen Revolution und der Möglichkeit reizten, lange, rauschhafte Motorradfahrten in die kalifornische Wüste zu unternehmen. In New York nahm er mit unbekannt gebliebenen Studiomusikern die LP „Eric Is Here“ auf. Das 1967 veröffentlichte Album wirkte allein schon durch den Einsatz eines klassischen Orchesters arg geglättet. Kurz darauf hatte Burdon sich aber mit britischen Mu - sikern in Kalifornien niedergelassen, die er noch in London für eine Fortsetzung der Animals ge - wonnen hatte. Nun hatten die Animals zwei Gi - tar risten: John Weider, der 1969 bei der britischen Band Family einstieg, und Vic Briggs. Bass und Schlagzeug spielten Danny McCulloch bzw. Barry Jenkins. In dieser Besetzung traten Eric Burdon und die neuen Animals live in der Hamburger DAG Swing Time Party mit den Songs „C. C. Rider“, „A Love Like Yours“ und „Shake, Rattle and Roll“ auf, die der Beat-Club Ende Januar 1967 sendete. In der bundesdeutschen Konkur renz-Musik - show Beat Beat Beat spielte die Band unter anderem den Blues-Song „Tobacco Road“, der bald darauf durch die furiose Version der Bluesrock- Band Spooky Tooth und Burdon selbst besonders bekannt werden sollte. Weiders Gi tarrensoli zeigten, wie stark sich der Gitarren sound verbessert hatte. Eric Burdon und die neuen Animals spielten Ende 1967 und im Mai 1968 die wegweisenden Alben „Winds Of Change“ und „The Twain Shall Meet“ ein und waren Mitte Juni 1967 auf dem legendären Monterey Pop Festival vertreten, das für Burdon zum zentralen Erlebnis seiner Kar rie - re wurde – und darüber begeistert in seinem Song „Monterey“ berichtete. Auch auf dem Newport Pop Festvial spielte er Anfang August 1968 mit den Animals ein Set. Überhaupt verarbeitete Burdon seine neuen US-Erfahrungen, die weiterhin mit LSD-und Kokain-Konsum einhergingen, zu mitreißenden, psychedelisch-beeinflussten Songs, deren Texte aber wie Talking Blues wirkten. Herausragende Songs aus dieser Periode sind die Cover-Version des Rolling- Stones-Hit „Paint It Black“, „San Franciscan Nights“, „Good Times“, „When I Was Young“ und „Sky Pilot“. Der Psychedelic-Rock der neuen Animals hätte sich nicht deutlicher von den Alben der Original-Animals unterscheiden können. Nur wenigen anderen zeitgenössischen Musikern ge - lang eine so beeindruckende Erweiterung ihres musikalischen Spektrums. Unbedingt empfehlenswert sind daher auch Live-Aufnahmen der neuen Animals aus den Jahren 1967 und 1968. Diese findet man als Bonus-Tracks auf der CD- Ausgabe von „Animalism“, vor allem aber auf der Doppel-CD „The New Animals, Complete Broadcasts III“ von 2022. Sie füllten 1990 auch die in Australien veröffentlichte CD „Roadrunners“. Der musikalische Höhenflug der neuen Animals war aber nicht von Dauer. Psychedelische Ein - flüsse nahmen überhand und lenkten auf dem 1968 vorgelegten Album „Every One Of Us“ von bisher gezeigten Stärken ab, für das sich die Band um den britischen Keyboarder Zoot Money verstärkt hatte. Manchmal fehlte es an Konsistenz, zum Beispiel bei dem überlangen, knapp 19- minütigen Stück „New York 1963 – America 1968“. Viele Käufer reagierten enttäuscht. Zwiespältig wurde auch die Doppel-LP „Love Is“ aus demselben Jahr aufgenommen, für die Vic Briggs durch den künftigen Police-Gitarristen Andy Summers ersetzt wurde. Man warf „Love Is“ vor, die Band habe ihre Richtung vollends verloren. Auch wenn das Doppelalbum überwiegend Cover- Versionen enthält, sind sie fulminant und innova- www.musiker-online.tv

STORIES 49 »Burdons Geschichten, die er mit seinen Songs erzählt, berühren die Zuhörer und nehmen sie mit, weil sie das, was den Blues ausmacht, erlebbar machen.« tiv. Einige von ihnen zählen sogar zum Besten, was Burdon und die Animals hervorgebracht haben: die grandiose Verneigung vor Tina Turner mit „River Deep, Mountain High“ sowie die einfallsreichen Cover von „Ring Of Fire“ (Johnny Cash), „To Love Someboy“ (ja, von den Bee Gees!) und „Coloured Rain“ (Traffic), dazu das herrliche Rhythm-&-Blues-Stück „I’m An Animal“. Viele lehnten das Album wohl wegen der psychedelisch überladenen Stücke „Gemini“ und „The Madman (Running Through The Fields)“ ab, die die vierte LP-Seite füllten. Das aus heutiger Sicht aus der Zeit gefallene Stück „Gemini“ stört regelrecht und reichte schon damals nicht an den Space-Sound der frühen Pink Floyd heran. Wären einige der nicht zielführenden musikalischen Passagen geschnitten worden, wäre „The Madman“ wohl ein hörenswerter Song geworden. Für beide Stücke braucht man Durchhalte - vermögen, das die wenigsten nach dem langen Blues „As The Years Go Passing By“ für die vierte Albumseite von „Love Is“ ein zweites Mal aufgebracht haben werden. Mir ist es nicht anders ge gangen. Jedenfalls sank die Popularität der Band weiter, und Ende 1968 trennte man sich. Dass die Auskopplung „Ring Of Fire“ Anfang 1969 in die Hitparaden kam, war nur noch eine Rand notiz. Die Entwicklung hinterließ solche psychischen Spuren bei Burdon, dass er erwog, dem Musik - geschäft den Rücken zu kehren. Vorübergehend besuchte er in Hollywood eine Schauspielschule, erkannte aber, dass Musik seine treibende Kraft geblieben war. Bald nahm er im örtlichen Club Experience an Jamsessions teil und lernte dabei in der ersten Jahreshälfte 1969 den Blues-Mund - harmonika-Spieler Lee Oskar aus Kopenhagen kennen. Mit ihm trat er erstmals im Juni des Jahres öffentlich beim Newport Pop Festival auf. Durch weitere neue Bekanntschaften schloss Burdon einen neuen Managementvertrag, der sich rückblickend für ihn als noch ungünstiger herausstellen sollte als der der Original-Animals. Shift aufmerksam. Und das leitete für ihn eine und Blues-Mundharmonika-Soli von Charles Miller neue fruchtbare musikalische Periode ein. Als Lieb - bzw. Lee Oskar zu einem besonderen Erlebnis haber afroamerikanischer Musik war er davon werden ließen. Nun strömten die Zuschauer erst begeistert, mit einer solchen Band neu durchzustarten. Mit Oskar, einigen Mitgliedern von The Zwei Tage vor Jimi Hendrix’ Tod war die Band recht in die Konzerte von Eric Burdon und War. Night Shift und einem neuen Bassisten wurde am 16. September 1970 noch gemeinsam mit die neue Band Eric Burdon And War aus der ihm als Rhythmusgitarristen im Londoner Ronnie Taufe gehoben, die aber erst einmal zu einer ge - Scott’s Jazz Club aufgetreten und hatten mit ihm meinsamen musikalischen Richtung finden musste. Während Burdon und Oskar die Band auf gespielt. Als die Band am 26. September 1970 „Blues For Memphis Slim“ und „Tobacco Road“ Blues einschwören wollten, verstanden die übrigen Mitglieder unter amerikanischem Blues fun- Studio ohne Zuschauer vier furiose Stücke von zu Gast im Bremer Beat-Club war, lieferten sie im kigen Rhythm & Blues. Schließlich fand man zu rund 45 Minuten Dauer ab. Damals wurden aber einer jazzartigen Mischung, zu der der experimentierfreudige Burdon Songtexte aufgriff und strahlt. Die schiere Energie der Band verschlug nur „Paint It Black“ und „Spill The Wine“ ausge- auf deren Grundlage er improvisierte. Damit entfernte er sich noch weiter von der Musik der tig dieser Auftritt war, erschloss sich Jahrzehnte einem vor dem TV-Gerät den Atem. Wie großar- Original-Ainmals. Aber genau die neue Musik rich - später, als auch die beiden anderen Stücke tung schlug bei Live-Autritten so gut ein, dass „Tobacco Road“ und der Boogie-artige Song Anfang 1970 die LP „Eric Burdon Declares ,War‘“ „Bare Back Ride“ aus dem Archiv geholt und als produziert werden konnte. Bei den Sessions DVD unter dem Obertitel „The Lost Broadcast“ konnten Burdon und seine Bandkollegen offenbar aus dem Vollen schöpfen: Es wurden so viele hatte nicht weniger als eine musikalische Stern - verkauft wurden. Regisseur Michael Leckebusch neue Songs aufgezeichnet, dass ein Teil erst auf stunde festgehalten. Mittlerweile liegt das Set auch dem Nachfolgealbum Platz fand. auf der 2022 erschienenen CD „Spill The Wine ... Live!“ vor, zusammen mit zwei Live-Aufnahmen Das neue Debütalbum und die daraus ausgekoppelte Single „Spill The Wine“ wurden zu 1969. Noch wagemutiger und improvisierungs- aus dem italienischen Fernsehen vom Oktober einem großen Erfolg. „The Vision Of Rassan“, freudiger geriet Eric Burdon und War 1971 das „Spill The Wine“, „Tobacco Road“ und der herrliche „Blues For Memphis Slim“ glichen intensiven Burdon“, das mit dem bereits Anfang 1970 auf- nachfolgende Doppelalbum „The Black Man’s musikalischen Expeditionen. Im Zentrum des genommenen „Paint It Black Medley“ eröffnet Seine neuen Produzenten machten Burdon allerdings auf die afroamerikanische Band The Night den die beiden exquisiten, inspirierten Saxophon- Mischung aus der Aretha-Franklin-Hommage letz teren Tracks stand der „Mother Earth“-Blues, wird. „The Black Man’s Burdon“ wurde mit seiner 8 1/2023 musiker MAGAZIN

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