12 STORIES gerne Tonmeister werden will. Darauf der Be - rater: Ach so, Sie wollen mit Ton arbeiten. Er meinte aber eine Töpferausbildung! Nächster Versuch. Aufnahmeprüfung zur NDR- Tontechnikerschule in Nürnberg. Habe ich nicht bestanden, weil ich nicht wusste, wie hoch der Eifelturm ist und was das Artgewicht von Kork ist … ich konnte also gar kein guter Tontechniker werden. Dass ich schon Radio- und Fernsehtech - niker und Musiker war, hat niemanden interessiert dort. Anfragen auf eine Assistentenstelle in den großen Hamburger Tonstudios (Windrose Studio, Polydor) blieben ohne Erfolg. Die alteingesessenen Tonleute dort hatten kein Interesse, ihr Wissen an junge Leute weiterzugeben. SAE gab es damals ja noch nicht. FRANK REINKE: 1964 – die erste Schülerband „The Chambers“. Es gab damals keine PA, wer einen Quelle- Universum-Verstärker hatte oder einen Dynacord Jazz war schon ganz weit vorn. Bassboxen wurden selbst gebaut. Immer wieder die Lieblings - plat ten gehört und versucht, so gut wie möglich nachzuahmen. Da merkte ich schon, dass ich viel Freude daran hatte, so perfekt wie möglich an das Original ranzukommen. Zu der Zeit spielte ich in der Tanzband „Mos- kitos“. Bei einem Gig in Hamburg hörte uns ein damals bekannter Produzent (George Moslener) und fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, für ihn Playbacks einzuspielen. Das war für uns natürlich eine tolle Chance und so lernte ich die ersten Tonstudios kennen. Ein Jahr später meldete sich George bei mir und sagte, dass man im Peer Studio jemanden suchte. Ich hatte einen Monat Probezeit und war dann 13 Jahre dort. Es fing an mit einer Tele funken M10/4-Spur und endete mit MCI 48-Spur. MM: Welche Highlights hast du im Studio des Peer Musikverlags erlebt? Die Eltern haben uns dann am Samstagabend zum Gig in irgendeine Dorfgaststätte gefahren (wir waren etwa 15 Jahre alt zu der Zeit). Ju gend - schutz … was ist das? FRANK REINKE: In diesen 13 Jahren gab es so manchen Welthit. Taco/Puttin on the Ritz, Peter Schilling/Major Tom, Goombay Dance Band/Sun Geübt wurde im Seelenmeyer Waldhaus in Lüneburg in einem Wald nahe der Ilmenau. Ein wunderbarer Ort mit magischer Atmosphäre. Dort traf ich dann auch zum ersten Mal Django und Ole Seelenmeyer, mit denen ich noch heute verbunden bin. Wir konnten richtig aufdrehen und es hat niemanden gestört. MM: Wie bist du dann Tontechniker geworden? FRANK REINKE: Als Junge aus der Provinz (komme aus Lüneburg) war es zu der Zeit schwierig, in die Tonstudio-Szene zu kommen. Ich ging zur Berufsberatung und sagte, dass ich www.musiker-online.tv
STORIES 13 dulationseffekt. Kann man gut hören bei Lonzos Geigensolo im Titel „Hamburger Deern“ von der Rentnerband. Dieser Effekt wurde oft und gern von mir eingesetzt. Da das Peer Studio einem amerikanischen Musikverlag gehörte, wurde ich auch auf große USA-Studio-Besichtigungstour geschickt. NY, Nashville, LA, Miami, wobei ich besonders das Criteria Studio in Miami in Erinnerung habe. Die Bee Gees waren gerade da („Stayin’ Alive“) und verbrachten viel Zeit mit Volleyball vor dem Studio, während ich mit Karl Richardson (Bee Gees Engineer) hinter dem MCI-500-Pult plaudern konnte. MM: Nach deiner Peer-Zeit hast du als freiberuflicher Tontechniker weitergemacht. Mit welchen Studios und Künstlern hast du zu - sammengearbeitet? »Die Peer-Zeit war einfach großartig. Als Ver lagsstudio stand ich nicht so unter Druck wie in den meisten Mietstudios. Und das Team dort war toll.« FRANK REINKE: Ja, die ganze Branche veränderte sich so langsam. Japanisches Studio equip ment wurde für Musiker immer erschwinglicher. Bald hatte jeder Musiker sein eigenes Homestudio. Jeder fing an, alles selbst zu machen. Mein Tä tigkeitsfeld verlagerte sich immer mehr in den privaten Studiobereich. of Jamaica, Louisa Fernandez und viele, viele mehr. Nummer 1 Hits in USA und Europaweit waren immer wieder dabei. Die ganze Periode mit der Hamburger Szene war natürlich auch sehr lustig: Rentnerband, Leine - mann, Willem … eine unbeschwerte Zeit war das. Mit vielen Experimenten. Damals gab es ja noch keine Modu lations - effekte (Flanger, Phaser). Mit einem Trick war ich da doch der Zeit voraus. Bei der Telefunken 4- Spur Maschine gab es einen Sync.-Kopf der ja zeitlich vor dem Wiedergabekopf liegt. Ich verzögerte das Signal einer Spur vom Sync. Kopf über ein Dynacord Band Echo mit verstellbarem Tonkopf, dass er zeitlich kurz vor oder kurz nach dem Wiedergabekopf lag. Dadurch bekam ich einen Phasingeffekt. Durch Aufkleben von Klebeband auf der Bandschleife (leiern) erzielte ich einen quasi Mo - Aufnehmen konnte bald jeder Musiker selbst, aber mit dem Mischen haben sich die meisten doch sehr schwergetan. Das wurde dann zu meinem Hauptschwerpunkt. Chateau du Pape, Rüssl und Chamäleon Studio gab es immer noch. Aber der liebste Ort für mich war immer das VOX Klangstudio von Volker Heintzen. Ein einzigartiges Studio mit einer warmen Atmosphäre, tollem Equipment und Volkers unglaublichem Geschick und Ge schmack, alles im 60er-Jahre-Stil einzurichten. Ich habe dort 8 1/2023 musiker MAGAZIN
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