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Musiker Magazin 1/2022

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum

44 STORIES Morrison und

44 STORIES Morrison und Manzarek absolvierten 1965 die UCLA Film School in Los Angeles. Im Juli des Jahres trafen sie sich zufällig am Strand Venice. Morrison berichtete, er habe einige Songs ge - schrieben, und sang „Moonlight Drive“ vor. Manzarek war von dem Song mit dem ungewöhnlichen Text so beeindruckt, dass er überzeugt war, mit dieser Art Musik erfolgreich zu werden. Die beiden beschlossen, eine Band zu gründen. Damals besuchte Manzarek in Los Angeles eines der ersten Meditationszentren des Maharishi Mahesh Yogi, der 1968 zeitweise großen Einfluss zum Beispiel auf die Beatles hatte, und lernte dort den Jazz-Drummer Densmore kennen. Manzarek gewann seine zwei Brüder für das Band projekt, und man fand außerdem einen Bassisten. Der Name der neuen Band wurde Aldous Huxleys Aufsatz „The Doors of Perception“ über Erfah rungen mit bewusstseinsverändernden Drogen entlehnt. Im September 1965 spielte diese Doors-Besetzung sechs Demoversionen von Morrisons Songs ein, von denen vier im „The Doors Box Set“ von 1997 zu finden sind, darunter „Moonlight Drive“, das sich enorm von der später bekannt gewordenen Aufnahme unterscheidet. Diese For mation war nur kurzlebig, weil Manzareks Brüder und der Bassist von Morrisons Songs überhaupt nicht begeistert waren. Ersatz für diese drei fanden Manzarek und Densmore in dem Gitarristen Krieger, der ebenfalls das Medi - tationszentrum besuchte. Jedoch fand man keinen zufriedenstellenden Bassisten. Als Manzarek den Rhodes Piano Bass entdeckte, hatten sich die Doors endgültig formiert. Live spielte Manzarek zu den Keyboards den Klaviatur-Bass, und nur im Studio wurde die Band künftig von verschiedenen Bassisten unterstützt. Ihre ersten Live-Erfahrungen sammelten die Doors im kleinen Club London Fog in Hollywood mit einem zunächst stärker am Blues orientierten Re pertoire. Aus der Zeit stammt der Mitschnitt „Live at the London Fog 1966“, den das Label Rhino 2019 veröffentlichte. Er belegt, dass auch Morrison-Songs wie „You Make Me Real“ und „Strange Days“ vertreten waren. Im London Fog entdeckte die Talentsucherin Ronnie Haran die Doors für den bekannten Club Whiskey a Go Go. Die Doors avancierten 1966 zu dessen Hausband. Morrisons häufig assoziative, anspielungsreiche Texte machten vor nichts Halt und trafen im Ge - wand ungewöhnlicher Musik den Nerv der Zeit. Haran war von den Doors so überzeugt, dass sie Jac Holzman, den Gründer des Plattenlabels Elektra, auf die Band aufmerksam machte. Es brauchte aber zwei Besuche im Whiskey a Go Go, bis sich Holzmans Enthusiasmus für die Doors einstellte und er sie im Sommer 1966 unter Ver - trag nahm. Um ein Haar hätte Morrison diese »Ich interessiere mich für alles, was mit Revolte, Unordnung und Chaos zu tun hat – vor allem für das, was keinen Sinn zu haben scheint. Für mich ist das der Weg zur Freiheit.« Riesenchance verspielt. Denn kurz nach Holzmans zweitem Be such endete das Engagement der Doors im Whiskey a Go Go. Morrison hatte dem Song „The End“ die berüchtigte ödipale Passage „Father, I want to kill you ...“ hinzugefügt, weshalb der Geschäftsführer des Clubs die Band auf der Stelle feuerte. Morrison, der schon damals als unberechenbar galt und es schätzte zu provozieren, sagte über sich selbst einmal: „Ich inte res - siere mich für alles, was mit Revolte, Un ordnung und Chaos zu tun hat – vor allem für das, was keinen Sinn zu haben scheint. Für mich ist das der Weg zur Freiheit.“ Seine sexuellen Provo - kationen, ge paart mit zügellosem Alkohol konsum, sollten den Doors in den prüden USA der 1960er- Jahre noch großen Ärger eintragen. Ende August/Anfang September 1966 wurde das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen. Die Songs besaßen die wilde Rauheit, die die Band live ausmachte, und zeigte sie in Bestform. Die Zeile „Well, show me the way to the next Whisky bar“ aus dem „Alabama Song“ klang unbeabsichtigt wie Morrisons persönliches Programm, wie „Break On Through (To The Other Side)“ und „Light My Fire“ den Bandnamen thematisch wider- spiegelten. Um zu vermeiden, dass die Doors wegen Drogenbezügen von vornherein von den damals einflussreichen Radiostationen gemieden wurden, entschied der Produzent, Morrisons Text- Passage „She gets high“ in „Break on through“ zu entschärfen, indem „high“ entfernt wurde; dabei blieb es bis in die 1990er-Jahre. Unge wöhn - lich war vor allem der jam-artige psychedelischhypnotische Schluss-Song „The End“, der mit einer Dauer von über elf Minuten die übliche Song-Länge auf einer Rock-LP weit überstieg – später verwendete Francis Ford Coppola „The End“ in seinem Film „Apocalypse Now“ von 1979. „The Doors“ erschien am 4. Januar 1967 und machte die Band mit einem Schlag berühmt. Gleich von Beginn an gab es nach den Vorbildern der Beatles und der Rolling Stones Musik-Werbe - filme der Doors und außerdem Auftritte in Musik - sendungen des US-Fernsehens. Die erste Doors- Single mit „Break On Through“ schaffte nicht den erhofften Hit. Deswegen wurde im April 1967 „Light My Fire“, gekürzt um die Soli Manzarek und Krieger, ins Rennen geschickt. Damit gelang der erste Doors- Single-Hit, von dem im Laufe der Zeit zahllose Coverversionen entstanden. www.musiker-online.tv

STORIES 45 Morrison reagierte auf den Erfolg der Band gemeinsam mit seiner Freundin mit noch mehr Alkohol und Drogen. Der charismatische Per for - mer, der sich seiner theatralischen Möglichkeiten bewusst war, kam meist betrunken auf die Bühne und konnte zum Vulkan werden, dem das Publi - kum begeistert folgte. Zuweilen sang und schrie er sich die Seele aus dem Leib. Er provozierte, wenn er zum Beispiel mit der US-Flagge über sein Gesäß wischte. Unvermittelt fiel er auch auf der Bühne zu Boden, entweder kalkuliert oder als Folge von Alkohol und/oder Drogen. Anderer - seits wirkte er auch verklärt und abwesend und kehrte dem Publikum den Rücken zu, wie Bob Dylan es in späteren Jahren seiner Karriere tat. Bald hieß es auch, dass Zuschauer vor allem wegen Morrisons Bühnenexzessen in die Kon - zerte der Band strömten. Manzarek, Krieger und Densmore waren freilich ebenfalls alles andere als enthaltsam. Drogen und Alkohol wurden in rauen Mengen konsumiert. Manzarek zufolge waren manchmal alle vier Bandmitglieder auf der Bühne „drunks as skunks“. Zudem bediente Morrison in den ersten zwei Jahren der Doors- Karriere sein Image als Sexsymbol, das in seiner Ambivalenz sowohl Hetero- als auch Homo sexuelle erreichte. 1973 gehörte Morrison im Rock-Lexi - kon „Rock Dreams“ zu den Rockstar-Mythen und -Legenden, denen Guy Peellaert ikonografische Bilder widmete. Morrison stellte er im Netzhemd und in enger schwarzer Lederhose dar, wozu es in der Bildunterschrift stand, er sehe aus, „als hätten ihn sich zwei Schwule am Telefon ausgedacht“. Über seine öffentlichen Auftritte bemerkte Morrison 1969: „Nur auf der Bühne öffne ich mich. Dort oben empfinde ich Spiritualität.“ schlicht zu wiederholen. Mit „Strange Days“ entstand ein weiteres außergewöhnliches Doors- Album, das zugleich wie bei Filmen das seltene Beispiel ist, dass ein Nachfolger sogar besser als der Vorgänger ist. Vieles darauf ist „strange“ und „weird“, was zum wiederkehrenden Vokabular von Morrisons Lyrik gehörte. Kennzeichnend dafür dürfte auch seine Bemerkung „Ich glaube, ich kenne den Grund, kann ihn aber nicht benennen“ sein. Die Aufnahmen zu „Strange Days“ blieben von Morrisons Unberechenbarkeit nicht verschont. Das betraf ausgerechnet einen der be - kann testen Songs der Doors, das elfminütige Stück „When The Music’s Over“, mit dem das neue Album abschließen sollte. Da Morrison am Vorabend gemeinsam mit seiner Freundin Drogen eingeworfen hatte, erschien er nicht im Studio. Manzarek, Krieger und Densmore nahmen „When The Music’s Over“ ohne ihn auf. Morrisons Part wurde später aufgezeichnet. Das Ergebnis wirkt dennoch wie aus einem Stück und ist mitreißend. Auch heute noch kann man sich dem spek ta ku - lären Stück nicht entziehen. Es beginnt mit Manzareks gleichermaßen sparsamem wie aufregendem Spiel, zu dem Densmores Drums einsetzen, um in Morrisons orgiastischem Schrei und Kriegers Gitarre zu münden, die wie ein hoch - touriges Rennauto klingt. Gänsehaut pur. Wegen der Variationsbreite der Songs und ihrer musikalischen Wucht gilt „Strange Days“ für viele als das beste Album der Doors. Es kam Ende September 1967 auf den Markt. Die ständige Live-Präsenz ließ der Band weniger Zeit, sich schon vor den Aufnahmen für das nächste Studio-Album in Ruhe auf neue Kom po - sitionen zu konzentrieren und sich ihrem Arran - gement zu widmen. Gleichzeitig wuchs das Be - dürfnis der Band nach anspruchsvollerer Pro - duktion. Die Songs für das dritte Album der Doors wurden im Studio entwickelt. „Waiting For The Sun“ erschien im Juli 1968. Textlich abgerundeter schien es wie eine Abkehr von der Rauheit der ersten beiden LPs. Der Single-Hit „Hello, I Love You“ und der elektrisierende Song „Five To One“ blieben auf dem Album Ausnahmen bluesrock-artiger Stücke. Der Song „Waiting For The Sun“ erschien gar erst auf dem fünften Studio- Album der Doors. Neben weicheren, balladesken Tönen bezogen die Doors mit „The Unknown Soldier“ aber auch Stellung gegen den Vietnam- Krieg. Auf „Waiting for the Sun“ trat der Gene ra - tions konflikt hervor, unter dem Morrison litt. In seiner Kurzbiografie für sein Schallplatten-Label Elektra hatte er 1967 angegeben, dass seine Fa - mi lienmitglieder verstorben seien, obwohl sie lebten. Auch dieses Mal sollte ein langes Stück das Album abschließen. Mit seinen etwas über 17 Minuten Spielzeit blieb das experimentelle Projekt „Celebration Of The Lizard“ ein „Work in Progress“ und wurde zu Morrisons Lebzeiten nur live ge - spielt. Der Text spiegelte seinen Wunsch weg von der modernen Massengesell schaft zurück zu den Formen einfacheren Stammeslebens wider, mit ihm als Schamanen. 8 »Ende August/Anfang September 1966 wurde das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen. Die Songs besaßen die wilde Rauheit, die die Band live ausmachte, und zeigte sie in Bestform.« Das musikalische Qualitätsbewusstsein der Band litt darunter allerdings nicht. Für das Nach - folgealbum „Strange Days“ strebte sie eine ausgefeiltere Produktion an, in deren Vorfeld ihr Ton - ingenieur Bruce Botnick eine Vorpressung des Beatles-Album „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ besorgte. Gemeinsam experimentierte man im Studio. Dadurch vermieden die Doors, das Erfolgskonzept von The Doors

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