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Musiker Magazin 1/2022

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum

24 STORIES LILI CZUYA

24 STORIES LILI CZUYA »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.« HÖRBIE SCHMIDT BAND FEAT. LILI CZUYA „Ich liebe den Blues“ VÖ: 13. SEPTEMBER 2019 HOERBIESCHMIDTBAND.DE MM: Beim 38. Deutschen Rock & Pop Preis 2020 wurdest du als beste Sängerin und beste Popsängerin ausgezeichnet. Be wor - ben hast du dich mit dem Song „Reisende Seele“ aus dem Album „Ich liebe den Blues“ der Hörbie Schmidt Band. Wie ist dein Ge - winner-Song entstanden? LILI CZUYA: Die Geschichte zu dem Song hat leider einen sehr traurigen Ursprung. Im Jahr 2018 verstarb mein Vater völlig unerwartet an einem Herzinfarkt auf einer Geschäftsreise in Jordanien im Alter von 69 Jahren. Wir hatten eine sehr enge Verbindung, haben viele Konzerte seit meinem 13. Lebensjahr zusammen gespielt. Er war Schlagzeuger. Sein Tod riss mir den kompletten Boden unter den Füßen weg und ich erlebte einen noch nie zuvor erlebten Schmerz. Als ich am dritten Tag nach seinem Tod tränenüberströmt unter der Dusche stand, hörte ich den Song „Wayfaring Stranger“. Ich hörte die Be - deutung, die der Song seit Generationen in die Welt trägt, und war sehr berührt. Als dann die Zeile „I’m just going over Jordan“ hörte, war mir klar, dass ich eine eigene Inter pre - tation in Gedenken an meinen Vater singen möchte. So begann die Geschichte zu der deutschen Fassung „Reisende Seele“ für das zweite Album der Hörbie Schmidt Band „Ich liebe den Blues“. Die Hörbie Schmidt Band hat in höchster Fein - fühligkeit und größtem Respekt meine Ge dan - ken und Wünsche in der Gestaltung der Neu in - terpretation gewirkt. Das hat diesen Song zu einer sehr persönlichen Fassung gebracht. Dieser Song soll Mut machen, dass wir uns alle vielleicht irgend wann, irgendwo und irgendwie wieder begegnen und der Weg hier auf der Welt nur ein Teil unserer Reise sein könnte. Besonders be - rührt mich, dass es die Melodie, den Traditional im Original, schon seit Generationen gibt und viele Menschen weltweit schon Trost in dem Lied finden konnten. Das verbindet und bringt eine besondere Energie mit sich. Wenn ich den Song live singe, weinen oft Menschen im Publikum, weil sie berührt sind, und bedanken sich danach fürs Teilen. Das ist Musik. MM: Im Laufe deiner Karriere hattest du einige musikalische Wegbegleiter wie Roger Cicero, Hörbie Schmidt und Jessy Martens. Inwiefern haben sie dich inspiriert und was haben sie dir für deine musikalische Lauf - bahn mitgegeben? LILI CZUYA: Alle drei haben in mir viel aufgeweckt, weil sie alle mein musikalisches Herz erkannt, lesen gelernt und mich immer sehr konsequent herausgefordert haben. Sie haben mir immer mehr zugetraut, als ich es überhaupt gedacht habe. Das ist ein großes Geschenk. Leider ist www.musiker-online.tv

STORIES 25 älter als ich und hatten massig Erfahrung, teils weltweit. Ich musste überzeugen und überraschte. Ich bekam den Job. »Ich bin sehr froh, dass ich vor vielen Jahren zusätzlich zu meinem musikalischen Weg die Logopädie dazugewonnen habe. Ich bin beides: Künstlerin & Logopädin. In beiden Dis ziplinen kann ich die Herzen berühren und die Welt etwas schöner machen. Das erfüllt mich.« Roger nicht mehr am Leben, aber sehr viel in meiner Stimme ist in der Zeit seiner Begleitung in mir entsprungen und wächst kontinuierlich weiter, bis heute. Ich bin sehr dankbar, die Zeit mit ihm gehabt zu haben. Er war ein großartiger und besonderer Mensch. Jessy und Hörbie und auch weitere tolle Menschen sind nach wie vor an meiner Seite, die ich als Wegbegleiter nicht missen möchte. Sie sind ein Gefühl von Zuhause auf der Bühne und im Herzen, die mich immer wieder inspirieren, neue Schritte zu gehen und mich musikalisch weiter zu entfalten. MM: Mit 17 Jahren hast du angefangen, in Live-Clubs auf der Hamburger Reeperbahn zu singen. Wie bist du dazu gekommen und wie war das für dich? LILI CZUYA: Es begann alles in der Roten Laterne. Zunächst waren es Sessions mit verschiedenen Bands. Ich habe damals in einer Künstler-WG im Hamburger Caroviertel mit Stefanie Hempel, der heutigen Gründerin der Beatles-Tour in Hamburg, gewohnt. Es war eine sehr belebte Zeit mit tollen Musikern und guten Freunden. Zwei Jahre später wurde ich dann über einen Musikerkollegen an die Live-Szene der Hamburger Reeperbahn weiterempfohlen. Es war eine neue Welt. Es war anders als alles, was ich zuvor als Sängerin erlebt hatte. Es war die absolute Realität der rauen und doch zugleich so urigen Atmosphäre der Reeperbahnclubs. Von der Performance der Bands hängt jeden Abend der Umsatz der Clubs ab. Ich musste liefern, sonst würde ich schnell ausgetauscht werden. Das waren jetzt keine Sessions mehr. Ich habe mir innerhalb einer Woche das erste Programm von 30 Songs drauf geschafft. Zunächst waren meine neuen Musikerkollegen der Kiezbands sehr skeptisch, weil ich noch so jung war. Die anderen waren alle 10–20 Jahre Der Gitarrist meiner Band Eric Förster sagte am ersten Abend zu mir: „Willkommen im wahren Leben, Kleines. Auf geht’s!“ Eric gehört auch zu den einflussreichsten Menschen in meiner musikalischen Laufbahn. Er war in der Zeit wie ein großer Bruder, Mentor, Vorbild und ein guter Freund. Wir wohnten zufällig in der gleichen Straße. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und bin sehr glücklich, mit ihm diese Zeit erlebt zu haben. Ich war voller Energie und war nun auf diesen Bühnen und ich wollte nichts anderes. Ja, ich wollte das wahre Leben und hier war ich. Ich habe in den Irish Pubs und in der Kultkneipe „Lehmitz“ als Haussängerin mehrere Shows in der Woche gesungen. Im Lehmitz haben wir mit der Band auf einem riesigen U-Tresen performt. Der Aufgang auf den Tresen verlief über Kühl - schränke, die als Treppe dienten. Es war laut und rough, aber das ehrlichste Publikum, das ich je erlebt habe. Ich habe 30–40 Songs am Abend als 20-Jährige mitten auf der Reeperbahn bis morgens um vier gesungen und in jeder dieser Nächte die Menschen ganz nah erlebt. Die Clubs sind vor Energie teils fast explodiert. Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet – eine Er fahrung, die ich nicht missen möchte. Diese Zeit brachte mir auch meine große Liebe. Er war der Bassist meiner ersten Kiezband-Besetzung. Wir verliebten uns auf der Bühne. Wir sind jetzt seit 16 Jahren glücklich zusammen und haben einen Sohn, der mittlerweile 14 Jahre alt ist. Ohne den Kiez wären wir uns wahrscheinlich nicht begegnet. Somit war die Zeit auf der Ham - burger Reeperbahn eine sehr besondere in meinem Leben. MM: 2005 hast du an dem Projekt „Soulounge“ und 2018 beim „Rockpalast“ als Sängerin mitgewirkt. Wie waren diese Erfahrungen für dich? LILI CZUYA: Ja, beide Konzerte waren eine besonders schöne Erfahrung. 2005 hat Roger Cicero mich mit auf die „Soulounge“-Tour ge - nommen. Dort traf ich auf die Welt des Soul in facettenreichster Form mit fantastischen Sän gern und Musikern. Ich war sehr beeindruckt und erlebte meine Stimme in einem neuen Ge wand. Diese Tour eröffnete mir neue musikalische Pers - pektiven, die mich nachhaltig geprägt haben. 2018 nahmen mich Jessy Martens & Band als Sängerin mit auf die Bühne der Produktion „WDR Rock palast“. Dort habe ich mit zwei weiteren Sängern die Backings für das Konzert gesungen. 8 1/2022 musiker MAGAZIN

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