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Musiker Magazin 1/2021

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Das Musiker Magazin berichtet über aktuelle Themen der Rock- und Pop-Musikszene, veröffentlicht Fakten und Hintergründe und gibt Tipps und Ratschläge für die professionelle und semi-professionelle Musikszene in Deutschland. FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Anmeldung STORIES: Lena Hauptmann – Ihre Songs grooven, fließen und bewegen • BIRD’S VIEW – Jazzakkorde, krumme Taktarten und ein fetter Sound sorgen für originelle Songs • Sascha Salvati – »Künstler müssen einfach mehr zum Unter nehmer werden« • Chris Brandon – EingängigePopsongs, ein Schuss Rhythm and Blues und eine markante Stimme, die vor Energie sprüht • SPY # ROW – Eine neue Ära des Hard Rocks • In den Fängen der roten Ideologen • ZZ Top – That Little Ol’ Band From Texas • DISLIKE SILENCE – Mit einem Knall traten sie 2019 ins Rampenlicht • The Beatles Beat Band – 47 Jahre im Dienst der Pilzköpfe MUSIKBUSINESS: The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 1: VOCAL SKILLS • Nur intelligente Einzelkämpfer überleben RUBRIKEN: Musiker-News• CD-Rezensionen• Titelschutzanzeigen• Produkt-News • Kleinanzeigen • Impressum

34 STORIES seinem

34 STORIES seinem prägnanten Break – viele Jahre später von der Band noch einmal zitiert mit „I Gotsta Get Paid“. Der stimmungsvolle Slow-Blues „Sure Got Cold After The Rain Fell“ geht mit seinen Stops und Gibbons’ Soli tief unter die Haut. John Mayalls ehemaliger Gitarrist Buddy Whittington coverte dieses ZZ-Top-Stück auf seinem vorzüglichen Debütalbum von 2008. Mit diesem musikalischen Potenzial war die Band auf dem Weg zu USamerikanischen Publikumslieblingen. Das dritte Album „Tres Hombres“ von 1973 mit dem Hit „La Grange“ ist wohl das typischste ZZ-Top-Album, bevor die Band in den 1980er- Jahren zum Megastar wurde. Die treffsichere Mi schung aus intensivem Blues und beinhartem texanischen Rock wirkte wie ein Publikums - magnet. Vor allem die beiden ineinander übergehenden Bluesstücke „Waiting For The Bus“ und „Jesus Left Chicago“ sind neben „La Grange“ ZZ-Top-Klassiker. Spätes tens ab der Rockpalast- Nacht waren sie so beliebt, dass sie zu Dauer - brennern der Live-Auftritte des Trios wurden. Als das Album 2006 auf CD ein weiteres Mal wiederveröffentlicht wurde, wurden diese drei Songs in Live-Fassungen als Bonus-Tracks hinzugefügt. Die Stücke „Beer Drinkers And Hell Raisers“ und „Precious And Grace“ wiederum stehen für den kraftvollen Rock, der das Publi kum aus dem Häuschen bringt. „Tres Hombres“ steigerte die Popularität von ZZ Top enorm. Die Nachfrage nach Live-Auf tritten war so stark, dass die Band bis 1975 ständig auf Tournee war. Angesichts der damit einhergehenden Rastlosigkeit war als nächstes Album eine Live-LP die logische Folge. Indessen füllten Live- Mitschnitte nur die erste Seite von „Fandango!“ aus dem Jahr 1975. Die zweite Seite bestand aus sechs neuen Studio-Tracks, die die Band während einer knappen Tournee-Pause aufgenommen hatte. Allein drei davon zählen ebenfalls zu den gefragten ZZ-Top-Klassikern. Billy Gibbons’ „Blue Jean Blues“ coverte der kanadische Spitzen gitarrist Jeff Healey grandios auf seinem Debüt album „See The Light“ von 1988. „Heard It On The X“ und vor allem „Tush“ sind oft gespielte ZZ-Top-Publikumslieblinge. Die gelungene Mischung aus rasanten Live-Aufnahmen und neuen Studio songs, die mitreißen konnten, machten „Fandango!“ zum Verkaufsknüller. Auch dieses Album wurde als CD mehrfach herausgegeben, 2006 erweitert um drei bis dahin unveröffentlichte Live-Auf nah men. Um an den Erfolg von „Fandango!“ anzuknüpfen, wurde der Tournee-Betrieb von Ende Mai 1976 bis Ende 1977 mit knapp 100 US-Konzerten als Worldwide Texas Tour fortgesetzt. Anders als die bisherigen Live-Auftritte von ZZ Top wurde sie als Multimedia-Ereignis konzipiert. Die Bühne wurde dem Umriss des Staates Texas nachempfunden, Tiere gingen mit auf Tournee, darunter eine Klap - per schlange in einer Glaspyramide. Das Bühnen - bild wurde mit Gegenständen ausgerüstet, die als typisch für Texas galten. Dazu gab es visuelle Effekte und ein riesiges 3-D-Panoramabild. Die Worldwide Texas Tour markiert auch den Beginn von Gibbons und Hill in auffällig bestickten Bühnen - kostümen und als schrullige Parodien ihrer selbst, ohne darunter die Musik leiden zu lassen. Jahre später überlegte Gibbons beim Ausfüllen eines Meldeformulars, ob er als seinen Beruf „Musiker“ oder „Entertainer“ eintragen sollte. Die Worldwide Texas Tour füllte große Spielstätten wie Arenen und Stadien, sodass sie mit rund zehn Millionen Dollar Einnahmen zum Kassenfüller wurde. Sie gilt als eine der ehrgeizigsten und bizarrsten Touren in der gesamten Rockgeschichte. Geplant wurde damals, mit dem Tournee-Konzept Mexiko, Japan, Australien und Europa zu bereisen. Quaran - täne bestimmungen, die insbesondere die zur Show gehörenden Büffel betrafen, durchkreuzten jedoch solche Pläne. Auch Rockpalast-Redak - teur Peter Rüchel bestand bei den Ver hand lungen über den ZZ-Top-Auftritt in der Essener Grugahalle darauf, dass die Band ohne ihre Tiere kommen müsse. Von dem üppigen Bühnen-Outfit der World wide Texas Tour blieb schließlich nur der elektrische Schriftzug Fandango übrig. Während der US-Tour der Superlative entstand das Anfang Februar 1977 herausgekommene nächste Studioalbum „Tejas“. Das Cover-Design knüpft vor allem mit Panoramabild, das sich nach dem Aufklappen des Covers zeigt, thematisch an die Tournee an. Inhaltlich aber ist „Tejas“ eine musikalische Weiterentwicklung mit variationsreichen Songstrukturen, Rhythmen und Country- Elementen, die durch die ungewohnten Klänge der Pedal Steel Guitar unterstrichen werden. Gibbons spielt auf dem Start-Stück „It’s Only Love“ nicht nur diese Gitarre, sondern auch die Blues-Mund har - monika. Drummer Beard zeigt sich mit ausgezeichneten Parts und Tempowechseln von seiner besten Seite. Der auch während des Rockpalast- Auftrittes zu hörende Song „El Diablo“ ist auch in seiner hervorragend produzierten Studiofassung absolut hörenswert. Ausdruck der musikalischen Vielfalt von „Tejas“ ist auch das gleichermaßen un - gewohnte wie stimmungsvolle Instrumental „Asleep In The Desert“. „Ten Dollar Man“ mit Hill als Sänger und „She’s A Heartbreaker“ hatten wohl das Zeug zu Hits. Sie blieben aber aus. Vielleicht wurde „Tejas“ nicht zuletzt deswegen von einigen Kritikern als belanglos abgetan. So hat das Album unter den ZZ-Top-Veröffentlichungen den Status eines spannenden Geheimtipps, der facettenreichen Bluesrock bietet. Die jahrelangen Tourneen und dazu die eingeschobenen Studioaufnahmen für „Fandango!“ und „Tejas“ verlangten ihren Tribut. Gibbons resümierte das ständige Unterwegssein als „mörderische und grauenvolle Erfahrung“. Das erinnert an den ständigen Tourneebetrieb, der die Supergruppe Cream zermürbte, sodass sie 1968 auseinanderbrach, und an Jimi Hendrix, der nach unablässigen Auftritten im September 1970 im Alter von nur 27 Jahren starb. Beard, Gibbons und Hill zogen Konsequenzen: Sie blieben der Öffent lich - keit längere Zeit fern und hielten zudem Abstand voneinander. Hill und Gibbons rasierten sich musiker MAGAZIN 1/2021

STORIES 35 nicht mehr. ZZ Top hatten sich indessen nicht aufgelöst, sondern eine schöpferische Pause eingelegt. 1979 hatten sie ihr Schallplatten- Label gewechselt und bei Warner Brothers ihr wohl stärkstes Album „Degüello“ herausgebracht. Die Band hatte sich an der Kraft von „Tres Hombres“ orientiert und trat nun auch wieder live auf. Es ist ein echter Klassiker des Bluesrock voller Leidenschaft mit großartiger und vielfältiger Musik, die zuweilen hypnotisch stampft. Die Songtexte sind sprachlich noch derber als zuvor. Mit ihren berühmten Vollbärten hatten Gibbons und Hill auch optisch einen Wandel vollzogen. Jahre später schlugen beide das Angebot des Rasierklingen-Herstellers Gillette aus, sich für je eine Million Dollar die Bärte abzunehmen. Die Spannung war groß, ob ZZ Top „Degüello“ ein Album von ähnlicher Intensität folgen lassen konnten. Die einzige Verbindung auf der im August 1981 erschienenen LP „El Loco“ war aber der geglättete „Tube Snake Boogie“, den die Band in Essen noch ungleich rauer präsentiert hatte. Das Trio hatte für diese LP das Schwergewicht auf Synthesizer sowie ein etwas höheres Tempo gelegt und damit auf eine größere Marktgängigkeit. Doch das ging auf Kosten von Ecken und Kanten, die die ZZ-Top-Musik so spannend gemacht hatten. Sich dem Mainstream anzunähern, war kommerziell ein richtiger Schritt. Besonders weiche, instrumentenschonende $#"! " ! Ȁ Ā »Let’s boogie til the cows come out!« Auch als transluzente Version erhältlich „El Loco“ war unter diesem Blickwinkel das Vorspiel für ZZ Tops im März 1983 erschienenes Album „Eliminator“. Es folgte ganz dem Mainstream-Sound und traf mit der Kombination des typischen Band - sounds mit noch mehr Synthesizer-Klängen und Geschwindigkeit den Geschmack des breiten Publikums. „Eliminator“ wurde mit rund 14 Millionen verkauften Scheiben das mit Abstand erfolgreichste ZZ-Top- Album. Die Geschwindigkeit signalisierte bereits das Cover: ZZ Top stand darauf in einem neuen Schriftzug, der an einen Blitz denken lässt. Abgebildet ist außerdem ein Hot Rod, den Gibbons nach dem Vorbild eines Ford-Coupés von 1933 hatte bauen lassen. Vor allem dieses auffällige Automobil wurde zu einem weiteren Band-Symbol. Mit „Eliminator“ konnte man außerdem gleich die drei Hits „Gimme All Your Lovin’“, „Sharp Dressed Man“ und „Legs“ landen. Dazu wurden für sie und den Song „TV Dinners“ Videoclips gedreht, die sich in der Frühzeit solcher Musikpräsentationen bei dem im Herbst 1981 auf Sendung gegangenen Musiksender MTV als außergewöhnlich erfolgreich erwiesen. Sicher und platzsparend – Die »Guardian« Gitarrenständer · Schafft Platz im Studio oder Zuhause · Flexible Schutzbügel zwischen den Gitarren · In verschiedenen Ausführungen für 3, 4 oder 5 Gitarren erhältlich (E-Gitarren / Akustikgitarren) · Rollensatz (4 Lenkrollen) optional erhältlich · Transluzente Version zum Schutz vor Pigmentwanderungen bei Nitrolacken 8 Made in Germany 5 Jahre Garantie www.k-m.de

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