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Musiker Magazin 1/2021

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Das Musiker Magazin berichtet über aktuelle Themen der Rock- und Pop-Musikszene, veröffentlicht Fakten und Hintergründe und gibt Tipps und Ratschläge für die professionelle und semi-professionelle Musikszene in Deutschland. FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Anmeldung STORIES: Lena Hauptmann – Ihre Songs grooven, fließen und bewegen • BIRD’S VIEW – Jazzakkorde, krumme Taktarten und ein fetter Sound sorgen für originelle Songs • Sascha Salvati – »Künstler müssen einfach mehr zum Unter nehmer werden« • Chris Brandon – EingängigePopsongs, ein Schuss Rhythm and Blues und eine markante Stimme, die vor Energie sprüht • SPY # ROW – Eine neue Ära des Hard Rocks • In den Fängen der roten Ideologen • ZZ Top – That Little Ol’ Band From Texas • DISLIKE SILENCE – Mit einem Knall traten sie 2019 ins Rampenlicht • The Beatles Beat Band – 47 Jahre im Dienst der Pilzköpfe MUSIKBUSINESS: The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 1: VOCAL SKILLS • Nur intelligente Einzelkämpfer überleben RUBRIKEN: Musiker-News• CD-Rezensionen• Titelschutzanzeigen• Produkt-News • Kleinanzeigen • Impressum

24 STORIES Manchmal

24 STORIES Manchmal läuft das Leben aber besser, als du denkst. Was Elvis betrifft, so ist er für mich die perfekte Kombination aus Rebell und Schwie ger - mutters Liebling. Gerade in seinen Spielfilmen hat er sich aber auch extrem vom eigenen An - spruch entfernt, wie er selbst sagte. Manchmal ist es wohl Segen und Fluch zugleich, wenn man das große Talent hat, sich an die Erwartungen anderer zu adaptieren. Gut, wenn man das im Hinterkopf behält, in der Musik und im Leben. MM: Als du in Memphis warst, hattest du die Ehre, gemeinsam mit der Band der Blues- Legende B. B. King in dessen Club aufzutreten. Du bist der erste weiße Mann, der diese Gelegenheit bekam. Wie waren deine Erfahrungen? CHRIS BRANDON: Das war eine extrem große Ehre. Da stand ich backstage im Club einer der ganz Großen und vor mir hatte ich seine genialen Bühnenbegleiter, alle längst im Rentenalter, extrem bescheiden und absolut professionell. Sie kannten ja den deutschen Musiker nicht, der weit gereist war, um mit ihnen zu spielen. Und doch empfingen sie mich mit der warmherzigen Offenheit, die so typisch ist für die Südstaaten. Schnell wurde mir aber klar, dass das Mana - gement und auch ich selbst etwas Wichtiges übersehen hatten. Welche Songs würden wir eigentlich gleich spielen? Es war schnell klar, dass es unbedingt Titel von schwarzen Künstlern sein mussten. Diesen Respekt verdiente die Band einfach und irgendwie war das für alle selbstverständlich. Am Ende war es dann wie fliegen. Alles lief von selbst und wir feierten gemeinsam eine unglaublich tolle Samstagnacht mitten in der brodelnden und schwülen Hitze von Memphis. Nie hatte ich übrigens lautere Bühnenmonitore als mit dieser hammer Band. MM: Inwiefern haben solche Erlebnisse dich und deine Musik geprägt? »Rock ’n’ Roll ist wohl der einzige Krach auf der Welt, der Kopfschmerzen vertreibt. Er ist Sex, Freude und Wut zugleich und macht all das zu guter Energie. Alles, was wir heute an Musik hören und spielen, basiert darauf und ist für mich mehr oder weniger Rock ’n’ Roll.« CHRIS BRANDON: Musik kam für mich nie einfach nur aus dem Radio, das zur Untermalung vor sich hinplätschert. Sie wurde für mich zur Lebenseinstellung und zum Ventil für große Traurig keit und riesige Freude, mit der man es schaffen kann im Leben. Ich bin ganz sicher, dass ich seit meinem fünften Lebensjahr keinen Tag ohne bewusstes Musikhören verbracht habe. Ich verdanke ihr unendlich viel und hoffe sehr, sie behält ihren hohen Stellenwert in unserer Gesell schaft, auch wenn sie immer verfügbarer wird. Wenn ein toller Künstler ein neues Album macht, sollte das auch künftig Gesprächsthema in der Straßenbahn oder Kneipe sein. musiker MAGAZIN 1/2021

STORIES 25 »Corona zeigt der Gesellschaft, wie sensibel und wichtig Kultur ist, und uns Musikern, wie dringend wir unser Publikum brauchen. Wir alle sind aufeinander angewiesen, und Musik ist eben doch nicht nur irgendein Beiwerk oder Dudel ware, sondern hat einen enormen Wert, auch finanziell.« MM: Über dich ist zu finden, dass nicht nur Elvis Presley, sondern auch Bruce Springsteen und Bob Dylan zu deinen Idolen gehören. Inwiefern inspirieren sie dich? CHRIS BRANDON: Erst mal inspiriert mich auch ganz neue Musik von Künstlern wie Gregory Porter zum Beispiel. Aber Bruce Springsteen sagte mal, dass Elvis mit dem Rock ’n’ Roll den Körper be freite und Dylan mit seinen messerscharfen Texten den Geist. Für mich trifft das voll zu. Ein perfektes Beispiel ist das unschlagbar knappe und klare Statement von Bob Dylan: „To live outside the law you must be honest.“ Ich liebe es, mit solchen Gedanken als Abenteurer unterwegs zu sein. Außerdem vergisst man schnell, dass es der Rock ’n’ Roll war, der es Schwarzen und Weißen erstmals ermöglichte, zur gleichen Musik zu tanzen. Damit sprengte er Grenzen und schuf die Basis für das heutige Ver ständnis von Gleich heit. MM: Was genau bedeutet Rock ’n’ Roll für dich? CHRIS BRANDON: Rock ’n’ Roll ist wohl der einzige Krach auf der Welt, der Kopfschmerzen vertreibt. Er ist Sex, Freude und Wut zugleich und macht all das zu guter Energie. Ich meine dabei nicht nur Elvis & Co. Alles, was wir heute an Musik hören und spielen, basiert darauf und ist für mich mehr oder wenigerRock ’n’ Roll. MM: Bob Dylan durftest du sogar interviewen, da du Radiojournalist und Promi mode rator bist. Was ist das Spannendste an deinem Beruf? CHRIS BRANDON: Ganz klar: die Menschen selbst. Nach meiner Erfahrung gilt übrigens: Je prominenter, desto unkomplizierter sind die meis - ten Menschen, die ich im Radio interviewen darf. Allüren, Zeitknappheit oder Arroganz erlebe ich eher auf der mittleren Ebene, auch im Mana ge ment oder bei pseudowichtigen Aufpassern back stage. Die Künstler, die sie betreuen, sind dagegen meist angenehm entspannt und oft auch dankbar für Gesprächspartner, die sie nicht an himmeln, sondern ernst nehmen. Ich denke da an Stars wie Udo Lindenberg, Stefanie Heinzmann oder Peter Maffay, mit denen ich sehr persönlich sprechen konnte. Mit einigen Künstlern wie etwa den Hooters oder Mango Cherry haben wir sogar tatsächlich mitten im Interview ganz spontan gesungen. MM: Viele Musiker hatten mit Covid-19 und dessen Auswirkungen schwer zu kämpfen. Wie verlief das Jahr 2020 für dich? CHRIS BRANDON: Durch mein berufliches Stand - bein im Radio gehöre ich zu den Glück lichen, deren Existenz nicht bedroht ist. Ich denke aber, Corona zeigt der Gesellschaft, wie sensibel und wichtig Kultur ist, und uns Musikern, wie dringend wir unser Publikum brauchen. Wir alle sind aufeinander angewiesen, und Musik ist eben doch nicht nur irgendein Beiwerk oder Dudel ware, sondern hat einen enormen Wert, auch finanziell. Um ihn unbedingt zu erhalten, müssen jetzt alle Seiten kreativ sein – und ganz wichtig: Corona ist längst nicht der einzige Killer. Warum soll es sich eigentlich für Musiker lohnen, ihre Songs auf di - gi talen Plattformen zu streamen, die dafür bestenfalls lächerlichste Centbeträge als Spothonorar zahlen, das nicht mal für neue Drum sticks oder Gitarrensaiten reicht? Auch hier müssen wir uns alle perspektivisch etwas einfallen lassen. MM: Trotz Covid-19 hast du es geschafft, mit deinem aktuellen Song „I Shouldn’t Love You“ bereits über 20 500 Klicks bei Spotify zu erreichen. Was ist als Nächstes geplant? CHRIS BRANDON: Das ist schnell erzählt, es gibt spannende neue Songs in der Pipeline. Ich wurde als Musiker ins Leben gestellt, der gar nicht anders kann, als Musik aus tiefstem Herzen zu lieben und zu machen – and so I will keep on singing a song. WEB: WWW.FACEBOOK.COM/ CHRISBRANDONOFFICIAL INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER FOTOQUELLE: CHRIS BRANDON GRAFIKQUELLE: ADOBE STOCK 1/2021 musiker MAGAZIN

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