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Musiker Magazin 1/2018

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60 CD-REZENSIONEN CD DES

60 CD-REZENSIONEN CD DES MONATS KAT FRANKIE »Bad Behaviour« Dass Popmusik kein 08/15-Einheitsbrei sein muss, ist für aufmerksame Hörer, deren Radius sich über die großen Radio stationen hinaus bewegt, längst kein Geheimnis mehr. Und dass diese oft als oberflächlich und banal geschmähte Stilrichtung viel Tiefgang und An - spruch entfalten kann, ist ebenso bekannt. KAT FRANKIE liefert mit „Bad Behaviour“ den aktuellen Be weis für diese Thesen. Die in Berlin beheimatete Aus - tra lierin hat sich von ihren Singer-Songwriter-Wurzeln entfernt und in Eigenregie ein vielschichtiges Album geschaffen, das vor der Geschichte der Popmusik entlehnten Zitaten nur so strotzt. Im Titelsong gibt es mo - derne, eingängige und vielseitige Gesangsar range ments, die musikalisch von Indie- und The Police-Anleihen getragen werden. Sehr schöner Song. „Swallow You Hole“ legt an Verspieltheit und Kom plexität ein Stück zu und braucht daher ein paar Anläufe, um voll zu zünden – dann aber mit Nachhaltigkeit. „Home“ agiert nach dem Motto „Wie viele scheinbar konträre Stile können wir in einem Song verweben?“ Die Antwort lautet: mindestens drei – hier trifft Wave auf Funk auf Surf Rock. „Forgive ness“ nimmt erst einmal Luft raus und weckt ge - lungene Assoziationen an aktuelle Veröffent lichun gen aus dem Bereich des Sad Pop. In eine ähnliche Kerbe schlägt „Versailles“. Dieser Song könnte mit seinem atmosphärischen Ar rangement für Gänsehautmomente auf und vor der Bühne sorgen. Das Tempo nimmt „Headed For The Reaper“ wieder auf. „Back To Life“ ergänzt die abgedeckte Stilpalette um modernen R ’n’ B, bevor „Spill“ den Hörer mit abermals ruhigen und sphärischen, im Albumkontext aber stimmigen Ein drücken entlässt. Was ist nun also das Fazit? Um „Bad Behaviour” wirklich beurteilen zu können, wird es wohl noch einiger Anläufe brauchen – zu verschachtelt und vielschichtig sind die Kompositionen von KAT FRANKIE. Dass Pop kein Einheitsbrei sein muss, beweist sie hier eindrucksvoll. Um das Album als Werk abzurunden, wäre allerdings ein deutlicherer roter Faden wünschenswert, der die Stücke verbindet. So scheint es erst mal wie eine An - sammlung sehr guter, aber in sich abgeschlossener Stücke. Wobei gerade das konsequente Weglassen eines einheitlichen Motivs ja auch schon wieder der rote Faden sein kann … www.katfrankie.com P.S. TOKUNBO »The Swan« Sängerin Tokunbo zaubert auf ihrem nunmehr zweiten Solo- Album „The Swan“ feine Klangwelten. Mit einer warmen, souligen Stimme und subtiler Bildsprache beschwört sie Emotionen herauf und verleiht ihren Gedanken einen poetischen Anstrich. Negative Themen scheut die ehemalige Sängerin von Tok Tok Tok nicht, jedoch schimmert ihre positive Grundeinstellung immer durch: Songs wie „Somer- sault“, „Rebecca“ oder „New June“ vermitteln eine mitreißende Leichtigkeit und Gelassenheit. Ausgewogen und ge - konnt instrumentiert, verschmelzen Musik und Text zu einem homogenen Ganzen. Tokunbo hat ihren eigenen Stil gefunden, in dem sie brilliert und überzeugt, und präsentiert mit „The Swan“ ein facettenreiches Gesamtkunstwerk. swan.tokunbo.de L.K. BRAINGATE »Standing Tall« Mit ihrem Album „Standing Tall“ haben die Rocker von BRAINGATE eine richtig gute Mischung aus Old-School- und Hard-Rock veröffentlicht. „The Biker“ hätte in den 70ern entstehen können, nimmt die Zuhörer auf eine Motorrad - tour und macht mit seinem geradlinigen Rhythmus und der leichten Melodie, die nach Freiheit klingt, Lust, in den Westen zu cruisen. Der Titeltrack hingegen weist Pop-Elemente auf, ist insgesamt ruhiger, erinnert an so manche Hymne der Scorpions. Bei allen Titeln wird die Spielfreude der Musiker deutlich. So wechseln sich eingängige Riffs mit Melodie - läufen ab, die sofort im Kopf bleiben. „Love Hot“ ist mit seinem treibenden Rhythmus eine richtige Gute-Laune-Nummer – obwohl der Text etwas anderes erzählt. Manche Tracks wie „Please“ und „Silence Is Killing Me” weisen Hard-Rock- Elemente auf, sodass das Album insgesamt ziemlich rockt. Fans der härteren Musik werden ihre Freude haben. www.braingate-rock.com J.H. HERTZSCHLAG »Reaktion« Aus Hannover kommen HERTZSCHLAG mit ihrem dritten Release „Reaktion“, das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Der Bandname verspricht bereits deutschsprachigen Rock – und den bekommt der geneigte Hörer dann auch. Der Fünfer, der auch schon seit 1994 dabei ist, beschreibt seinen Sound entsprechend als „Neue Deutsche Härte“. Und so geht die Band ihre zwölf Stücke denn auch größtenteils munter groovend mit rhythmischen Gitarren, Drums im Midtempo und schönen Hammondorgel-Einlagen an. Die Arrangements sind grundsolide, das Augenmerk wird auf klassisch-poppige, eingängige Strukturen von drei bis vier Minuten gelegt. Die Vocals sind kraftvoll, die Texte befassen sich mit individuell und gesellschaftlich relevanten Themen. Gute Ohrwürmer sind insbesondere die Songs „Halte mich“ oder „Nie im Leben“. Ein insgesamt durchaus unterhaltsames, deutschsprachiges Rock-Album! Fans der Stilistik sollten ein Ohr riskieren. www.band-hertzschlag.de P.S. GOLDSMITH »Fire!« Eine amtliche Vita hat Michael Goldschmidt – seines Zeichens Bandleader, Frontmann und Mastermind von GOLDSMITH – vorzuweisen. Jugend und musikalische Geschichte sind durchtränkt von Blues, Rock und Heavy Metal klassischer amerikanischer Prägung. Um das zu bemerken, muss man nicht mal die Musik hören: Das Cover und das Wortspiel beim Bandnamen deuten an, wo die Reise auf Album Num - mer drei stilistisch hingeht. Die ersten Assoziationen bestätigen sich – und das durchaus im positiven Sinne. „59 Seconds To Midnight“ eröffnet das Album ganz im Stile der großen 70er-Jahre, aber mit modern-verspielter Schlagseite. Bass und Schlagzeug grooven um die Wette, vielseitige Gitarrenarbeit erstickt Lange - weile im Keim, die Vocals überzeugen durch Leidenschaft, die Hammond-Orgel wabert locker vor sich hin und ein wirklich gekonntes Solo setzt den Höhepunkt. Damit ist dann nicht nur der Song erläutert, sondern eigentlich auch schon fast das gesamte Album, das mehr oder weniger auf diesem Rezept aufgebaut ist. Interessanterweise hat „Fire!“ seine stärksten Momente jedoch in den langsamen, hymnischen Songs wie „No Way Outta Here“ (Black Sabbath, anyone?). Hier entfernt sich Goldschmidt von seinem Standardrezept der 4/4tel-Hüft - wackler-Grooves und lässt Atmosphäre entstehen, die sowohl musiker MAGAZIN 1/2018

CD-REZENSIONEN 61 seinen Gesang als auch die wirklich guten Soli sehr schön zur Geltung kommen lässt. Gleiches gilt für die beiden weiteren Highlights „I See ‘Em Coming“ und den epischen Rausschmeißer „What Is Our Victory?“. Alles in allem ist „Fire!“ ein gutes, unterhaltsames Rock-’n’- Roll-Album, an dem insbesondere Freunde der guten, alten Rockmusik ihre Freude haben dürften. Die Instrumen talisten agieren über jeden Zweifel erhaben, beim nächsten Mal gerne noch ein bisschen mehr Mut und Tiefgang – dann gibt’s nicht nur ein Album, das Spaß macht, sondern eines, das auch durch Langlebigkeit überzeugt. goldsmithrocks.de P.S. HENRIK FREISCHLADER »Night Train To Budapest« Mit „Night Train To Budapest“ hat Henrik Freischlader ein weiteres Solo-Album veröffentlicht, das sein musikalisches Können unter Beweis stellt. Der Multi-Instrumentalist hat nicht nur Gitarre, Bass und Schlagzeug eingespielt, sondern alle elf Stücke in Eigenregie produziert und über sein Label Cable Car Records herausgebracht. Musikalische Unterstützung erhält das Allroundtalent lediglich von Moritz Fuhrhop an Hammond-Orgel und Keyboards. Das Album versammelt sowohl energische Rocksongs als auch leichtgängigere Stücke, die schnell ins Ohr gehen. Mit „Caroline“, „Thinking About You“ und „My Woman“ schlägt Freischlader sanftere Töne an, während „Point Of View“, „Gimme All You Got“ oder „A Better Man“ frech und kraftvoll daherkommen. Durchgehend hervorzuheben sind Freischladers Gitarrenriffs und -soli, die die Gesangsparts perfekt ergänzen und technische Virtuosität sowie musikalisches Einfühlungsvermögen erkennen lassen. So wird „Night Train To Budapest“ trotz einiger ruhiger Balladen zu einem groovigen Blues- und Rock-Album. www.henrikfreischlader.de L.K. CAPELLASTREET »In My House« Ein Pop-Album, das nach den Discos der 90er klingt: CAPELLA STREET unterlegen auf ihrem aktuellen Album „In My House“ Synthesizer-Klänge mit tanzbaren Rhythmen. „Goodnight, Doreen!” und „Orange Day” sind poppig, schnell, während „Fields” nachdenklicher klingt, einer trägeren Me - lo die folgt. Der Titeltrack erinnert an 80er-Pop. Leider sticht kein Song wirklich hervor, das Album hat zu wenig Abwechs - lung, langweilt dadurch schnell. Wer aber mal eine Sound - reise in die Elektro-Zeit des vergangenen Jahr tausends machen will, wird in der Scheibe einen guten Begleiter finden. www.capellastreet.com J.H. RAINER MARKUS WIMMER »Ihm ging es um die Kunst« Schriftsteller Michael Ende steht im Mittelpunkt von Rainer Markus Wimmers CD „Ihm ging es um die Kunst“. Der Lieder - macher hat Texte und Geschichte von und über Michael Ende zusammengetragen und einfühlsam vertont. Endes Texte zeichnen sich durch Wortwitz und fantasievolle Ge - danken aus. Die Musik dazu ist von schönen Melodien durchdrungen und doch unaufdringlich gestaltet, wodurch die Ge schichten genug Raum zur Entfaltung erhalten. Mal begleiten allein Gitarrenklänge den klaren Gesang Wimmers, mal kommen Bass, Percussion und Schlagzeug hinzu, gelegentlich unterstützt von Klarinette und Saxophon. Als be sonders wirkungsvoll erweist sich die Klangnote der Königslyra, eines individuell gefertigten Instruments für den Spieler Klaus Wuckelt. wimmerx.de L.K. JAMES KRÜSS / RAINER BAY »tierisch menschlich« Den Schriftsteller James Krüss kennen die meisten vermutlich als Autor des Kinderbuch-Klassikers Timm Thaler. Dass er literarisch noch weit mehr geschaffen hat und sich seine Gedichte und Reimgeschichten auch fantastisch vertonen lassen, zeigt Komponist und Lehrer Reinold Bay auf seiner CD „tierisch menschlich“. Interpretiert werden die siebzehn Lieder, die fast alle von tierischen Protagonisten er zählen, von vier Nachwuchstalenten und den bereits erfahrenen Sängern Charlotte Dellion und Horst Friedrich. Mit ihren frischen und unverbrauchten Stimmen setzen die jungen Talente die mal lustigen, mal besinnlichen Texte ge konnt in Szene, während die Stimmen Friedrichs und Dellions ganz im Stile James Krüss‘ eine tolle Atmosphäre des Ge schich ten - erzählens schaffen. www.bay-music.de L.K. ADDI M. »Luther Reloaded« 2017 war Luther-Jahr, denn 500 Jahre vorher schlug er seine 95 Thesen gegen Ablasshandel an die Kirchentür der Schlosskirche in Wittenberg. Dies inspirierte Musiker Addi M. dazu, sein Album „Luther Reloaded“ zu produzieren. Ziel: Luthers Sola-Lehre sola gratia (allein aus Gnade), sola fide (allein durch Glauben), sola scriptura (allein die Bibel), solus Christus (allein Christus) ins Heute übersetzen. „Allein aus Gnade“ ist ein richtig schöner Pop-Song mit Aussage, war offizieller Reformationssong der Evangelischen Kirche in Bayern. „Countless The Years“ ist da schon ruhiger, aber mit ebenso schöner Aussage: „You Still Love Your Child“. Wer Luthers Lehre mal näher kennenlernen und sie musikalisch tief im Innern verstehen will, sollte sich das Album in Ruhe anhören und die Texte im Booklet lesen. www.addi-m.de J.H. C. G. KORN »Family Style« Das Album „Family Style” vom Skiffle-König Claus-Günther Korn ist genau das: ein erweitertes Familienprojekt. Zu seinem 70. Geburtstag schenkten seine Zwillinge dem Musiker eine CD-Produktion – mit ihnen und vielen anderen musikalischen Weggefährten ihres Vaters. Herausgekommen ist eine geniale Skiffle-Platte, die Laune macht. Mit Banjo, Pedal Steel, Mandoline, Saxofon und Mundharmonika be - kommen Alltime-Favourites wie „Call Me The Breeze“ von John W. Cale, „It’s All Over Now, Baby Blue“ von Bob Dylan und „Route 66” von Bobby Troup ein neues Soundgewand. Besonders schön: „Me And Bobby McGee“ als minimalistischer Country-Skiffle und „Good Night Irene“ als Boogie. Wer handgemachte Musik mag, sollte sich „Family Style“ auf jeden Fall ins Plattenregal stellen. www.78twins.com J.H. ANJA LERCH »Hommage« „Willkommen im Leben – ja, es ist schön“ – mit diesem po - sitiven Statement beginnt Anja Lerch ihr Doppelalbum „Hom- mage“. Perfekt swingt ihre schöne Soul-Stimme dazu, drückt 1/2018 musiker MAGAZIN

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