42 STORIES JENNIFER: Das kann man nicht beschreiben. Es ist ein Gefühl, dass wenn ich das jetzt nicht aufschreibe, dann platze ich, das muss dann raus, und wenn diese Momente kommen, musst du dich echt dransetzen, denn diese Stimmung ist kostbar und sehr wertvoll, da kommen die besten Sachen raus, das, was absolut authentisch ist. Und das ist mein erklärtes Lebensziel, immer ich zu sein. Ich war zwar immer ich selbst, kenne aber auch diese „Verstellmechanismen“ aus meiner frühen Jugend, wo ich dachte, mich reifer und sicherer geben zu müssen, um in dieser Gesell - schaft zu bestehen. Das ist, Hallelujah, fast völlig weg. Ich zeige mich, wie ich bin, ob auf der Bühne oder privat. Mit jedem Plus und Minus meines Charakters. »Wenn du für Musik unterwegs bist, dann siehst du ganz anders und nimmst es viel bewusster wahr. Geräusche, Menschen, Ge bäude, Wege – alles einfach.« MM: An deinem ersten Album mit Eigen kom - positionen hast du insgesamt drei Jahre lang gearbeitet. Was fiel dir in dieser Zeit leicht, was war schwer? JENNIFER: Ich denke, leicht war die Arbeit mit Dennis Jenne, der das Album produziert hat, da er eine große Begabung hat, Musik zu fühlen und das umzusetzen, was ich in meinem Kopf gemeint habe, als ich ihm den Hintergrund des Liedes nahegebracht hatte. Das war perfekt! Schwer war manchmal, meinem eigenen An - spruch gerecht zu werden. Aber auch die Zeit gut zu koordinieren. Meine Tochter war damals ein Jahr alt und ich hatte viele schlaflose Nächte. MM: Deine Texte sind autobiografisch und aus deinem Leben gegriffen. Hast du keine Angst, dich damit angreifbar zu machen? JENNIFER: Ich habe nichts zu verstecken. Je älter ich werde, desto besser kenne ich mich und gehe offen mit mir um, was sollte mir Angst machen. Je älter, umso cooler. Früher war ich wesentlich ängstlicher und hatte Angst vor Ablehnung, aber mit dem Alter wird das echt besser. Toll, oder? MM: Für das Album warst du auch unterwegs und hast auf Reisen Eindrücke sammeln können. Was hat dich am meisten beeinflusst? JENNIFER: Wie klein wir doch eigentlich sind und wie schön die Welt ist, so naiv das klingen mag. Mein Bewusstsein, ebenso wie nahe arm und reich nebeneinander leben und wie unterschiedlich die Nationalitäten sind, das ist für mich sehr spannend. Wenn du für Musik unterwegs bist, dann siehst du ganz anders und nimmst es viel bewusster wahr. Geräusche, Menschen, Ge bäude, Wege – alles einfach. Das ist so cool! Außerdem liebe ich es, Kaffee zu testen. Ich liebe meinen Cappuccino, dann kannst du fast alles von mir haben! MM: Du trittst nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen europäischen Städten auf. Wie schaffst du es, individuell auf diese unter - schiedlichen Publika einzugehen? JENNIFER: Als ich vor elf Jahren damit anfing, in ternational zu werden, habe ich mich das auch gefragt. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass eigentlich alle das Gleiche möchten. Sie möchten eine gute Zeit haben, wenn du performst. Und du musst ehrlich sein. Sie merken, ob du spielst oder ihnen wirklich liebevoll begegnest. Ich sehe den Leuten meist direkt ins Gesicht und gehe auf sie zu. Ich gehe runter von der Bühne, damit wir uns als Gemeinschaft fühlen. Für mich ist wichtig, dass das keine Egoshow ist, sondern eine gemeinsame. Natürlich bin ich wie die meisten Künstler ein Narzisst, aber letztendlich weiß ich für mich, was zählt. Die Menschen wollen eine gute Zeit und jemanden, der ihnen ein gutes Gefühl gibt, und das versuche ich mit aller Entschiedenheit. WEB: WWW.JENNIFER-LOOSEMORE.COM WWW.SYNN-UND-ZWECK.DE INTERVIEW: JANA MOYSICH FOTO: THOMAS REBEL musiker MAGAZIN 1/2018
Bühne frei! Planen Sie den Sommer 2018 … © Fotos 1 – 5: Markus Kohz, cross-effect, 6: SWR, Ben Pachalski … mit der b-stage 120 HD. Lässt Künstler- und Veranstalterherzen höher schlagen.
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