Aufrufe
vor 6 Jahren

Musiker Magazin 04/2016 – 01/2017

  • Text
  • Musik
  • Musiker
  • Bester
  • Dorian
  • Album
  • Magazin
  • Bestes
  • Lindley
  • Gema
  • Urheber
Deutscher Rock & Pop Preis 2016 – Rückblick Deutscher Rock & Pop Preis 2017– Anmeldung Interview mit Carlotta Truman ALYZEE – Queen of Oriental Rock HÖRGERÄT – Rocken auf Deutsch – Interview mit dem Sänger Andy Link Geschichten van der Spree – Interview mit Vivian van der Spree DORIAN BLACK – Das Streben nach ewiger Jugend und den Wunsch, dass man zeitlos durch die Epochen schweben möchte Interview mit der Sängerin Kara Marie-Luise Cassar – Nach 40 Jahren Pause entdeckt sie die Rock-Musik wieder für sich und plant ihre letzte große Show Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 6: David Lindley – der Saiten-Wizard Das Aus für den Musikmarkt reißt eine Lücke Kammergerichtsurteil Berlin GEMA / Musikverlage – Interview mit Dr. Günter Poll Kreative müssen Einzelkämpfermentalität ablegen – Interview mit Bruno Kramm zu GEMA-Urteil

40 STORIES Der Erfolg

40 STORIES Der Erfolg des Debüt-Albums ließ sehr schnell das zweite, etwas mehr dem Rock zugewandte Album „Win This Record“ (1982) folgen. Ebenso sorgfältig produziert enthält es solch gelungene Songs wie „Turning Point“ und „Talk to the Lawyer“. Daran knüpft nahtlos das Live-Mini album von 1983 mit leider nur sechs Titeln an, die es allerdings in sich haben! Lindleys drei erste Solo - alben sind durchweg Musterbeispiele für Ab - wechslungs- und Einfallsreichtum, Könner schaft, Spielfreude und Banddienlichkeit. Denn auch live uferten Lindleys Soli nie aus, sondern standen bei aller Variation stets im Dienst von Song struk - tur und Bandgefüge. Lindley und El Rayo-X stellten ihr Potenzial anlässlich ihres Open-Air-Rockpalast-Konzertes auf der Loreley am 28. August 1982 besonders eindrucksvoll unter Beweis und übertrafen blendend aufgelegt ihren Rockpalast-Auftritt vom 3. November 1981 im Berliner Metropol, der seinerzeit nur von WDRIII ausgestrahlt wurde. Ein Traum, der in den siebenten (Gitarren-)Himmel entführte und damit den Wunsch nach immer mehr weckte kurz: Gänsehaut pur. Lindleys Soli auf Slide-Gitarren, verschiedenen elektrischen Gitarren und der elektrischen Saz waren berauschend, die Live-Versionen von „Mercury Blues“ und des Paradestücks „Rag Bag“ fantastisch, die John-Lennon-Hommage „Brother John“ mit einem elektrischen Slide-Aus flug in „Amazing Grace“ bewegend! Ein besonderes Bonbon war zudem zum Ausklang dieses Rockpalast-Festi - vals die Jam Session mit Rory Gallagher, Eric Burdon und Mitgliedern von BAP, bei der Lindley seine tragbare Mellobar spielte. »Lindleys drei erste Solo alben sind durchweg Musterbeispiele für Ab wechslungs- und Einfallsreichtum, Könnerschaft, Spielfreude und Banddienlichkeit.« Trotz des Erfolges konnte Lindley seine damalige Formation El Rayo-X nicht zusammenhalten. 1984 tourte er mit den Gitarristen Richard Thompson (Fairport Convention) und Steve Morse von den Dixie Dregs als New Acoustic Guitar Trio, womöglich anknüpfend an den phänomenalen Erfolg des Guitar Trio mit Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucía mit dem Live- Album „Friday Night in San Francisco“ (1980). Das New Acoustic Guitar Trio blieb eine Episode, auf Tonträgern wurde nichts veröffentlicht. der Marke Mellobar. Es gibt wohl kaum eine spannendere, atemberaubendere Fassung von „Mercury Blues“ als die von David Lindley und El Rayo-X, was bei Live-Auftritten wunderbar konzentriert noch weiter zu einer Tour de Force ausgespielt wurde wie zum Beispiel bei dem frühen herrlichen Radiokonzert der Band vom 30. Juni 1981 im New Yorker Bottom Line (etwa zwei Monate nach dem Erscheinen des Albums), das 2016 offiziell als CD erschienen ist. Lindley solo markiert auch seine Wandlung zum „Prince Of Polyester“. Als Frontmann wollte er offenbar auffallen, und so pflegt er seither das Freak-Image mit betont unmoderner Kleidung aus Synthetik, die aus dem Fundus der Heils armee zu stammen scheint. Ähnlich verschroben wirken auch manche ungewöhnlich aussehende Gitarren, die er unter anderem in Pfandhäusern erworben hat. „Pawn Shop Beauties“ nennt er sie folgerichtig. 1985 aber erschien Lindleys Soloalbum „Mr. Dave“. Abgesehen von einigen gelungenen Stü - cken konnte es nicht an die Originalität, Viel sei - tig keit und Geschlossenheit der Aufnahmen mit El Rayo-X anknüpfen. Das lag nicht zuletzt am Produzenten Danny Kortchmar. Er setzte häufig auf Synthesizer, was zu unnötigen Kompro mis sen führte und durch künstlichen Klang von Lindleys Virtuosität ablenkte. Lediglich die beiden letzten Songs „Alien Invasion“ und „Starting All Over musiker MAGAZIN 4/16 | 1/17

STORIES 41 »Lindleys Repertoire, manchmal mit Ausflügen in orientalische Klänge, ist ebenso breit gefächert wie vielschichtig und bietet zahlreiche Perlen, mit denen der Ausnahmemusiker seine Zuhörer auf hohem Niveau und mit großer Spielfreude unterhält.« Again“ sind Lindley-Reggaes reinsten Wassers à la El Rayo-X, die zum Glück von Künstlichkeit ver - schont geblieben sind. Musikalisch beachtlich sind gewiss auch die durch die Synthesizer verwässerten Stücke „Hearts On Fire“ und „Hands Like A Man“, die live und ohne Synthesizer bestimmt ge - zündet hätten. 1988 jedoch war es Linda Ronstadt als Pro - duzentin zu verdanken (auch auf einigen von ihren Alben ist Lindley zu hören), dass Lindley mit der personell veränderten Band El Rayo-X das musikalisch absolut runde und überzeugende Album „Very Greasy“ herausbrachte. Die Produktion wirkt wie eine Herzensangelegenheit und ist sogar Lindleys bis dahin stimmigstes Album geworden mit vielen musikalischen Glanzlichtern und einem hohen Vergnügungswert. Aus der Fülle seien „Werewolves of London“ aus der Feder von Warren Zevon, auf dessen Alben Lindley ebenfalls gas - tierte, „Tiki Torches at Twilight“ und das Cover von „Papa Was A Rolling Stone“. Letzterer Song glänzt mit einem kurzen, druckvollen, schneidend scharfen Solo Lindleys auf der elektrischen Lap- Steel-Gitarre, das unglaublichen Raum schafft. „Very Greasy“ hatte Lindley ohne schriftlichen Plattenvertrag aufgenommen. Er unterschrieb ihn auch nicht nachträglich. Denn dann hätte er nicht mehr als Session-Musiker arbeiten und Konzerte mit anderen, zum Beispiel mit seinem Freund Ry Cooder, geben können. Den hatte er vorzüglich auf einigen Alben (besonders bemerkenswert auf den hervorragenden Alben „Jazz“ und „Bop Till You Drop“ von 1978 und 1979) unterstützt und unter anderem beim Soundtrack „The Long Riders“ (1980), wodurch Lindley 1991 zur Mit - arbeit am Soundtrack Indian Runner (mit Jack Nitzsche) und 2007 zu Werner Herzogs „Encounters At The End Pf The World“ (mit Henry Kaiser) kam. 1979 war er mit Cooder und dessen Repertoire durch Australien und Japan ge - tourt; kürzlich ist davon ein japanischer Radio - mitschnitt unter dem Titel „If Walls Could Talk“ als CD herausgebracht worden. 1990 und auch später waren die beiden abermals gemeinsam unterwegs, unter anderem am 1. Juli 1990 im Hamburger Stadtpark und Mitte der 1990er- Jahre mit Familienmitgliedern in Wien. Die beiden sehr empfehlenswerten CDs „Cooder-Lindley- Family Live at the Vienna Opera House“ hat Lindley 1995 selbst verlegt. Nach „Very Greasy“ trat er Anfang der 1990er- Jahre unter anderem auch mit dem Slide-Gitar - risten Bob Brozman auf, ein Album kam dabei aber nicht heraus. Außerdem lebte Lindley seine Weltmusik-Ambitionen gemeinsam mit dem Gitar - risten Henry Kaiser auf vier hörenswerten CDs aus den Jahren 1992 bis 1994 mit madegassischer und norwegischer Musik aus: „A World Out of Time Vol. 1 3“ und „The Sweet Sunny North“. 1986 hatte Paul Simon für sein sehr erfolgreiches Ton in Ton . SKY das Design-Kabel des Jahres. Lass Deinen Soundhimmel strahlen. · photo: © Anton Brandl · thnaks to justmusic.de Cordial GmbH · Sound & Audio Equipment Otto-Hahn-Straße 20 · D-85221 Dachau · Phone +49 (0) 8131.99 697-0 · Fax +49 (0) 8131.99 697-29 · www.cordial.eu

Archiv