40 STORIES MM: Was begeistert dich an Flöten? CORDELIA: Die Flöte ist ein Urinstrument. Mit einer Flöte lassen sich alle Gefühle bis in die letzten Feinheiten ausdrücken. Es ist möglich, mit der Flöte zu hauchen, zu zischen und zu schmatzen. Sie ist ein Instrument, das mit seiner Klang charak - teristik Herz und Seele anspricht. Ihre Zart heit hat eine Verbindung zu den spirituellen Sphären. Das Benutzen von Atem- und Blasgeräuschen sowie der Stimme ermöglicht heftige, expressive Gefühle. Die Flöte ist ein kleines, handliches In stru - ment, das sich wie eine Verlängerung meines Körpers anfühlt. Garten arbeite, wirkt das wie Therapie. Es gleicht mich aus, erdet mich, lässt mich Energie tanken, regenerieren und macht mich fröhlich und gelassener. Der Kontakt mit der Natur verbindet den Menschen mit seiner ursprünglichen Wesensart. Wenn ich die Schönheit der Natur genieße, mit Dankbarkeit die Schöpfung Gottes erkenne, bringt mich das zu mir selbst. MM: Wie drückst du Authentizität mit deinem Flötenspiel aus? CORDELIA: Durch das Aufwachsen in einer alter - nativen Yoga-Familie mit Bezug zu Natur heil kunde und gesunder Ernährung entwickelte ich eine authentische Persönlichkeit und ein bewusstes Leben. Dies spiegelt sich in der Art und Weise, MM: Warum hört man deiner Meinung nach kaum Flötenklänge in populärer Musik? CORDELIA: Die Flöte hat das Image des zarten Instruments. Da in populärer Musik der Ausdruck starker Gefühle gefragt ist, ist das Flötenspiel kaum vertreten. Obwohl Ian Anderson mit Jethro Tull in den Siebzigerjahren das Coming-Out der Flöte in der Rockmusik mit Stücken wie „Locomotive Breath“ gelang und auch Herbie Mann seit den Sechzigern mit der Flöte in der Rock-, Latin- und Jazzmusik bekannt wurde, hat sich die Emanzi - pation der Flöte nicht fortgesetzt. In meinen Lieb - lingsmusikstilen Funk, Reggae und Blues ist im Radio keine Flöte zu hören. Ich musste oft zeigen, dass ich mit einer Flöte und meiner Stimme zu jeder Musik spielen und alle Gefühle genauso kraftvoll und überzeugend rüberbringen kann wie eine verzerrte Gitarre oder expressiver Gesang. MM: Du sagst, du liebst Musik und Natur. Warum und was genau liebst du daran? CORDELIA: Gute Musik bringt mich in einen höheren Bewusstseins- und Schwin gungs zustand, in eine bessere Atmosphäre. Musik und Bewegung sind eine Einheit. Wenn mir Musik gefällt, fängt mein Körper an, sich zu bewegen. Deshalb tanze ich bei meinen Konzerten auf der Bühne. Musik zu hören und zu machen kann eine heilsame Wirkung haben, was ich für mich und andere nutze. Mit Schallwellen kann man Menschen und Räume energetisch reinigen. Ich habe die Er fa h - rung gemacht, dass sich die Liebe, die ich hineingebe, auf die Zuhörer überträgt und zu mir zurückkommt. Das Schönste ist, dass ich beim Musikmachen in einen Zustand höchster Kreati - vität und Verbundenheit mit mir, meinen Poten - zialen und dem Göttlichen bin. Das ist ein Zu stand von Jetzt-, Wach- und Klar-Sein, von Energie und Weite. Ich liebe die Natur, da sie mich mit mir und Gottes Schöpfung verbindet. Wenn ich durch den Wald spaziere, mir das Glitzern der Sonne auf einem Fluss ansehe oder in meinem »Ich will mit meinem Spiel Menschen motivieren, zum Kern ihrer selbst zu kommen, ihr volles Potenzial und ihre wahren Aufgaben zu entdecken. Das ist ein Schritt zu Zufriedenheit und einem sinnerfüllten Leben.« MM: Dir ist Authentizität wichtig. Warum ist Authentizität heutzutage wichtig? CORDELIA: Es ist wichtig, einen Gegenpol zu dem medien- und kopfgesteuerten und der Natur entfremdeten Leben zu setzen. Sein Innerstes wahrzunehmen, es anzuschauen, seinem Herzen zu folgen, zu seinem Verhalten zu stehen − das sind Qualitäten, die für viele verloren gegangen sind. Mit meiner Musik bin ich ein Beispiel dafür, dass es möglich ist, Träume authentisch und kraftvoll zu leben. Das Leben ist eine Chance zu persönlichem Wachstum. Ich will mit meinem Spiel Men schen motivieren, zum Kern ihrer selbst zu kommen, ihr volles Potenzial und ihre wahren Aufgaben zu entdecken. Das ist ein Schritt zu Zufriedenheit und einem sinnerfüllten Leben. wie ich Musik mache und mich auf der Bühne verhalte, wider. Wenn ich zu meinen Gefühlen stehe, meine Traurigkeit, Verzweiflung oder andere Gefühle in meinem Spiel ausdrücke, habe ich Erfolg. Je näher ich an meinem eigenen Sein und dem So-Sein des Moments bin, desto besser kann ich mich musikalisch ausdrücken. WEB: WWW.FLUTEPOWER.COM WWW.FACEBOOK.COM/CORDELIA- LOOSEN-SARR-MUSIC-FOR-LIFE- 1829906163901142/ AKTUELLE PHOTO SLIGHTSHOW: YOUTU.BE/4B6BY0PTEWU INTERVIEW: JANINA HEINEMANN FOTOS: LAURENCE CHATAIGNE – WWW.LODECOLOGNE.COM musiker MAGAZIN 4/15 | 1/16
STORIES 41 MICHAEL MELLENTHIN Ein Leben voller Musik Schülerin brachte Platten vom Kingston Trio und Pete Seeger sowie Peter, Paul and Mary mit und ich war sofort begeistert. Zunächst spielte ich alleine, erst später gab es eine Folk-Formation. Wir spielten dann im Duo THE CITY RAMBLERS, wo wir gemeinsam mit Hannes Wader und Reinhard Mey etc. in den Folk Clubs von Berlin das Pro - gramm gestalteten. Berlin Skiffle Group – 1961 Iron Maiden Gold für Radio- und TV-Promo bei CMM Hannover – 1996 MM: Du kannst bereits auf eine lange Zeit als Musiker zurückblicken. Erinnerst du dich noch an deine Anfänge? MICHAEL MELLENTHIN: Das erste Instrument war eine Mundharmonika, die mein Großvater spielte und mir zeigte. Dann kam das Klavier von der Tante, wo ich zwei Jahre Unterricht hatte, was mich aber nicht befriedigte, und schließlich die sechssaitige Lautengitarre von der Tante, die immer oben auf dem Schrank lag und tabu war. Aber irgendwann nahm ich mir das Instrument und brachte mir alles selber bei. MM: In Berlin hast du sowohl Folk- als auch Beat-Musik gemacht. Wie kam es zu diesem Stilwechsel? MICHAEL: Zuerst machte ich Skiffle-Musik mit meinem Bruder und mit einem Waschbrett, an dem der heu tige Schauspieler Joachim Luger (Lindenstraße, Hans Beimer) saß. Da spielten wir regelmäßig im Segelverein in Spandau. 1996 gab es dazu eine Reunion durch das WDR-Fernsehen, wo eine Sendung über Joachim Luger war, und wir mussten mit Reinhard Mey zusammen zwei Titel „skiffeln“. Unser Idol war Lonnie Donegan, den ich dann später in Braun - schweig sehen konnte, zusammen mit der Vor - gruppe LEINEMANN. Da spielte der Bruder von Ole Seelenmeyer mit. MM: Später hast du dich an der Roten-Punkt- Aktion in Hannover beteiligt. Worum ging es damals? MICHAEL: Danach kam ich mit dem Folk aus den USA in Berührung. Eine amerikanische Austausch- Durch meinen Freund, der auch Gitarre spielte, spielten wir zu zweit Stücke von den Shadows, er Leadgitarre und ich Begleitgitarre. Nach einiger Zeit kam man auf die Idee, eine Beatband zu gründen, und es kamen zwei weitere Musiker dazu (Bass und Schlagzeug). Am Schlagzeug saß übrigens der Bruder von Ulli Lommel (Faßbinder- Schauspieler), der später in den Neunzigern einen Film mit Daniel Küblböck (DSDS) machte. 1970 ging ich beruflich nach Hannover und lernte dort eine Gruppe Musiker kennen, die auch Folkmusik machten, aber mehr politische Lieder spielten. Das war neu für mich, gefiel mir aber gut, und wir hatten einen Auftritt mit unserer Gruppe Arbeiter- Musik Assoziation (AMA) auf den 1. Arbeiterfest - spielen „Roter Punkt“ neben Dieter Süverkrüp, Hanns Dieter Hüsch, Dietrich Kittner etc. MM: Inwiefern hast du diese Aufruhr musikalisch begleitet? MICHAEL: Es war eigentlich die Zeit der Protest - songs gegen alles Unrecht in der Welt. Mit dem konnte ich mich identifizieren. MM: Kurz darauf hattest du in einem Jugend - zentrum Zugriff auf ein Tonstudio. Wie hast du diese Möglichkeit genutzt? MICHAEL: Im Jugendzentrum Kornstraße in Hannover bauten mein Partner und ich ein kleines Tonstudio auf. Das war leicht, denn mein Partner arbeitete bei Telefunken in der Studio - technik (ELA) und kannte sich gut aus, hatte eine Revox A77 und ein Acht-Kanal-Mischpult mit Mikro fonen etc. Wir machten Konzertmitschnitte vor Ort. Unser Studio lag direkt neben der Bühne, wo wir auch mal Ton Steine Scherben mitschnit - ten. Leider durften wir den Mitschnitt nicht behalten. Des Weiteren machten wir Musik un ter richt mit den Kids im Jugendzentrum und produzierten mit unserer AMA eine Maxisingle, die wir beim TRIKONT Verlag in München über 2 000-mal verkaufen konnten. The Crew Beat Band – 1966 AMA Rote-Punkt-Aktion – 1970 MM: Bereits Ende der Siebziger hast du dein eigenes Label „Lava Records“ gegründet. Wie kam es zu diesem Entschluss? MICHAEL: Inzwischen hatten wir unser Studio in die Hildesheimer Straße in Hannover verlegt und nannten uns TONCOOPERATIVE, wo wir mit vier Leuten eine GmbH gegründet hatten und die ge - samte Hannover-Szene aufnahmen und teilweise 4/15 | 1/16 musiker MAGAZIN
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