34 STORIES VON BRACKEN DUO – EINGÄNGIGE SONGS VON JAZZ BIS POP Interview mit Rick und Andrea von Bracken Obwohl sie schon seit über 20 Jahren ein Ehepaar sind, existiert das Duo der Öhringer Profi-Musiker erst seit 2013. Lange beschritten sie musikalisch getrennte Wege, auf denen sie mit diversen Projekten und Ensembles unterschiedliche Genres pflegten. Von diesen vielfältigen, sich ergänzenden Er fah - rungen profitiert ihre heutige Zusammenarbeit, für die sie bekannte wie auch selten gehörte Jazz- Stan dards, Pop-Songs und Musical-Nummern zu einem attraktiven, kurzweiligen Cocktail mixen, gewürzt mit einer feinen Prise augenzwinkernder Selbstironie. MM: Was für Musik macht ihr? RICK: Wir spielen alte Musical-Nummern, ausgewählte Songs von den Beatles bis Norah Jones, Udo Jürgens und Jazz-Standards, die uns gefallen. Wir interpretieren alles im jazzigkammermusikalischen Stil. MM: Könnt ihr von eurer Musik leben? ANDREA: Vom Duo allein noch nicht, aber die An fragen häufen sich. RICK: Wir leben von Musik, geben Privat un ter - richt und wirken bei anderen Projekten mit. MM: Welche musikalische Ausbildung habt ihr, wie war euer Werdegang? RICK: Ich bekam als Kind 13 Jahre lang klassischen Klavierunterricht, habe mir ab 14 Saxofon - spielen selbst beigebracht. Mit 13 gründete ich als Pianist meine erste Schüler-Jazzband mit Nachbarschaftsjungs aus unserer Fahrrad bande. Das war 1977. ANDREA: Ich hatte klassischen Klavierunterricht, zusätzlich für zwei Jahre Geigenunterricht. Mit 15 Jahren lernte ich Querflöte. Nach dem Abitur absolvierte ich ein klassisches Musikstudium mit Hauptfach Klavier. RICK: Ich habe theoretische Musikwissenschaft studiert. Währenddessen spielte ich in vielen Bands, von allen Jazzstilen bis hin zu Blues, Soul und sogar Punk. In den 80ern unterrichtete ich jede Woche mehr als 30 Saxofonschüler. Am Ende machte ich so viel Musik, dass ich keine Zeit mehr fürs Studieren hatte. MM: Andrea, wie kamst du auf Pop und Jazz? ANDREA: Über Querflöte. Schon mit 16 spielte ich die in einer Rockband, die neben eigenen Stücken auch welche von Jethro Tull im Programm hatte. Bald wirkte ich bei einer weiteren Band mit, die nur musiker MAGAZIN 3/2016
STORIES 35 Eigenkompositionen aufführte. Ein Gitarren duo lud mich zur Zusammenarbeit, dort sang ich das erste und für lange Zeit letzte Mal. Jazz habe ich immer gern gehört – etwa das United Jazz- und Rock- Ensemble. Aber zur Jazz-Praxis kam ich erst durch Rick. Er gab mir Anregungen, half mir, Akkordsymbole umzusetzen. Ich kannte vorher so etwas wie Lead Sheets oder Real Books nicht. MM: Warum hast du so lange nicht gesungen? ANDREA: Nach einer Stimmbanderkrankung traute ich mich lange nicht, rockig „die Sau rauszulassen“. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich im Alltag oft leise singe – etwa auf dem Weg zum Einkauf. Der Durchbruch kam, als ich auf einer Jam-Session, auf der Rick spielte, zum Spaß einen Blues sang. MM: Rick, wie kamst du zum Saxofon spie - len? RICK: In den 1970ern gab es nicht E-Pianos mit gutem Sound, so wie heute, die man mit sich tragen kann. Also musste ich als Pianist entweder das Klavier nehmen, das am Auftrittsort vorhanden war, oder eines mieten. Das war natürlich teuer. Einmal machten das meine Eltern mit, dann streikten sie. Wir mussten Gigs absagen, weil ich als Bandleader nicht mitspielen konnte. Ich brauchte ein transportables Instrument. Saxofon hatten wir noch nicht, ich kannte niemanden, der es spielte. Ich bettelte meine Eltern an, bis sie mir ein gebrauchtes Tenorsaxofon kauften. MM: Wie lange arbeitet ihr gemeinsam? ANDREA: Seit 2013, als Rick mich für einen Auftritt zum Begleiten am Klavier überredet hat. Da war von Gesang noch keine Rede. Dafür musste er mich ein Jahr länger überreden! »Ich war es leid, überregional Begleiter engagieren zu müssen – wenn man eine talentierte Pianistin direkt im Haus hat!« RICK: Bei uns im Raum Heilbronn-Hohenlohe gibt es wenige gute Musiker. Ich war es leid, überregional Begleiter engagieren zu müssen – wenn man eine talentierte Pianistin direkt im Haus hat! MM: Welche anderen Projekte habt ihr außer eurem Duo? ANDREA: Ich habe sonst gerade nichts Festes, begleite auf Anfrage Solisten oder Chöre. Vor - wie gend gebe ich Klavierunterricht. RICK: Alles Mögliche vom Duo bis zur eigenen Big-Band. Leider spiele ich nur wenig in meiner Ge gend. Dafür unterrichte ich deutlich weniger als Andrea. MM: Wie ist die musikalische Zusammen ar - beit als Ehepaar? Gibt es da nicht manchmal Knatsch? RICK: Doch, das kommt natürlich vor, weil jeder seinen Dickkopf hat. Aber wir lösen unsere Kon - flikte möglichst konstruktiv. MM: Was plant ihr für eure musikalische Zukunft? ANDREA: Unser Duo wollen wir weiter ausbauen. Wir spielen jetzt oft mit zusätzlichen Musikern wie Bassisten und Schlagzeugern. Ständig be kom - men wir neue Gig-Anfragen. RICK: Wir werden oft nach einer CD gefragt. Das wäre ein Ziel für uns. 2015 waren wir sogar im Studio. Allerdings nur für Demos, die man auf unserer Homepage findet. Eigene Lieder wären schön – mal sehen, was uns einfällt. WEB: WWW.VONBRACKEN.DE INTERVIEW: JANINA HEINEMANN FOTOS: MICHAEL BREM 3/2016 musiker MAGAZIN
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