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Musiker Magazin 03/2015

REVOLVERHELD – Immer in Bewegung "Wir sind keine Band, die ein Kunstprodukt ist und affektiert auf der Bühne steht." Deutscher Rock & Pop Preis 2015 78Twins – "Fast Beinahe Bekannt" Viola Tamm & Band – Samtig grell und anmutig dreckig! Nobody Knows – Postmoderne, bundesrepublikanische Folklore mit nordwesteuropäischer Note und ostokzidentaler Rhythmik Lady Moustache – Rauer und energiegeladener Sound Saris– Durch die Nische zum Erfolg DCseven – Mal rockig, mal funky, und dabei immer selbst gemacht Matthias Weisheit – Gitarrist, Singer-Songwriter, Bassist, Komponist, Textdichter, Produzent/Arrangeur, Lehrer/Dozent April Art – Kickender Crossover/Alternative Rock mit weiblicher Powerstimme und garantiert feinstem Abgehpotenzial Interview mit Paul-Gerhard Lange Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 3: Johnny Winter – Wintertime Again Es geht auch ohne Plattenfirma – aber nicht ohne deren Arbeit Als Musiker reicht mir doch eine Privathaftpflicht, oder?

60 CD-REZENSIONEN 1991

60 CD-REZENSIONEN 1991 nichts mehr. 2010 – im Todesjahr von Ronny James Dio, beschloss Sledge, wieder das Mikrofon in die Hand zu nehmen, und rief Sledge an. Gemeinsam mit Sandy Sledge, ihrer früheren Bandkollegin von Rude Girl (beide Damen stammen aus dem Bay Area, USA) wurde an neuem Ma - terial gefeilt. Ronnie James Dio bat sie einst persönlich, mit Musik weiterzumachen. „My heart is filled with bleeding lust …“ heißt es im Titelsong, was den Metalfan erfreut. Die Fans sind wieder da. Power Metal aus weiblicher Hand ist immer noch exotisch in der Szene, zumal mit solcher Kraft und Wuchtigkeit gespielt. Gesang und Instrumente lassen an Härte nicht missen. Double Base, knackige Soli und Leathers unnachahmlicher Gesang, der den Heroen der Szene in nichts nachsteht, bilden harte Songs, wie sie auch von Running Wild oder Doros Warlock klingen könnten. Das präsentieren die Damen durchaus aggressiv und im Gewand des neuen Jahrtausends. www.sledgeleather.com C.S. Sebastian, Malte und Dani sind zusammen BILLY RÜCK - WÄRTS. Sie bilden ein deutschsprachiges Liedermacher-Trio. Ge zupft und gefiedelt, geklimpert und mehrstimmig besungen werden Alltagsgeschichten, das Verhältnis zum anderen Ge schlecht oder die Liebe zu seinem Fußballclub. BILLY RÜCKWÄRTS beweisen beweist Mut zu den leiseren Tönen. Wohltuend unelektrisch, dafür umso wortgewandter klingt ihre Musik. Kultliedermacher und Punk-Poet Götz Widmann produzierte das vierte Werk des jugendlich wirkenden Trios. Anspieltipp: Das herrlich selbstironische „Ich bin so betrunken, wenn ich sexy bin“. Bösartig und lustig: „Ich liebe dich nur, wenn du weinst“. Einen Rhythmus, wie ich ihn schon bei Stefan Remmlers Trio zu hören glaubte, entdecke ich in „Nichtraucher“. Das Album „Zurück zur Couch“ lässt viel ent decken. Wer sich zugewandt öffnet, der nimmt unnachahmlichen Humor und herzerwärmende Melodien wahr. www.billyrueckwaerts.de C.S. MALOO – BERND TÖBERG & MICHAEL KULLICK »Spaces Of Reflection & All About The Things« 200 deutsch- und englischsprachige Lieder. Beim Deutschen Rock und Pop Preis gewann der Live-Musiker und Band - leader im Jahr 2013 den 1. Preis in der Kategorie Singer/ Songwriter. Sein Album unter dem Künstlerpseudonym DR. PHIL’S PROJECT schmeichelt mit sehnsuchtsvollen Melo - dien, mit seiner akustischen Gitarre und einem klagenden Saxophon. So in „High Above The Land“ zu hören. Mit zwei deutschsprachigen Songs, „Dein Ozean“ und „Echo In Dir“, unterstreicht er, dass er vorzügliche Balladen schreibt. Die Verbindung zur Natur und zu menschlicher Emotion ist allgegenwärtig. Mit „Ride On“ beschließt DR. PHIL temporeich ein rundes Album zwischen Liedermacher-Pop und Sehn - suchtsballaden. www.hertzblut.de C.S. CORA LEE »Bad Boys I Love You« Die 31-jährige Sängerin Cora Lee liefert mit ihrem Album „Bad Boys I Love You“ eine frische Mischung aus selbst ge - schriebenen Popsongs. Obwohl Cora aus Berlin kommt, singt sie ausschließlich auf Englisch. Ihre Rockstimme trägt durch die Lieder, die allesamt eingängige Melodien haben. Was beim ersten Hören angenehm ist, kann aber schnell langweilig und eintönig werden. Dennoch kann man die Lieder gut als Hintergrundmusik abspielen. www.coralee.de J.H. BILLY RÜCKWÄRTS »Zurück zur Couch« 2013 verstarb Gitarrist Bernd Töberg, der zum Jazz-Trio MALOO gehörte. Um einem nochmal zu zeigen, wie weit dieses Trio und sein Gitarrenspiel seiner Zeit voraus waren, kommen jetzt die Alben im Doppelpack „Spaces Of Reflec - tion“ und „All About The Things“ als eine Art Hommage an Bernd Töberg heraus. Auf „Spaces Of Reflection“ können Freunde experimenteller Musik noch mal die vertrackten Rhythmen und das spacige Gitarrenspiel des Gitarristen in vollen Zügen genießen. Es herrscht aber dennoch System im Chaos. Wer jedoch den Fehler begeht, diese Stücke nur als lose Fetzen anzusehen, dem ist zu empfehlen, sich die Zeit zu nehmen, diese Musik mit Kopfhörer zu genießen. Stücke wie „Voodoo“, die so experimentell, aber gleichzeitig so ausgefeilt sind, findet man heutzutage nur noch selten. Bei „All About The Things“ klingt alles etwas geordneter. Man findet bei „Jordon“ Latino-Einflüsse und dann wiederum irre Jazz-Ausflüge auf „Bodus“. Das gesamte Album überzieht eine Art Dunstglocke. Nichts ist so richtig klar, alles scheint ein wenig entfernt zu sein. Etwa so, als ob man beim Augenarzt diese merkwürdigen Tropfen verabreicht bekommen hat, die alles verschwommen aussehen lassen. Aber für alle, die experimentelle und furchtlose Musik mögen, sind diese Werke wärmstens zu empfehlen. www.indigo.de/unser_programm/titel/10975/ M.D. DR. PHIL’S PROJECT »Threads Of Time« Ein reisender Musiker auf musikalischer Reise. Das ist Florian W. Huber, Gitarrist, Sänger. Seit dem zarten Alter von zehn Jahren ist er vom Spiel auf der Gitarre fasziniert. Mit 14 stand er bereits auf der Bühne und schrieb seither über MARC FLORIAN FRIEDRICH »Es geht auch anders« Groovig und mit rotziger Stimme präsentiert sich der Sän - ger und Produzent Marc Florian Friedrich mit seiner Single „Es geht auch anders“. Hörer sollten auf den Text achten: Der Künstler fühlte sich durch das Buch „Die Anders - macher“ zu einem gesellschafts- und wirtschaftskritischen Song inspiriert. Ziel der Andersmacher sei es, so Friedrich, „die Wirtschaft und damit die Welt zu verändern“. www.mff-productions.de J.H. RAVAGE »Poseidon« Am ehesten dem Heavy-Metal-Genre zuzuschreiben, schätzt sich die Band RAVAGE ein. Da die Wurzeln bis in die 80er- Jahre zurückreichen, heißt es in ihrer Info. Metal in der Form von RAVAGE ist lebendig und kickt! Knackige Drums, peitschende Gitarren, schriller, hochtöniger Gesang, wie man es schon von Helloween in „Walls Of Jericho“ hörte. Punk und Rock ’n’ Roll verschmelzen in „On The Run“, wo die bunt tätowierte, schicke Bassistin Vera V-Ray Das als Duett - partnerin des Gitarristen Oliver Dr. Dee Das zu hören ist. Besonders böse mit Growling: „My Serenade“. „Kill,destroy, blood and honour …“ heißt es da geistentleert. Oliver verkörpert die 80er-Wurzeln in der Band mit seinem Geburts - jahrgang 1960. Seine jungen Mitstreiter sind alle in den 1990er-Jahren geboren und sorgen für den juvenilen Part in der Metal-Combo RAVAGE. Power Metal mit germanischen musiker MAGAZIN 3/2015

CD-REZENSIONEN 61 Wurzeln trifft auf den Griechen Poseidon. Metal – auch mal kulturverbindend? Die lyrischen Ergüsse handeln von Hass, Motorrädern und dem einsamen Wolf. Heiße Scheibe mit ausgestrecktem Mittelfinger. www.ravage-band.de C.S. MARC FLORIAN FRIEDRICH »Augen in der Großstadt« „Ich mach alles wieder gut“. Er rockt, was das Zeug hält. Melodiöser Gitarrenrock ist sein Ding. Das bewies er schon mit Carl Carlton (Udo Lindenberg, Peter Maffay) oder Harry de Winter (New Adventures, Holland) in deren Bands. Sein erstes Album beweist, dass der erfahrene MEISTER HARRY auch das kann. Neben seinen Komponisten- und Texter - qualitäten betätigt er sich als Maler und Comic-Zeichner. Dazu entwickelt er auch noch Ideen für ein Delphin-Schutz - projekt. In seinem Song „100 Jahre leben“ nimmt er seinen Aktionismus selbstironisch aufs Korn. Sein Album bringt uns beste Deutsch-Rock-Partystimmung im Stile eines Achim Reichel. Dabei weiß er durch seinen Witz und die feine Pro - duktion bestens zu unterhalten. www.meister-harry.de C.S. sie mit der Zeit selbst verblassen. Die Musik brennt, macht Angst und doch hat sie eine magische Anziehungskraft. Der Gesang kommt einem mit ungeheurer Wucht entgegen, aber man fühlt, dass hier die Seelen im Feuer schreien. Oder dieses einmalige Kunststück, den Hörer schon nach den ersten 40 Sekunden vom Opener „Inferiors“ sofort in ihren Bann zu reißen. Es bedarf schon eines ungeheuren künstlerischen Könnens, derart viele Facetten und Emotionen so zu verknüpfen, dass sie keineswegs zerfahren wirken, sondern im Gegen teil vielmehr in sich stimmig sind. „Invidia“ ist ein sehr ausgereiftes Album, und diese Jungs wissen ganz genau, was sie tun. Ihr kraftvolles Gitarrenspiel ist der Grund stein schlechthin, der ihre Musik so einzigartig klingen lässt. grey-season.de/wordpress_GS/ M.D. Ein buntes Potpourri aus Soul, Rock und Hip-Hop schenkt uns Marc Florian Friedrich mit seinem Album „Augen in der Großstadt“. Bei dem Sänger aus Bielefeld lohnt es sich, auf die Texte zu achten. Er blickt kritisch auf die Gesellschaft, schreibt alle Lieder selbst. Alle Texte sind im Booklet abgedruckt, was bei diesem Album sehr sinnvoll ist. Diese CD sollte man aufmerksam hören. www.mff-productions.de J.H. MASSIVE BLUE »Promised Land« WALLEK BROS. »Insert/Play« VIKTORIA BECKHAUSEN »Give Me Back My Love« „Give Me Back My Love“ ist ein eingängiger Popsong, der durch die Mischung der zarten Stimme Viktorias und Disco - beats zum Tanzen einlädt. Die Künstlerin wurde in Weiß - russland geboren, tourt durch ganz Europa. Dabei steht sie nicht nur als Sängerin auf der Bühne, sondern ist in der Zirkusszene mit einer Hundedressur-Nummer bekannt. Sie stammt aus einer Artistenfamilie – das merkt man bei ihren Live-Auftritten. Wem die Single-CD gefällt, der sollte auf keinen Fall einen ihrer Auftritte verpassen. www.viktoriabeckhausen.de J.H. Heavy Rock, wie er gern Anfang der 80er produziert und gehört wurde, kommt von MASSIVE BLUE. Schweißtrei bend, Bier trinkend, kopfschüttelnd ist der Sound für viele immer noch eine Offenbarung, wie wir jährlich in Wacken sehen. In diese Kerbe möchten MASSIVE BLUE schlagen. Mit E- Gitarre, Bass und Drums wird gerockt, was das Zeug hält. Irgendwo hören wir Saxon oder Accept heraus. Nicht be - sonders tiefgründig, aber doch nachdrücklich intoniert Sänger und Gitarrist Dirk Oest: „Bang your head, make love instead … break it, you gotta shake it, you have to take it, you gotta make it allright!” Eine Midtempo-Nummer ist „Angel Dust“, in der die Band beweist, wie viel Spaß sie in ihr Album gepackt hat. „Route 66“ wird im Boogie-Stil als Cover zelebriert. MASSIVE BLUE beweisen ihren Fans: So geht Rock! www.massiveblue.de C.S. Die Zwillingsbrüder David und Jan Wallek haben sich ein Jahr Zeit genommen, um die 14 Country-, Folk- und Rock - songs für ihr Debütalbum „Insert/Play“ zu schreiben. Bereits der erste Track macht gute Laune, geht nach vorn. Diese Stimmung wird bis zum letzten Track durchgehalten. Be - sonders ist, dass die Lieder im eigenen Wohnzimmer aufgenommen wurden. Die Entspannung spürt man beim Hören. Die CD darf in keiner Sammlung von Country-, Rock- und Folkfans fehlen. www.wallek-bros.com J.H. BONIFAZ »Backlog« MEISTER HARRY »Ich mach alles wieder gut« Peter Alexander sang einst: „Der Papa wird’s schon richten!“ MEISTER HARRY alias Harald Pfeiffer macht’s anders: Er singt von seinen Vorzügen als väterlicher Mann im Opener GREY SEASON »Invidia« Aus Dormagen kommt ein Quintett, das mit seinem Pro - gressive Metal alles wegfegt. Sowohl Schreigesang als auch Growls und cleane Passagen werden einem auf „Invidia“ aufgetischt. Perfektion spielt im Falle von GREY SEASON definitiv eine entscheidende Rolle. Sich auf nichts festlegen zu können und/oder zu wollen? Derart zwischen all den Stüh - len des Progressive Metal und Metalcore zu tanzen, dass Der aus Erding kommende Singer-Songwriter Bonifaz Prexi liefert uns mit „Backlog“ gleich ein Doppelalbum ab. 21 Lieder hat er uns geschrieben und Abwechslung scheint wohl sein oberstes Gebot zu sein. Wenn man aber jetzt denkt, es würden einem nur Stücke im typischen Singer-Songwriter- Stil dargeboten, wird man doch positiv überrascht. Bei „Fool (In The Middle Of The Night)“ kommen auch mal leichte, bluesige Töne mit ins Spiel. Wohingegen er bei „Cube“ doch schon einen Tick rockiger zu Werke geht. Aber im Großen und Ganzen bleibt er doch in den gediegenen Gefilden. Wer die Zeit dafür investiert, kann selbst beim vierten und fünften Mal noch neue Facetten finden, ohne dass es langweilig wird. Wer diese Zeit nicht hat, der dürfte „Backlog“ 8 3/2015 musiker MAGAZIN

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