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Musiker Magazin 02/2017

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Deutscher Rock & Pop Preis 2017 – Konzept, Anmeldung Martin Engelien – Als Bassist hat man die Macht der Musik in seinen Händen Kesh – Der junge Rapper aus derNähe Berlins mischt seine deutschen Texte mit Genres wie Funk, Rock und Pop HIGH ROLLER – Hard rockin’ groovin’ Band from Germany! Judith Holofernes – „Ich bin das Chaos“ STONE DIAMOND – Das Rock-Chamäleon Interview mit PIZZICO DI SOLE MANDRAGORA THURINGIA – Epic Folk Metal aus dem Kyffhäuser Kreis ANDY OST – „Bock auf Leben“ bst für Veranstaltungen – Interview mit Matthias Becker Jimmy Cornett & The Deadmen Fleadh – „Irish music flying high“ Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 7: Jimi Hendrix – das unerreichte Genie Offener Brief an die GEMAVorsitzenden des Aufsichtsrats Prof. Dr. Enjott Schneider und des Vorstands Dr. Harald Heker „Die Musikbranche ist ein Herzensding“ – Experten lehren das ABC des Musikmanagements am TA Bildungszentrum Gagen-Ausfallversicherung

62 CD-REZENSIONEN YVONNE

62 CD-REZENSIONEN YVONNE CATTERFELD »Guten Morgen Freiheit« Du reißt dich von allen Ketten und Zwängen los – wirst morgens von Sonnenstrahlen geweckt, torkelst glücklich ausgeschlafen zum Fenster und atmest frische Luft ein: Guten Morgen Freiheit! Ein Zufall, dass Yvonne Catterfeld ihrem neuen Album diesen vielversprechenden Titel verlieh? Zwar ist es bereits ihr siebtes Studioalbum, doch mit „Guten Morgen Freiheit“ schlägt die 37-jährige Wahl ber li ne - rin jetzt ganz neue Töne an. Anfang des Jahres gründete Yvonne Catterfeld ihr eigenes Label, Veritable Records. Nun kann ihr niemand mehr in ihre Musik hineinreden. Le véritable ist Französisch und heißt auf Deutsch das Echte, das Reine, das Un verfälschte. So kann die Sängerin völlig frei auf ihre eigene innere Stimme hören – und auf die ist Verlass. Echt, rein und unverfälscht, genauso hört sich ihr neues Album an. Doch treue Fans brauchen sich nicht zu sorgen, in „Guten Morgen Freiheit“ ist noch viel von der „alten Yvonne“ zu erkennen. An Soul und R & B fehlt es nicht. Überflüssige Elektro Beats? Fehlanzeige! Neu sind allerdings die urbanen Sounds und Hip-Hop-Einlagen. Im Duett mit Teesy singt Yvonne Catterfeld für mehr Frieden auf der Welt. Dieser Song, „5 vor 12“, ist definitiv ein Highlight auf ihrem neuen Album. Es scheint fast, als würde sie selber anfangen zu rappen – und das auf höchstem Niveau. Teesy ist übrigens nicht der einzige Gastmusiker in „Guten Morgen Freiheit“. Auch Bengio („Irgendwas“), Chima („Tür und Angel“) und MoTrip („Mehr als ihr seht“) stehen der Sängerin unterstützend zur Seite. Eingeleitet wird das Album mit einem Knall. Der Titelsong „Guten Morgen Freiheit“ strotzt nur so von neu gewonnener Energie und rhythmischer Fröhlichkeit. Es folgen Songs, die sich unter anderem auch mit Schattenseiten von Frei - heit auseinandersetzen. „... wollen uns nicht binden, weil wir dann vielleicht etwas verpassen können, was irgendwo noch ist ...“(„Irgendwas“). Mit Texten wie „ Ich glaub, Gehen ist nur Silber, im Bleiben liegt das Gold“ („Tür und Angel“) zeigt Yvonne Catterfeld, wie schön es sein kann, Dinge zu haben, an denen man festhalten kann. Menschen, die einem Halt geben, bei denen man sich „zu Hause“ fühlt. Mit „Freisprengen“, könnte man denken, verarbeitet die Sän - gerin und Schauspielerin ihre Erfahrungen aus alten Zeiten und zeigt, wie gut es ihr tut, ihr eigenes Label zu besitzen – frei zu sein. Alles in allem merkt man eine deutliche Reife auf Yvonne Catterfelds siebtem und erstem eigens produziertem Studioalbum. „Guten Morgen Freiheit“ macht Mut. Es muss nicht immer alles besser, schneller und höher sein. www.yvonnecatterfeld.com C.H. JUDITH HOLOFERNES »Ich bin das Chaos« „Nichts ist so trist wie ein Optimist“ singt Judith Holofernes mit heiserer, beinahe unsauberer Stimme. Rund drei Jahre nach ihrem Solo-Debüt meldet sich die Ex-Wir-sind-Helden- Frontfrau mit „Ich bin das Chaos“ zurück. Diesmal auf eigenem Label. Total sympathisch singt sie von alltäglichen Dingen – glücklicherweise bleibt die Stimmung nicht so trist wie beim ersten Track. In „Oder An Die Freude“ nimmt sie Beethovens Melodie und Schillers Text auf die Schippe, um danach beschwingt und lustig von der (vergeblichen) Suche nach Glück zu singen. Titeltrack „Ich bin das Chaos“ ist rhythmisch, steigert sich von flüsternd-gehaucht skandiertem Text zu Ruf-Gesängen mit rhythmischen Gitarrenriffs. „So weit gekommen“ ist ruhig und nachdenklich – damit endet das Album, wie es angefangen hat: mit melancholischen Tönen. Eine schöne Sammlung deutscher Pop-Lieder. www.judith-holofernes.de J.H. CARL EMROY „Ruf Teddybär 1–4“ Mit seiner wunderbar angenehm-weichen Stimme covert Carl Emroy den bekanntesten Song des österreichischen Musikers Jonny Hill „Ruf Teddybär“. Es klingt fast wie ein Talking-Blues von Hannes Wader, aber mit Countrymusik im Hintergrund. Man muss auf den Text achten, denn es ist eine rührende Geschichte eines Lkw-Fahrers, der über sein Funkgerät von einem im Rollstuhl sitzenden, einsamen Jungen angefunkt wird. Um das Kind glücklich zu machen, beschließt er, ihn zu überraschen. Damit ist er nicht der einzige ... Die Musik steht sehr im Hintergrund, ist aber, wie auch die Geschichte, sanft, etwas melancholisch und trotzdem positiv. Auf der Single-CD sind noch zwei typische Emroy- Country-Stücke. Seine Stimme geht einfach unter die Haut. www.carl-emroy.com J.H. SCARLATYNA »... till the end« Schon am Cover sieht man, dass es sich hier um „good old Power Metal“ handelt: ein blau leuchtendes Schwert, im Hintergrund eine düstere Burg und ein Rabe mit rot glühenden Augen im Comicstil. Und gleich beim ersten Songs „The Truth“ pfeffern uns SCARLATYNA dichte, verzerrte Gitarren - riffs mit Double Bass und Galopp-Rhythmus um die Ohren. Dazu teilweise sehr hoher Gesang – der stellenweise ins für den Power Metal typische Falsett geht. Insgesamt sind die Songs druckvoll, kräftig. Da kann man gar nicht anders, als die Mähne zu schütteln und die Faust zu recken! Die Songs auf „... till the end“ sind noch aus den 80er- und 90er- Jahren. 2011 haben SCARLATYNA nach langer Trennung die Metal-Perlen wiederveröffentlicht. Großartig! „We“, „Wings Of The Night“ und Titeltrack „Till The End” kann jeder dank der tollen Hooklines sofort mitsingen. Metal- Fans werden diese gitarren- und rhythmusstarken Songs lieben. Bitte mehr, bitte Neues! J.H. SAM FRANCISCO »Bizz Party 1st Floor« Partymucke à la 90er rotzt Sam Francisco ins Mikro. Mit Disco-Rhythmen sind die Songs seines Albums „Bizz Party 1st Floor“ vor allem eines: tanzbar. Inhaltlich sind „Bizz Party“, „Kiss Factory“ und „God Bless The Champ“ dünn. Nonsens-Texte, die aber eingängig und lustig sind, sodass jeder (auch betrunken) mitgrölen und dazu schunkeln kann. Sam Francisco bezeichnet sich als internationaler „King of Rock“. Das ist er nicht. Aber trotz dieser großspurigen Art, auf „dicke Hose“ zu machen, merkt man, dass er Spaß hat. Das ist sympathisch. Wer gern am Ballermann nachts die Tanzflächen unsicher macht, findet in diesem Album ein englischsprachiges Pendant. Und wird so vielleicht in Urlaubs- Party-Stimmung versetzt. www.king-of-rock.com J.H. RAIN SULTANOV »Inspired By Nature« Ein Intro, das mehr als zwei Minuten lang ist und als einzelner Track behandelt wird – damit startet der Naturtrip durch Aserbaidschan. Unglaublich feinfühlig und berührend führt Saxofonist Rain Sultanov durch sieben Landschaften seiner Heimat. Sechs Musiker begleiten ihn, sodass ein schöner musiker MAGAZIN 2/2017

CD-REZENSIONEN 63 Klangteppich mit verspielten Soli entsteht. „The White Birds Of Qizilagac“ flattert mit hohen Pianoklängen, „Up Lahij Mountains“ ist deutlich schneller und rhythmischer, als würde ein Zug oder eine Lawine im Hintergrund rollen, „Wild Wind Of Zuvend“ klingt fast schon chaotisch. Aber das letzte Stück „The Breath Of Caspian Volcano“ endet ruhig und getragen. Sultanov zeigt die Natur seiner Heimat abwechslungsreich – ein kleiner Kurzurlaub in Aserbaidschan. Liebhaber entspannter Instrumentalmusik werden dieses Kleinod lieben. www.ozellamusic.com J.H. EVA KYSELKA »Bienenkönigin« Mit sanften Tönen und einer fast fliegenden Hauchstimme singt Eva Kyselka auf ihrer Single „Bienenkönigin“ davon, wie Bienen wieder summen und schweben. „Weil uns das Hoffnung bringt“, sagt Kyselka. Mit diesem Lied will die Sängerin auf das Bienensterben aufmerksam machen. Doch sie tut das nicht mit mahnend erhobenem Zeigefinger, sondern auf einfühlsame, nachdenkliche Art. „Noch können wir euch sehen“ ist der letzte Satz – das ist zwar irgendwie traurig, macht aber deutlich, dass es noch nicht zu spät ist. Im zweiten Track, „Mother Earth“, geht es um unsere leidende Erde. Kyselka sind Umweltschutz und vor allem Bienenrettung wirklich wichtig. Statt nur darüber zu singen, spendet sie alle Download-Einnahmen von „Bienenkönigin“ an „Deutsch- land summt“. Aber abgesehen davon ist es entspannte Musik zum Träumen und Melancholisch-Sein. www.evakyselka.de J.H. CULTURE POOL »Flow« 46 individuelle Musiker aus 15 verschiedenen Her kunfts - ländern auf nur einer einzigen CD. Das Band-Projekt CULTURE POOL aus dem Ruhrgebiet hat mithilfe vieler toller Musikmacher ihr erstes Album veröffentlicht. Kein Titel wäre hierfür wohl passender als „Flow“. CULTURE POOL steht für Begegnung, was auch ihr Album verdeutlicht. Verschiedenste Musikrichtungen, Stimmen und Instrumente treffen sich in jedem der 13 Songs. Es entsteht ein bunter Mix aus Elektro- und Afrosounds mit Pop und Schlager, orientalischen Gesängen bis hin zum Hip-Hop, musical- oder soundtrackartigen Melodien. Klar, denn ganz nach dem Motto „I’ve got my own beat“ (Song 13) hat jeder der 46 Musiker etwas von seiner eigenen Kultur, seinen Erfahrungen, persönlichen Vorlieben und Talenten in das Album eingebracht. Wer Abwechslung von typischen Playlists und Radiocharts sucht, ist hier definitiv richtig. Außerdem cool: CULTUR POOL zeigen, dass ein friedliches Miteinander von Menschen diverser Kulturen möglich ist. Dass etwas Wunderbares entsteht, wenn alle zusammenhalten: Flow. www.culture-pool.com C.H. PETE ALDERTON »Something Smooth« Mit seinem neuen Album „Something Smooth“ beweist Pete Alderton auf ein Neues: Er ist der Meister des Blues. Mal mit dreckig-rauchiger Stimme, mal lieblich und verträumt, haucht der Sänger und Songwriter Geschichten auf seine neue Platte. Bei den meisten Songs reicht als Unterstützung schlichtweg seine Gitarre. Doch auch auf Klaviertöne und Drums braucht niemand zu verzichten. Wenn man die Augen schließt, so könnte man meinen, man befindet sich in einem guten, alten Pub – hält ein Bier in der Hand und lauscht der Musik von Pete Alderton, der live auf der kleinen Bühne vor einem mit Herzblut „Something Smooth“ performt. Ideal für einen entspannten Abend unter Freunden. Doch es darf auch getanzt werden – besonders der Song „so cool“ lädt geradewegs dazu ein. www.pete-anthony-alderton.com C.H. MIA AERGERTER – »Nichts für Feiglinge« Das ist „Nichts für Feiglinge“: Mia Aergerter veröffentlicht am 26. Mai 2017 ihr erstes hochdeutsches Album. Doch nicht nur in der Sprache kann man einen deutlichen Neu - anfang der Singer-Songwriterin erkennen. „Nichts für Feig - linge“ klingt ernst, ja fast schon düster – gleichzeitig jedoch auch mutmachend und motivierend. Stilistisch könnte man das Album bei Folk und Indie einordnen. Mia Aergerters teils melancholische, klare, kraftvolle Stimme sowie ihre Gitarre stehen dabei stets im Mittelpunkt. Die Schweizer Sängerin weiß, wo sie perfekt Akzente setzen kann und wo eine Kämpfernatur vonnöten ist. Auch vor schwierigen Themen schreckt Mia Aergerter nicht zurück. Ihrer neuen Heimat gerecht findet sie, berlinerisch direkt, immer die passenden Worte. Zum Beispiel singt sie im Titelsong „Nichts für Feiglinge“ über Bindungsangst: „In Wahrheit haben wir doch nur wieder Schiss, uns wieder zu binden. Machst du mit, machst du mit, machst du mit, wenn ich jetzt mein Herz ins Spiel bringe?“ „Ich wart’ auf unserer Bank hier oben am Hang. Wenn einer von uns beiden stirbt, dann treffen wir uns hier“, heißt es in dem von Verlustangst gezeichneten Song „Wenn einer von uns“. Und auch die Krankheit Depression wird nicht tabuisiert: „In mir drin ist ein schwarzer Fleck, den krieg ich auch mit Alkohol nicht weg. So hab ich ihn halt hinter Charme und Witz versteckt.“ Der dazugehörige Song, „Schwarzer Fleck“, ist übrigens zusätzlich als Liveversion aufgeführt. Mut wird ja bekanntlich belohnt. So ist es auch bei Mia Aergerters neuem Album. „Nichts für Feiglinge“ – also hör rein. ;) www.miaaegerter.de C.H. C.H. – CELIA HOFFMANN J.H. – JANINA HEINEMANN RECHTSANWALT WOLFGANG KRÜGER Wir beraten Sie in allen Fragen mit Bezug zur Musik- und Veranstaltungsbranche: GEMA, GVL, Umsatzsteuer, Namensrecht, Vertragsrecht, Markenrecht etc. Weg beim Jäger 75 | 22453 Hamburg Fon. 04057008781 wolfgangkrueger44@googlemail.com 2/2017 musiker MAGAZIN

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