20 STORIES »Wir sind doch alle verliebt ins Chaos, mit mehr oder weniger Sicherheitsabstand. Natürlich fürchten wir es auch, und wehren uns. Das ganze Leiden und Feilschen, all die ungeschickten Versuche, das Chaos zu beherrschen – das rührt mich, und gleichzeitig finde ich es wahnsinnig komisch.«
STORIES 21 JUDITH HOLOFERNES Mit ihrer ersten Soloplatte zog Judith Holofernes 2014 erstmalig ohne ihre Mitstreiter von WIR SIND HELDEN in die Welt hinaus, „ein leichtes Schwert“ schwingend. Der Nachfolger „Ich bin das Chaos“ schließt in seiner Spielfreude klar an das „zerzauste Debüt“ an, mit wilden Einflüssen zwischen Breeders, Cramps, Nick Cave, dem frühen Bowie, Marvin Gaye und Cyndi Lauper. Große Melodiebögen, schmelzende Chöre, Streicher und Bläser, die mit synthetischen Flöten duettieren müssen, irrwitzig groovige Textergüsse und sperrige Gi tar - ren – „Ich bin das Chaos“ bewegt sich rasant zwischen sehr unterhaltsam und sehr traurig. Überraschend ist das selbstbewusste Bekenntnis zu „so etwas wie Glanz. Und Tiefe. Und Schön - heit! Die Songs wollten das so“, sagt Holofernes. MM: „Nichts hieran ist gut“ singst du gleich beim ersten Lied deines neuen Albums. Überhaupt klingt es sehr melancholisch. Wieso bist du so trübsinnig? JUDITH HOLOFERNES: Ich bin nicht trübselig. Nur kann ich gut traurig sein. Aber auch sehr gut glücklich. MM: Einige Songs sind lustig, beschwingt, sogar groovy. Ist der Albumtitel „Ich bin das Chaos“ Programm oder woher kommt die Mischung? JUDITH: Wahrscheinlich schon. Bei mir war das schon immer so: Ich liebe schwermütige, dunkle Songs. Ein großer Teil meiner Lieblingssongs anderer Künstler ist extrem traurig. Zum Bei spiel „I’ll follow you into the dark“ von Death Cab for Cutie. Auf der anderen Seite ist es für mich die Königsdisziplin, gut gelaunte, freudige Musik zu schreiben, die aber nicht doof ist. 2/2017 musiker MAGAZIN
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