Aufrufe
vor 9 Jahren

Musiker Magazin 02/2014

  • Text
  • Musiker
  • Musik
  • Chaplin
  • Magazin
  • Bester
  • Deutschen
  • Bestes
  • Album
  • Zeit
  • Wirklich
  • Marteria
  • Medde
Deutscher Rock & Pop Preis 2014 – Anmeldung Katrin Medde & Band Marteria – "Zum Glück in die Zukunft II" Charlie Chaplin – Das Künstlergenie – Interview mit dem Buchautor Norbert Aping Plain Folly – Einzigartiger Alternative Pop-Rock mit Elementen aus Progressive Rock, Art Pop, Trip Hop und Elektro Session Pro – Professionelle Dienstleistungen im Bereich Veranstaltungstechnik und Installation Birgit Bachstein – Erst mit 50 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Album "Ich klopfe an" Danny June Smith – Die bunte Musikwelt des blonden Wirbelwindes Weltweiter Eigenvertrieb für Musiker Fuck the Facts – give us ideas – Ideen für Selbstvermarkter Was sind deine Facebook-Fans wert?! Der Urheberbeweis

28 STORIES CHARLIE

28 STORIES CHARLIE CHAPLIN Nach zwei Büchern über das berühmteste Komiker-Duo der Filmgeschichte Laurel und Hardy hat Norbert Aping sich mit Charlie Chaplin in Deutschland beschäftigt und dabei zahlreiche Gerüchte ausgeräumt. Sein erstes Chaplin-Buch heißt „Liberty Shtunk! Charlie Chaplin und die National so - zialisten“. Zum ersten Mal wird darin untersucht, wie die von 1926 bis 1944 andauernde nationalsozialistische Hetze gegen Chaplin funktionierte und was ihre Methoden waren. Chaplin war den National sozialisten besonders verhasst, weil er dem deutschen Publikum durch seine universelle Kunst zutiefst menschliche Geschichten er zählte, die zu Kadavergehorsam, Vermassung und Führer kult überhaupt nicht passten. Nach und nach sorgte das Dritte Reich systematisch dafür, dass seine Filme in Deutschland vollständig aus dem Verkehr gezogen wurden. Kein Wunder auch, dass Nationalsozialisten auf seine Filme „Shoulder Arms“ und „The Great Dictator“ besonders allergisch reagierten, gegen sie hetzten und über viele Jahre den „Filmjuden“ Chaplin diffamierten, der kein Jude war. Das Buch geht auch den Ur - sprüngen von „The Great Dictator“ detailliert nach und analysiert natürlich diesen Chaplin-Klassiker, der von deutschen Diplo ma ten im Ausland verfolgt wurde und in die Mühlen der nationalsozialistischen Presselenkung geraten war. Norbert Apings zweites Buch „Charlie Chaplin in Deutschland 1915 – 1925. Der Tramp kommt ins Kino“ setzt die deutsche Chaplin-Rezeption fort und beginnt ganz am Anfang. Obwohl Chaplin schon weltberühmt war, US-Filme auch während des Ersten Weltkrieges im deutschen Kaiserreich in den Kinos zu sehen waren, führten Importbe - schränkungen, die bis in die Weimarer Republik galten, und Kontingentierungen zum Schutz der deutschen Filmwirtschaft dazu, dass Chaplin- Filme erst Ende August 1921 nach Deutschland kamen. Da war er Filmkennern und Intellek tuellen allerdings längst ein Begriff. Chaplin eroberte das deutsche Publikum in kurzer Zeit im Sturm, das mit langweiligen deutschen Lustspielfilmen zu - nehmend weniger anzufangen wusste. Mit dem sensationellen Erfolg seines ersten abendfüllenden Spielfilms „The Kid“ erreichte er im Herbst 1923 einen besonderen Höhepunkt in Deutschland. Doch auch damals schon wurde Chaplin von deutschnationalen Kreisen wegen seines Anti - kriegsfilms „Shoulder Arms“ attackiert, den die wenigsten seiner Gegner gesehen hatten und nur dem Hörensagen nach agitierten. Nach Deutsch - land kam dieser Film erst 1956. Chaplins sagenhafter Erfolg zog auch Imitatoren an, die entweder eigene Filme drehten, um sich Chaplin anzuhängen, oder in Varietés auftraten. Mitunter gaben sie sich sogar als Chaplin persönlich aus. musiker MAGAZIN 2/2014

STORIES 29 immer mehr Form an. Und fraglos ist Chaplins Tramp die zentrale Figur seines Schaffens. Selbst als der Tramp gegen Ende des Klassikers „The Great Dictator“ de facto gegen Ende des Films von der Lein wand geht, erkennt man die Haltung des Tramps auch in den späteren Filmen bis 1957 („A King In New York“) wieder. Nur Chaplins letzter Film „A Countess From Hong Kong“ (1966) ist eine Aus nahme – es sei denn, man erkennt in Sophia Lorens Rolle den Tramp. Interview mit dem Buchautor Norbert Aping MM: Charlie Chaplin setzte sich schon 1918 für politische Belange ein: So ging er mit Douglas Fairbanks und Mary Pickford auf eine Tournee durch die Vereinigten Staaten, um für den Kauf von Kriegsanleihen zu werben. Auch Charlie Chaplins nächster Film sollte dann den Ersten Weltkrieg zum Thema haben(„The Bond“/„Die Anleihe“). Danach entstand der neue Film „Shoulder Arms“ (Ge- wehr über), der zu einem der größten finanziellen Erfolge seiner Karriere wurde. War Charlie Chaplin deiner Auffassung nach schon immer ein politisch engagierter und denkender Künstler? MM: Charlie Chaplin wuchs in einer Familie in großer Armut auf und musste immer wieder in den Armenhäusern Londons Zuflucht finden. Hat diese Jugend für ihn in seinem gesamten späteren Leben, aber auch in der Darstellung des von ihm gespielten Tramps, Bedeutung? NORBERT: Chaplin hat sein schauspielerisches Handwerk im britischen Vaudeville von der Pike auf gelernt, und das in jungen Jahren, die bei allen Menschen ganz besonders ihren weiteren Lebensweg bestimmen. Ganz früh hat er also künstlerische Erfahrungen gesammelt, aber auch die geschäftliche Seite kennengelernt und dabei viele Menschen, gegen die er sich durchsetzen NORBERT: Er war auf jeden Fall ein engagierter und denkender Künstler, der sich auch nicht scheute, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Politischen Parteien hat er sich nicht angeschlossen und sich mit seiner menschlichen Denk - weise und als „Friedenshetzer“ wohl auch weniger politisch verstanden, wenngleich das natürlich politische Auswirkungen hatte. Den deutschen NORBERT: Ich glaube, dass die bitteren Er fah - rungen, die Chaplin als ganz junger Mensch ge - macht hat, ihn zutiefst geprägt haben. Seine Tramp-Figur – ist ja auch nur denkbar, wenn Schöp fer und Darsteller Verständnis für sie haben. Chaplin als Person war zeitlebens trotz seines Reichtums ein sehr sparsamer Mensch, er wollte nie wieder ins Elend zurück. Aber sein persönliches Verständnis und Mitgefühl für Underdogs haben ihn gleichzeitig bei einem durch und durch humanen Ansatz auch nicht blind irgendwelchen Autoritäten gehorchen lassen. Dadurch ist er sowohl im Filmgeschäft als auch politisch massiv angeeckt. musste. Das hat ihn auch gelehrt, an sich zu glauben und nicht aufzugeben, auch wenn andere ihn von etwas abbringen wollten. MM: Inmitten des Ersten Weltkrieges in Euro - pa legte sich Charlie Chaplin zunehmend auf die Rolle eines Vagabunden fest, der in seinem sechsten Film „The Tramp“ sogar zum Titelhelden wurde. Danach entstanden über 14 Filme, mit der Folge, dass Chaplins Popu - larität 1915 ihren ersten Höhe punkt fand. Handelt es sich bei dieser von Chaplin erfundenen „Tramp-Figur“ um die entscheidende Idee seiner zukünftigen Kar rie re? Kaiser schlägt er in „The Bond“ auch nur deswegen nieder, damit der Krieg vorbeigeht. In „Shoulder Arms“ glorifiziert Chaplin ja auch nicht den Krieg. Unerquicklicher als in den Schützen - gräben kann es auch kaum zugehen, und Charlie träumt von zu Hause und wie sich der Krieg be - enden lässt. In dem Film tritt er den Kaiser nicht einfach nur als Feind in den Allerwertesten, sondern weil der sich hochnäsig benommen hat. MM: Für seinen Film „The Kid“ engagierte Chaplin den vierjährigen Jackie Coogan. Am 06. Januar 1921 fand die Premiere statt. Dieser erste Langfilm „The Kid“ wurde zu einem Riesenerfolg, der in den nächsten MM: Schon sehr früh fand Charlie Chaplin Engagements an den Londoner Bühnen. So spielte er schon 1903 in dem Theaterstück „Jim: A Romance of Cockayne“ seine erste größere Rolle. Damals war Chaplin gerade 14 Jahre alt. Könnte auch in diesem äußerst frühen Einstieg in die Schauspielerei das Erfolgs ge heimnis des späteren erfolgreichen Weltstars Charlie Chaplin liegen? NORBERT: Der Tramp Charlie ist Chaplins zentrale Figur, die er optisch schon in seinem zweiten Film für Mack Sennetts Keystone Studios Anfang Februar 1914 auf die Leinwand brachte: „Kid Auto Races at Venice“. Die Figur entwickelte sich in Chaplins Frühzeit allerdings nicht von Film zu Film kontinuierlich. Chaplin brauchte wohl auch Zeit, um zu erkennen, wohin für ihn die Reise gehen sollte. Aber ab „The Tramp“ nahm dies drei Jahren in rund 50 Ländern vertrieben wurde. Begann damit die eigentliche weltweite Popularität Charlie Chaplins? NORBERT: Chaplin war schon vorher weltweit populär, sehr früh in seiner Karriere außerhalb des englischsprachigen Raums zum Beispiel in Skan - dinavien und, ganz wichtig, seit Herbst 1915 in Frankreich, um nur wenige Beispiele zu nennen. 8 2/2014 musiker MAGAZIN

Archiv