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Musiker Magazin 4/2017

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42 STORIES Schon vor

42 STORIES Schon vor CREAM hatte Jack Bruce bei der Alexis Korner Blues Incorporated, vor allem aber bei der Graham Bond Organisation (dort bereits mit dem künftigen Cream-Drummer Ginger Baker) und bei John Mayalls Bluesbreakers ge - spielt. Es war deutlich geworden, dass er ein ernstzunehmender, hochtalentierter Musiker war. Sein Ausflug ins reine Pop-Geschäft mit Manfred Mann nach dem Weggang von Mayall erschien künstlerisch freilich wie eine verunglückte Episode; in Manns späterer Formation, der progressiven EARTH BAND, hätte Bruce ungleich besser gepasst. Nachdem CREAM nicht zuletzt an der Hassliebe zwischen Bruce und Baker gescheitert waren (beide warfen einander vor, auf der Bühne zu laut und damit gegeneinander zu spielen), wuchs Bruce zu einem musikalischen Tau - sendsassa in den verschiedensten musikalischen Stil richtun gen heran, dessen Mitwirkung man suchte. Als einer der markantesten und aus drucks - stärksten Sän ger und Bassisten der Rock musik überhaupt prägte er zahllose Musikereignisse. Man kann nur darüber spekulieren, welches die musikalischen Folgen gewesen wären, wenn er sich auf Keith Emersons Wunsch nach der Auf lösung von THE NICE der Nachfolgeband EMERSON, LAKE AND PALMER angeschlossen hätte, die über viele Jahre phantastische Erfolge feierte. Aber auch ohne diese nicht realisierte Möglich - keit verlief Bruces weitere Karriere in einer un - glaublichen Vielfalt mit zahllosen Gastauf tritten. In einem Artikel kann sein Wirken daher nur angerissen werden, um den Appetit anzuregen, sich mit dem Künstler näher zu befassen. Der Titel der autorisierten Bruce-Biographie „Com- posing Himself“ von Harry Shapiro könnte dafür gleichsam das Motto sein. Zunächst wollte auch ich von Jack Bruce Musik nur im Stil von CREAM hören. Beim Durchhören des seinerzeit aktuellen Polydor- Samplers „Pop Sound 70“, der mit einzelnen Titeln aus neuen LPs für deren Kauf warb, kam ich zu „Never Tell Your Mother She’s Out Of Tune“ (mit George Harrisons Gitarre) aus dem ersten Bruce-Soloalbum „Songs For A Tailor“ (1969). Trotz der offensichtlichen Qualität des Songs: Das war eben nicht die Musik der CREAM! Ich wurde aber rasch eines Besseren belehrt. Denn auf die Qualitäten wurde ich bald aufmerksam. musiker MAGAZIN 4/2017

STORIES 43 TEIL 9: JACK BRUCE – Musik ohne Grenzen Jack Bruce, geboren 1943 und unter anderem ausgebildet am Cello, hat als Sänger, Bassist und Songwriter der bereits 1968 auseinandergebrochenen Supergroup CREAM musikalische Unsterblichkeit erlangt. Vermutlich wird er deswegen darauf auch häufig reduziert. In den nur gut zwei Jahren ihres Bestehens hat die Band nicht weniger als die Rockmusik revolutioniert, indem sie mit immer ausgedehnteren Live-Improvisationen zugleich bewies, welches künstlerische Kaliber Rockmusiker haben konnten, die angeblich doch ihre Instrumente gar nicht beherrschten und nur Krach machten, wenn man der damaligen Elterngeneration Glauben schenkte. Derlei Vorurteile taten einem Allround-Vollblutmusiker wie Jack Bruce absolut Unrecht. Die Band MOUNTAIN spielte den Bruce-Song „Theme For An Imaginary Western“ im August 1969 auf dem Woodstock-Festival und nahm ihn für das 1970 erschienene Album „Climbing“ auf – der MOUNTAIN-Bassist Felix Pappalardi war immerhin der CREAM-Produzent gewesen. Eine in meinen Augen entschieden aufregendere, jazzigere Interpretation des Songs enthält jedoch die Colosseum-LP „Daughter of Time“ von 1970, nachdem die Band zuvor schon auch „Rope Ladder To The Moon“ von „Songs For A Tailor“ auf dem Album „The Grass Is Greener“ veröffentlicht hatte. Die drei genannten Songs sind echte Bruce-Klassiker mit rockigen, balladesken und jazzigen Schwerpunkten. „Rope Ladder To The Moon“ war außerdem der Titel des Dokumentar- Films, den Tony Palmer nach seinem Konzertfilm CREAM „Farewell Concert“ 1969 über Jack Doch zurück zum Beginn der 1970er-Jahre: Bruces Werdegang mit Schwerpunkt auf der Zeit Sowohl auf „Songs For A Tailor“ als auch dem nach Cream gedreht hatte. jazzigen Nachfolger „Things We Like“ (1970) wirkten Heckstall-Smith und Colosseum-Drummer Jon „Songs For A Tailor“ führte Bruce mit seinem Hiseman mit, unterstützt wurden sie von keinem Band-Kollegen Dick Heckstall-Smith aus der Geringeren als dem Gitarristen John McLaughlin. Graham Bond Organisation erneut zusammen. Diesen hatte Bruce aus seiner Beteiligung an den Der Ausnahme-Saxophonist war durch sein eindrucksvolles Spiel auf John Mayalls Blues - (1970) der Jazz-Rock-Formation THE TONY Alben „Emergency“ (1969) und „Turn It Over“ breakers-Album „Bare Wires“ (1968) und seine WILLIAMS LIFETIME schätzen gelernt. (Am prägende Mitwirkung bei Colosseum einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Als 1994 im Beat-Club auftreten. Vor laufender Kamera aber Rande: Diese Band sollte Ende November 1970 die CD „This That“ mit Bruce, Heckstall-Smith berichtete Moderatorin Uschi Nerke den er staun - und John Stevens herauskam, waren meine ten TV-Zuschauern, die Band sei so undiszipliniert Erwartungen demzufolge hoch. Doch der dort gewesen, dass man Abstand von ihr genommen gebotene Free Jazz enttäuschte sie empfindlich: habe.) Hiseman wiederum spielte wiederholt mit Vor lauter Tönen war keine Musik zu erkennen. Bruce bei BBC-Auftritten. 8 4/2017 musiker MAGAZIN

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