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Musiker Magazin 3/2019

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2019 – Konzept; STORIES: Sigi Schwab – Der vielsaitige Champion; Albert Böhne spricht über seine Karriere und die Zusammenarbeit mit Tony Liotta; Interview mit Linda B.; 50 Jahre Peter Maffay – Pünktlich zu seinem siebzigsten Geburtstag erschien das Jubiläumsalbum »Jetzt!«; Achim Amme – »Ammerica«; Die Historie der Rock- & Popmusik – Teil 14: The Rolling Stones – the greatest rock & roll band in the world (Teil 1); HAzel The Nut – »Animal Birthday Party«; DECADANCE DANCE – »We All Get lost ... Sometimes«; UDOMAT & Panikgenossen; MAKIA – Wenn man Musikerherzen öffnet – ist da die ganze Welt zu hause; MUSIKBUSINESS: Mit Musik auf Youtube Music einnahmen erzielen (teil 2) – Deine Musikkarriere auf andere Arten über Youtube vorantreiben; MUSIK & RECHT: Fundamentale Weichenstellung: EUGH-Urteil über Sampling in der Musikproduktion; RUBRIKEN: Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

32 STORIES rem um

32 STORIES rem um sexuelle Frustration. All das hat den Rolling Stones als Musikern nicht nachhaltig ge - schadet. Im Gegenteil wurden sie zu der mit Ab stand erfolgreichsten Rockband der Musik - geschichte mit fantastischen Gagen. Im großen Stil bringen sie immer wieder neue Bild- und Ton träger auf den Markt und füllen, mittlerweile weit im Rentenalter, auch im Jahr 2019 generationsübergreifend mit ihren Konzerten Stadien. ZURÜCK INS JAHR 1962: Da spielte der 1942 geborene blues-begeis - terte Brian Jones als Gitarrist hin und wieder bei Alexis Korners Blues Incorporated, die eine Keimzelle des British Blues waren. Nach eigener Einschätzung der Rolling Stones hätte es sie ohne Korner nie gegeben, und im Laufe der Zeit gehörten Korners Blues Incorporated einige der später bekanntesten Vertreter des Bluesrock an. Jones war von Elmore James’ „Dust My Broom“ und dessen Slide-Gitarre so fasziniert, dass er als Elmo Lewis mit Blues Incorporated begann, die damals in Großbri - tannien praktisch unbekannte Slide-Gitarre mit ihrem mitreißenden Sound bekannt zu machen. Mick Jagger und Keith Richards, beide Jahr gang 1943 und Fans von Chuck Berry und Muddy Waters, erlebten Jones im April 1962 live im Londoner Ealing Club und waren hingerissen. Kurz darauf wurde Jagger der Sänger von Blues Incorporated. Dort hatte zuvor auch schon der 1941 geborene Drummer Charlie Watts gespielt, war aber aus Zweifeln an seiner musikalischen Qualität ausgeschieden. Im Juni 1962 suchte Jones in der Zeitungsanzeige Musiker für eine neue Band. Darauf meldete sich der 1938 ge - borene Keyboard-Spieler Ian Stewart, der als Sänger Jagger vorschlug, der seinerseits Richards als Gitarristen mitbrachte. Die Rollin’ Stones, die sich bald Rolling Stones nannten, waren entstanden. Am 12. Juli 1962 gaben sie im Londoner Marquee Club ihr erstes Konzert. Erste Kontakte mit Plattenfirmen fruchteten allerdings nicht. Kurz darauf verließ der Bassist Dick Taylor die Band. Stewart war aber auf den 1936 geborenen Bassisten Bill Wyman aufmerksam geworden und schlug ihn als Ersatz vor. Nach einem Vorspielen im Dezember 1962 wurde Wyman Mitglied der Rolling Stones. Schließlich wurde im Januar 1963 auf Jones’ Betreiben auch der Drummer Tony Chapman durch Charlie Watts ersetzt. Wyman und er waren fortan eine der besten Rhythmusgruppen. In der Besetzung waren die Rolling Stones bald die Hausband des Londoner Crawdaddy Clubs, der von Giorgio Gomelsky geleitet wurde und der die junge Band vorübergehend unter seine Fittiche nahm. Dessen Werbebemühungen lockten im April 1963 den Werbefachmann Andrew Loog Oldham zu einem Auftritt der Rolling Stones im Crawdaddy. Oldham war so überwältigt, dass er ihr Manager wurde und sie unter seiner Führung von Erfolg zu Erfolg eilten. Richards dazu: „Wir waren das Dynamit, Andrew Oldham der Zünder.“ Allerdings passte Stewart wegen seines vorstehenden Kinns nach Oldhams Geschmack nicht in das Er - schei nungsbild der Rolling Stones. Deswegen gab er ihm als Band mitglied den Laufpass. Stewart blieb der Band jedoch bis zu seinem Tod im Dezember 1985 als Roadmanager und Studio musiker treu. Anfang Mai 1963 konnte Oldham Dick Rowe vom Label Decca zum Besuch eines Auftrittes der Rolling Stones bewegen. Hatte Rowe im März 1962 die Beatles nicht unter Vertrag nehmen wollen, gab er den Rolling Stones nach dem Auftritt einen Plattenvertrag. Anfang Juni 1963 erschien ihre erste Single mit dem Chuck-Berry-Titel „Come On“, den die Band nur auf Anraten von Oldham eingespielt hatte. Kaum typisch für die Rolling Stones hatte die Single jedenfalls einen gewissen Erfolg. Noch war dies die Zeit, als die Band ganz überwiegend Songs anderer Autoren coverten, darunter den Beatles-Titel „I Wanna Be Your Man“. Um das individuelle Erscheinungsbild der Rolling Stones zu schärfen und den Fokus auf die Band zu richten, stilisierte Oldham sie zu einem Gegen - stück der Beatles: zu einer Band als Bürger - schreck, die junge Leute begeisterte und „die alle Eltern hassen“. Hatte die Band seit Juli 1962 schon etliche Auftritte absolviert, steigerte sich dies über die nächsten Jahre zu nahezu tagtäglichen Auftrit - ten im In- und Ausland, die dies- und jenseits des Atlantiks in schneller Folge herausgebrachten Singles, EPs und LPs zu promoten. Genau wie die Beatles verbuchten die Rolling Stones in den USA enorme Erfolge, sodass auch sie in die Ed Sullivan Show eingeladen wurden, in der sie erstmals Ende Oktober 1964 auftraten. Mick Jagger gilt heute noch als ausdrucksstarker »Hatte die Publicity die Beatles zu den „Good Boys“ gemacht, waren die Rolling Stones die „Bad Boys“, die das Klischee ausgiebig bedienten. Ihr rüpelhaftes Image, jedenfalls Jaggers, Jones’ und Richards’ exzessiver Lebensstil, zu dem auch harte Drogen gehörten, was ihnen lange Probleme mit der Justiz eintrug, ließ sie jedenfalls nicht als Schwiegersohn-Typen aussehen.« musiker Magazin 3/2019

STORIES 33 Die frühen Aufnahmen der Rolling Stones nach „Come On“ klangen, auch auf ihren drei ersten Alben, erfrischend rau und ungeschliffen, was der Musikauffassung des damaligen Band- Leaders Brian Jones entsprach. Sein Einfluss auf die musikalische Richtung der Band schwand jedoch nach und nach. Jagger und Richards, die von 1963 bis 1965 zuweilen unter dem Pseu donym Nanker/Phelge als Songwriter firmierten, entwickelten sich zum bedeutendsten am meisten gecoverten Songs und ist längst zum musikalischen Allgemeingut geworden. Trotz aller Aufregung um ihn in den 1960er-Jahren wurde er sogar mit Quetschkommode und Heimorgel auf Seniorenveranstaltungen intoniert, wie man in der TV-Dokumentation „Sätisfäktschn“ aus dem Jahr 1995 zum 30. Jahrestag der deutschen Single-Erstveröffenlichung vom Herbst 1965 bestaunen konnte. Realsatire lässt sich eben überall finden. und erfolgreichsten Komponisten-Duo der Rock - Rock-Performer par excellence. Bei seinem Auf - tritt in der US-TV-Show von 1964 erschien er allerdings noch leicht verlegen lächelnd wie ein College-Student vor der Kamera – welch eine Ent - wicklung! Von Verlegenheit war nichts mehr zu spüren, als die Rolling Stones im Januar 1967 mit dem provozierenden Hit „Let’s Spend The Night Together“ auftreten wollten. Der Titel war für Sullivan zu starker Tobak. Daher verlangte er, ihn für die Show in „Let’s Spend Some Time Together“ zu ändern. Jagger und Richards fügten sich. musik neben John Lennon und Paul McCartney, das in schneller Folge hervorragende Songs mit ungewöhnlichen musikalischen Ideen vorlegte. Prominentes Beispiel ist die siebte Single der Rolling Stones, die so etwas wie ein Synonym der Band ist: „(I Can’t Get No) Satisfaction“. Der Song ist mit einem gesellschaftkritisch-provozierenden Text und eindringlichem Gesang nicht nur musikalisch originell, sondern auch ein frühes Beispiel dafür, wie sich der Sound der elektrischen Gitarre rasant entwickelte und welche Bedeutung in der Rockmusik Riffs zukommt, die durch Mark und Bein gehen. Keith Richards kreierte noch viele andere eingängige Riffs und gilt als „Human Riff“. Seine markant verzerrte elektrische Gitarre bei „(I Can’t Get No) Satis - faction“ geht allerdings auf Ian Stewart zurück, der während der Aufnahmen einen Verzerrer der Marke Maestro Fuzz-Tone besorgte, mit dem Richards die Wucht des Intros erzeugen konnte. „(I Can’t Get No) Satisfaction“ gehört zu den Als in der Bravo angekündigt wurde, dass die Rolling Stones am 13. September 1965 zweimal in der Hamburger Ernst-Merck-Halle spielen würden, hätte ich mir nur allzu gern ein Ticket gekauft. Ein striktes elterliches „Nein!“ beendete sofort meine Hoffnungen. Solchen ungehobelten Burschen dürfe man nicht noch Geld dafür in den Rachen werfen, dass sie sich schlecht benähmen und Krach anstatt Musik machten. Mit den beiden je nur 20 Minuten dauernden Hamburger Konzerten versetzte die Band ihre jugendlichen Bewunderer gleichwohl in die damals übliche Verzückung. Einen guten Eindruck aus jener Zeit gibt der erst 2012 veröffentlichte Dokumentar - film „Charlie Is My Friend“ über die beiden Irland- Auftritte der Band im September 1965, der sowohl hinter die Kulissen blickt als auch mit Konzert-Ausschnitten aufwartet. Parallel zur Ham burger Begeisterung schienen aber auch die mahnenden Eltern recht zu behalten. Um die Konzerte kam es vor der Ernst-Merck-Halle zu 8

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