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Musiker Magazin 3/2018

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Deutscher Rock & Pop Preis 2018 – Festivalkonzept; Schraubenyeti – Ein Tier am Klavier; MICAST– »Der Markt ist überschwemmt«; Christine Helms – »Ich hatte eine große Menge Glück«; Joachim Griebe – »Etwas mehr Solidarität und Hilfe unter Musikern wäre mehr als hilfreich für uns alle«; »We Call It Blues« – Interview mit Jörg Klein; Interview mit Alwin Smoke; Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 12: Eric Clapton – The Golden Sound; Stefan Lauterbach – »Es gibt nichts, was dieser Mann nicht selbst macht«; KINGS OF FLOYD – Die ultimative Pink Floyd Tribute Band; ETERNAL FLAME – »Smoke On The Mountain« – neues Album nach 16 Jahren; Google will der beste Freund der Plattenfirmen sein; Jule Neigel Band – 4. Akt...; Die andere Meinung: Ins Netz gegangen – Interview mit der EU-Abgeordneten Catherine Stihler; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

32 STORIES wohl

32 STORIES wohl entschieden geschäftsfördernder gewesen. Zwischen - durch wirkte Clapton 1970 an zahlreichen Aufnahmen anderer Musiker mit, etwas, was er auch künftig häufig tun sollte. Er unterstützte den Beatles-Keyboarder Billy Preston, King Curtis, die Crickets, P.P. Arnold, Steven Stills, Jesse Ed Davis, Dr. John, Leon Russell, Buddy Guy und Junior Wells. Auch für John Mayall griff er auf mehreren Tracks des Doppelalbums „Back To The Roots“ zur Gitarre. Besonderes Gewicht haben die London Sessions für den Bluesmusiker Howlin’ Wolf von Anfang Mai 1970, die ganz nach Claptons Geschmack im Zeichen des Blues stehen. Noch bemerkenswerter ist seine Mitwirkung bei den Dominos an George Harrisons erstem Soloalbum „All Things Must Pass“ von Ende Mai bis Ende Oktober 1970. Clapton spielte auf den Titeln „Wah Wah“, „Isn’t It A Pity“, „What Is Life“, „Run Of The Mill“, „Beware Of Darkness“, „Awaiting On You All“ und „My Sweet Lord“ Gitarre und bei den Apple Jams, die die dritte LP von Harrisons Dreifach-Albums füllten. Während der Aufnahmen zu „All Things Must Pass“ be - gann Clapton ab Juni 1970 unter dem Namen Derek And The Dominos in Großbritannien und in den USA zu touren. Konzerte wurden mitgeschnitten, und 1973 wurde daraus das Doppelalbum „In Concert“ zusammengestellt, als es die Band schon nicht mehr gab. 1994 erschien „In Concert“ stark erweitert als Doppel-CD unter dem Titel „Live At The Fillmore“. Die Band war wirklich hervorragend aufgelegt, viele halten den Mitschnitt für einen der besten von Clapton. Claptons wohl berühmtestes Album entstand von Ende August bis Anfang Oktober 1970 in Miami mit Duane Allman als zweitem Gitarristen. „Layla and Other Assorted Love Songs“ wurde zu einem weiteren Meilenstein des Gitarristen und mit dem Song „Layla“ zu einer Song-Legende. Clapton hatte ihn Pattie Boyd, der Frau seines Freundes George Harrison, gewidmet, die er später heiraten und von der er sich dann doch wieder scheiden lassen sollte. „Layla And Other Assorted Love Songs“ kam zu Beginn des CD-Zeitalters in einer Luxusausgabe heraus, angereichert mit hörenswerten Jams von Clapton, seiner Band und der Allman Brothers Band, um sich einzuspielen. Zum 40. Jahrestag des Albums brachte Polydor eine andere Deluxe-Ausgabe mit vielen anderen Bonustracks auf den Markt, darunter Live-Aufnahmen und Outtakes aus den Sessions. Derek And The Dominos gingen nach diesem Klassiker für ein zweites Album ins Studio. Aber auch diese Band war nicht von Bestand und zerbrach – nicht zuletzt am hohen Drogenkonsum ihrer Mitglieder, der schon bei den Aufnahmen zum Vorgängeralbum enorm gewesen war. Claptons Heroinsucht ließ seinen Allgemeinzustand zusehends schlechter werden. Für seine bis dahin atemlosen musikalischen Aktivitäten blieb das nicht ohne Folgen. Arg mitgenommen wirkte er an beiden Shows von Harrisons „Concerts For Bangladesh“ am 1. August 1971 mit. Rückblickend bedauerte Clapton, für „While My Guitar Gently Weeps“ mit der Gibson Byrdland eine unpassende Gitarre verwendet zu haben. Bald darauf schien Clapton sein Interesse an Musik verloren zu haben. 1972 brachte sein Label Polydor das Doppelalbum „History Of Eric Clapton“ heraus, um den Stillstand zu überbrücken. Es ist ein Rück - blick bis in die Zeit mit den Yardbirds, angereichert mit zwei alternativen Fassungen von „Tell The Truth“ vom Soloalbum „Eric Clapton“. »Mit der Bewältigung seiner Heroinsucht hatte Clapton jedoch gleichsam den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Denn nun verfiel Clapton dem Alkohol, den er rückblickend als noch schlimmer empfand, nahm außerdem Kokain und schluckte Tabletten.« Who-Gitarrist Pete Townshend sorgte sich Ende 1973 um seinen vom Heroin abhängigen Freund Clapton, der sich ganz in sich zurückgezogen hatte. Obwohl seine Heroin - sucht andauerte, konnte Townshend ihn jedoch zu zwei Konzerten im Londoner Rainbow Theatre am 13. Januar 1973 überreden. Dieses Ereignis wurde zunächst als LP vermarktet und später erheblich erweitert als CD. Die Kon - zerte brachten Clapton zurück zur Musik. Er unterzog sich einer Art Akupunktur-Behandlung seiner Heroinsucht, und Anfang 1974 fühlte er sich nach mehreren für ihn verlorenen Jahren wieder in der Lage, Musik zu schreiben. Zu - nächst war Clapton mit den Ergebnissen unzufrieden, da sie ihm zu steril klangen. Doch dann ging ihm alles wieder zunehmend besser von der Hand. Als für sein neues Solo - album Tom Dowd als Toningenieur und Produzent ge wonnen werden konnte, reiste Clapton nach Miami Beach in die von Dowd dort angemietete Luxusvilla 461 Ocean Boulevard, die seinem kommenden Soloalbum den Namen geben sollte. Dort entstand nach und nach mit dem ehemaligen Dominos-Bassisten Carl Radle und neuen Musikern das gleichnamige Album „461 Ocean Boulevard“, das im Juli 1974 veröffentlicht wurde. „461 Ocean Boulevard“ enthält zahlreiche Perlen, allen voran „Motherless Children“ und Bob Marleys „I Shot The Sheriff“. Es wurde zu einem der erfolgreichsten Clapton-Alben, von dem 2004 eine Deluxe- Ausgabe mit einem herrlichen Konzert-Mitschnitt herauskam und 2013, gemeinsam mit den Alben „There’s One In musiker Magazin 3/2018

STORIES 33 geprägt, und die Meinungen gehen nicht selten auseinander. Kontrovers eingeschätzt wurde die mit Spannung er - wartete Zusammenarbeit von Clapton und Ry Cooder an „Money And Cigarettes“ (1983), bei dem der Funke zu selten überspringt. „Behind The Sun“ (1985) wurde von Phil Collins produziert. Der setzte jedoch sehr auf neue Techniken, was zuweilen sogar Claptons Konzerte aus der Zeit beeinträchtigte, so zu hören auf dem unlängst veröffentlichten Radio - mitschnitt New York 1986, zu dem glücklicherweise Claptons Auftritt auf dem Live Aid Concert 1985 in Philadelphia im positiven Gegensatz steht. Gegen Synthesizer- und künstlich anmutende Schlagzeug-Klänge anzutreten, missfiel dem filigranen Gitarristen immerhin so sehr, dass er für August (1986) Tom Dowd als Co-Produzenten neben Collins gewann, weil Collins’ Arbeit sich nicht mit Claptons musikalischen Vorstellungen deckte. Heraus kam dennoch nur ein reichlich glattgebügeltes Album ohne allzu große Höhe - punkte, weil die Produktion sich zu sehr am musikalischen Mainstream orientiert hatte. Eine ähnliche Enttäuschung ist die CD „Back Home“ (2005). Auch die Blues-Alben „From The Cradle“ (1994), das ein Nummer-eins-Erfolg wurde, und „Riding With The King“ (mit B.B. King) von 2000 bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück – wohl weil die Live- Atmosphäre ge fehlt hat. Every Crowd“ und „E.C. Was Here“, das 6-CD/Blu-Ray- Set „Give Me Strength: The ‘74/’75 Recordings“. Dieses enthält unter anderem gemeinsame Aufnahmen mit dem früh verstorbenen Freddie King, einem von Claptons Lieblings - gitarristen. Mit der Bewältigung seiner Heroinsucht hatte Clapton jedoch gleichsam den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Denn nun verfiel Clapton dem Alkohol, den er rückblickend als noch schlimmer empfand, nahm außerdem Kokain und schluckte Tabletten. Bei Live-Auftritten aus der Zeit kam der Gitarrist betrunken auf die Bühne und lieferte sich un er quickliche Wortgefechte mit Konzertbesuchern. Seit „461 Ocean Boulevard“ war sein zweiter Gitarrist George Terry. Diesem überließ er auf der Bühne die meisten und saftigsten Soli, was besonders auf dem gelungenen Livealbum „E.C. Was Here“ von 1975 zu hören ist. Und damit ist man bei dem Thema: Clapton ist live am besten – schade, dass es dem WDR-Redakteur Peter Rüchel trotz Bemühungen nie gelungen ist, Clapton für ein Konzert der beliebten Rockpalastnächte zu gewinnen. Claptons Studioalben hingegen schwanken stark in der Qualität. Schlecht sind sie nie wirklich, aber so manches Album lässt die emotionale Tiefe vermissen, die Konzerte in aller Regel zu solch einzigartigen Erlebnissen werden lassen. Natürlich sind solcherlei Einschätzungen stets subjektiv Für lohnend halte ich aber neben „Eric Clapton“ und „461 Ocean Boulevard“ eine ganze Reihe von Studioalben. Sie gehen mit ungewöhnlichem Songmaterial zum Teil neue Wege und haben die Kraft von Claptons Musik im Studio eingefangen. „Slowhand“ (1977) bietet eine interessante Viel - falt an Songs. „Wonderful Tonight“ und „Lay Down Sally“ stechen sicherlich hervor, und außerdem ist „The Core“ eine willkommene Cream-Reminiszenz. Die 2012 veröffentlichte Deluxe-Ausgabe von „Slowhand“ brilliert vor allem mit einem begeisternden Konzertmitschnitt aus dem Londoner Hammersmith Odeon. „Backless“ (1978) knüpft an „Slowhand“ an, hat aber nicht dessen Kraft, abgesehen von dem erstklassigen Song „Tulsa Time“. Mit Einschrän - kungen hat auch „Another Ticket“ (1980) seine Meriten und gewinnt durch die Bandmitglieder Gary Brooker (Ex-Procol- Harum) und den Gitarren-Hexer Albert Lee, der zu den schnellsten seiner Zunft zählt. Welche Möglichkeiten hätte das Songmaterial mit dem gleichnamigen Titelstück und dem kraftvollen „Rita Mae“ wohl gehabt, wenn man das alles live vor Publikum aufgenommen hätte?! „Journeyman“ (1989) ist eines der gelungensten Clapton-Alben, wohl nicht zuletzt deshalb, weil er nach mehreren Anläufen seinen Alkoholismus endgültig besiegt hatte. Clapton hat dafür mehrere Songs geschrieben. Besonders erfrischend ist der Eröffnungstitel „Pretending“. Aber auch die Bluesstücke „Bad Love“ und „Old Love“ haben es in sich, erst recht dann, wenn er sie live spielte wie seinerzeit auf der Tournee, mit der er sein neues Album promotete und in Deutschland Zucchero im Vorprogramm hatte, auf dessen Single „Wonderful World“ er 1991 mitspielte. „An Pilgrim“ (1998) 8 3/2018 musiker Magazin

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