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Musiker Magazin 2/2021

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Konzept; STORIES: TONLAND – Zwei Menschen, zwei Stimmen, viel Gefühl; Kerstin Bogensee – Musikerin aus Leidenschaft und Optimistin aus Überzeugung; Sam Reckless – »Dark Times On Glamroad«; Mick Zimmer – »Das neue Jahr«; VOYAGER IV – »Pictures At An Exhibition«; SAMIYA – Die Stimme einer neuen Generation Soul; Paul Bartsch – Träume im Kopf, Wut im Bauch, Wärme im Herzen; SIHNA MAAGÉ – Soul mit Blick für den Zeitgeist; SPACEMUELLER – Melodischer Indie-Rock mit viel Zerre auf den Gitarren und abgedrehten Rhythmen; ARREST – True Power Metal Band from Germany; Die Historie der Rock- & Popmusik: Randy California und SPIRIT; MUSIKBUSINESS: The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 2: Vocal Skills; RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

04 SHORT-TAKES FESTIVAL

04 SHORT-TAKES FESTIVAL 10 Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Konzept STORIES 13 TONLAND – Zwei Menschen, zwei Stimmen, viel Gefühl 15 Kerstin Bogensee – Musikerin aus Leidenschaft und Optimistin aus Überzeugung 20 Sam Reckless – »Dark Times On Glamroad« 22 Mick Zimmer – »Das neue Jahr« 24 VOYAGER IV – »Pictures At An Exhibition« 28 SAMIYA – Die Stimme einer neuen Generation Soul 32 Paul Bartsch – Träume im Kopf, Wut im Bauch, Wärme im Herzen 36 SIHNA MAAGÉ – Soul mit Blick für den Zeitgeist 38 SPACEMUELLER – Melodischer Indie-Rock mit viel Zerre auf den Gitarren und abgedrehten Rhythmen 40 ARREST – True Power Metal Band from Germany 42 Die Historie der Rock- & Popmusik: Randy California und SPIRIT MUSIKBUSINESS 50 The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 2: VOCAL SKILLS RUBRIKEN 04 Musiker-News 53 Produkt-News 62 CD-Rezensionen 65 Titelschutzanzeigen 66 Kleinanzeigen 66 Impressum QUELLE TITELFOTO: SAMIYA WIE TIKTOK DIE POPMUSIK VERÄNDERT Olivia Rodrigo ist der Popstar des Moments. Die 18-jährige Sängerin aus Kalifornien wurde 2021 die jüngste Person aller Zeiten, die es von 0 auf 1 an die Spitze der US-amerikanischen Single- Charts schaffte, und brach weltweit Chart- und Stream-Rekorde. Rodrigo ist „ein neues Pop- Queen-Musterbeispiel“, und das sagt nicht irgend - wer, sondern das legendäre Musik magazin Rolling Stone. All das wäre wohl nichts geworden – wenn es TikTok nicht gegeben hätte. Durch seine enorme Popularität (weltweit nutzen Hunderte Millionen Menschen regelmäßig TikTok) ist die App zu einer der wichtigsten Methoden geworden, um neue Musik zu entdecken. Dabei können neue Popstars wie Olivia Rodrigo entstehen, aber auch Indie-Künstlerinnen wie die Ame - ri kanerin Ashnikko und die Deutsche Lune konnten sich durch Erfolg auf TikTok einen Namen machen. Für die Musikindustrie ist TikTok ein umkämpftes Gebiet. Jeder versucht, den nächsten viralen Hit zu landen. Doch der nächste virale Hit lässt sich nur schwer steuern – und ist oft unberechenbar. So sorgte ein einziges virales TikTok-Video 2020 dafür, dass der Song „Dreams“ von Fleet wood Mac aus dem Jahr 1977 von einer jüngeren Generation erstmals entdeckt wurde und weltweit nach Jahr zehn - ten wieder in die Charts einstieg. KANN MAN EINEN TIKTOK-HIT ERZWINGEN? Dass virale TikTok-Erfolge schwer vorherzusagen sind, hindert Musiker und Musikindustrie jedoch nicht daran, neue Popmusik oft genau auf die Spielregeln der Plattform auszurichten. Ein ähnliches Phänomen gibt es bereits seit einigen Jahren im Musikstreaming: Weil Plattformen wie Spotify erst Geld an die Rechteinhaber von Musik auszahlen, wenn ein Song länger als 30 Sekunden gehört wird, werden Popsongs immer kürzer – und Intros gibt es fast gar nicht mehr. Dann hört das Publikum den Song vielleicht öfter und skippt nicht so schnell zum nächsten Track. Auch auf TikTok versprechen manche Stra te - gien schnelleren Erfolg als andere: Weil die Videos so kurz sind, konzentrieren sich Songwriter mittlerweile manchmal darauf, besonders prägnante 15-Sekunden-Ausschnitte zu produzieren, die gut in einen TikTok-Clip passen. Das sagt auch Pop - star Olivia Rodrigo: In einem Interview mit der New York Times erklärte sie, dass sie eine Piano- Überleitung in ihrem Song „Drivers License“ mit QUELLE: www.br.de/nachrichten/netzwelt/wie-tiktok-die-popmusik-veraendert,SZdfs2H einer möglichen TikTok-Umsetzung im Kopf ge - schrie ben hatte. Aber auch Popstars, die schon länger im Ge - schäft sind, kalkulieren TikTok mittlerweile mit. Der Song „Toosie Slide“ von Drake schaffte es letztes Jahr ganz ohne prägnanten Refrain oder klassische Songstruktur in die Charts – stattdessen mit einer TikTok-Tanz-Challenge. VON TIKTOK IN DIE CHARTS? Die Musikindustrie nutzt aber nicht nur TikTok für ihre Zwecke – sie rekrutiert auch neue Ge - sichter direkt von der Plattform. Influencerinnen wie Bella Poarch, Addison Rae und Dixie D’Amelio wurden auf TikTok vor allem mit Tanz-Videos be - rühmt. Jetzt singen sie auch, unterstützt von teuren Musikvideo-Produktionen. Früher entstanden neue Popstars in Castingshows, heute passiert das in den sozialen Medien. Vielleicht ist ja sogar der 26-jährige Schotte Nathan Evans der nächste große Popstar? Immer - hin hat er bereits einen Vertrag über drei Alben mit dem Universal-Label Polydor unterschrieben. Der Grund? Sein Cover des Seemannslieds „Weller- man“, das Anfang des Jahres erst TikTok und dann die Charts stürmte. Offen bleibt die Frage, ob aus dem schnellen Erfolg mit TikTok auch ein langlebiger werden kann. TikTok ist nicht nur eine Plattform, in der man mit oberflächlichen Inhalten schnell berühmt werden kann, sondern auch eine, in der Videos sehr kurz sind und dann sofort das nächste kommt. Und das macht die Sängerinnen und Sänger austauschbar. Olivia Rodrigos Erfolg könnte von Dauer sein – dafür sorgen ihre Musik und ihre Beliebtheit bei Kritikern und Publikum gleichermaßen. Aber ob das Debütalbum von Wellerman-Sänger Nathan Evans wohl ähnlich begeistert aufgenommen wird, wenn es irgendwann erscheint? Ein virales Meme ist vielleicht doch einfach nur ein Meme und so schnell wieder fort, wie es gekommen ist. Foto: © ink drop / Adobe Stock www.musiker-online.tv

SHORT-TAKES 05 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ MACHT’S MÖGLICH Wenn sich Erfolg im Musikbusiness berechnen lässt Die Schweizer Firma iGroove hat eine Software entwickelt, die im voraus kalkuliert, wie viel Geld ein Album einspielen wird. Fotoquelle: igroovemusic.com Wo stehe ich in einem halben Jahr? Wie viel Geld werde ich mit welchem Song verdienen? Und was sind meine bereits veröffentlichten Tracks wert? Der Blick in die Zukunft ist für alle Mu si - ker*innen wichtig. Für dieses unsichere Business hat der 2013 gegründete Schweizer Musikver - trieb iGroove die auf Künstlicher Intelligenz ba - sierende Software Muse entwickelt. Sie offenbart erstaunliche Hellseherqualitäten. Seit einem Jahr ist das Programm im Einsatz – die Trefferquote liegt bei bemerkenswerten 95 Prozent. Dass jüngst der Rapper Bushido zu iGroove gestoßen ist, passt zur Erfolgs geschichte der auf 25 Angestellte angewachsenen Firma. 3 000 Künstler*innen arbeiten mit iGroove inzwischen zusammen, darunter der Rapper Kollegah, der Österreicher Chakuza und Schweizer Mund - artkünstler wie Lo & Leduc und Baze. Umsatz - einbußen gab es in der Coronapandemie bislang keine. Eigentlich hat das Unternehmen die Software entwickelt, um genauere Zahlen für die Berech nung ihrer Vorschüsse zu erhalten. Rund 150 Kredite wurden bisher an Künstler ausgegeben, damit sie aufwendige Musikproduktionen bezahlen können. In den meisten Fällen wurde das Geld bereits zurückgezahlt, weil die Vorhersagen genau zugetroffen haben. INNOVATION AUS PFÄFFIKON „Am Anfang haben wir noch vorsichtiger kalkuliert. Aber je mehr Berechnungen die KI ge - macht hat, desto genauer wurden die Zahlen. So konnten wir immer mehr ins Risiko gehen. Mittler - weile können wir mit Angeboten von Major Labels mithalten“, sagt Moris Marchionna, einer der drei Gründer des in Pfäffikon ansässigen Unterneh - mens. Seit Kurzem stellt iGroove die Software jedem*jeder seiner Künstler*innen über eine App zur Verfü gung. Für eine einmalige Analyse kann Muse grundsätzlich jeder kostenlos nutzen. „Der Künstler muss jedoch eine gewisse Größe und Historie haben, damit uns genügend Daten für eine aussagekräftige Berechnung vorliegen.“ Einen ganz neuen Künstler, der erst ein paar Singles veröffentlicht hat, kann man noch nicht ana lysieren. Das prüft das Programm bereits in einer Vorselektion automatisch. Diese Analyse kann der Künstler auch nutzen, um bei einem anderen Label einen Vorschuss zu bekommen. Oder er kann ein bestehendes Angebot damit überprüfen“, sagt Marchionna. DIE „HISTORIE“ DER KÜNSTLER WIRD ANALYSIERT Wie die Software funktioniert, verraten die Macher nicht. Auf jeden Fall werden die Streaming - zahlen eines Künstlers detailliert analysiert: In welchen Ländern erzielt er wie viele Abrufe, welche Songs sind in Playlists zu finden, welche Ziel - gruppe erreicht er, mit welchen Künstlern arbeitet er zusammen? Aus dieser Historie eines Künstlers wird so ein Blick in die Zukunft konstruiert. Die Vorhersagen stimmen laut Betreiber selbst bei Songs, die noch nicht geschrieben sind. QUELLE: www.tagesspiegel.de/kultur/kuenstliche-intelligenz-machts-moeglich-wenn-sich-erfolg-im-musikbusiness-berechnen-laesst/27425166.html „Wir wollten etwas Neues machen, was es so in der Musikindustrie noch nicht gab. Deshalb entwi - ckelten wir eine Plattform, auf der Künstler ihre Musik hochladen und die Fans sie dort ohne Zwischen händler kaufen können“, erklärt Moris Marchionna, zusammen mit CEO Dennis Hausam - mann und Géraldine Allemann Gründer der Firma. „Die Künst ler wollten trotzdem bei Spotify oder itunes sein. So haben wir aus dem Shop einen vollwertigen Vertrieb gemacht.“ Nur acht Prozent der digitalen Einnahmen sollten bei iGroove bleiben, 92 Prozent beim Künst - ler – ein Geschäftsmodell, das in den ersten Jahren allerdings noch nicht funktionierte. „Deshalb haben wir neben dem Vertrieb nach und nach andere Dienstleistungen angeboten, wie Promotion. Wir möchten nicht an der Musik der Künstler Geld verdienen, sondern an unserer Arbeit“, so Marchionna. EINE ECHTE MARKTLÜCKE Für Heiko Freund, den Leiter des Schwer punkts Pop an der Zürcher Hochschule der Künste, füllt der Service eine echte Marktlücke. „Der Vorteil bei einem Aggregator wie iGroove besteht darin, dass man als Independent Artist auf den internationalen Plattformen präsent ist.“ Dennis Hausammann und Moris Marchionna sind selbst Musiker im Hip-Hop-Bereich. Ihre Kom petenz und ihr Stilempfinden spielen aber für die Beurteilung der Musik ihrer Künstlerinnen und Künstler keine Rolle. „Ein Song muss qualitativ hoch wertig und professionell aufgenommen und gemischt sein. Geschmacklich sind wir offen. Das Urteil liegt bei den Hörern.“ Nur gewalt ve r herr - lichende oder rassistische Songs lehnen die Macher ab. AN KLASSIK TRAUEN SIE SICH NICHT HERAN „Wir analysieren, was war und was kommen wird. Es wäre die Aufgabe eines Labels, einen Künstler aufzubauen und Zeit und Geld zu investieren, um später davon zu profitieren. Das ist nicht unser Metier. Wir sind eher wie eine Bank für den Künstler. Das Geld, das der Künstler nach unseren Berechnungen verdienen wird, können wir ihm auch jetzt schon zur Verfügung stellen“, so Marchionna. 2/2021 musiker MAGAZIN

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