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Musiker Magazin 2/2020

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Deutscher Rock & Pop Preis 2020 – Konzept; Deutscher Rock & Pop Preis 2020 – Anmeldung; STORIES: Volkwin Müller – »Musik wie ein guter Freund«; KANDA – Die Kinder von gestern mit dem Spielzeug von morgen; the brothers – More than a family affair; Samira Saygili & Peter Autschbach – Ein musikalischer Dialog der Extraklasse, bei dem Gitarre und Gesang zu einer Einheit verschmelzen; ​ROCKTAIL – Soul, Funk und Rock aus Kassel; Guitar Scale Colours – Die Dominant-Methode: Mit drei Skalen durch die Tonleitersysteme! Die Singleschallplatten der 60er-Jahre – Eine Enzyklopädie der Musikgeschichte für Sammler; 3PLUS – Handgemachter deutscher Pop/Soul mit Rockeinflüssen aus Siegen; Jeff Beck – Who Else? – Einer der drei stilbildenden Gitarristen der British Invasion der 1960er-Jahre; Shure – feiert 95-jähriges Firmenjubiläum; Darkness Light – »The melodic hard rock band from Königsbrunn«; MUSIK & RECHT: Urteil im Fall Julia Neigel gegen Axel S.; RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

38 STORIES »Jeff Beck

38 STORIES »Jeff Beck hat sich kontinuierlich und fast immer abseits des Mainstreams weiterentwickelt. Sein Spiel kombiniert er virtuos mit Gitarren- und Verstärkertechnik und hat eine jazzbeeinflusste, rockartige Musik geschaffen, die mit seinem Namen verbunden ist.« wollte die Band PinK FLOYd 1968 Beck ihrem psychisch instabilen Gitar risten syd Barrett als zweiten Gitarristen an die seite stellen. ende 1974 stieg Mick Taylor bei den rolling stones aus, sie wünschten sich Beck als nachfolger. Beide Male lehnte er ab. Trotz seiner alleinstellungsmerkmale steht sein nimbus doch hinter dem von eric Clapton und Jimmy Page zurück, die weithin bekannt sind: Clapton als Gitarren-ikone und Page als Gitarrist der super - gruppe Led ZePPeLin. die drei verbindet ihre Mitgliedschaft in der britischen Bluesrockband The YardBirds, der Beck und Page sogar einige Monate gemeinsam angehörten. schon als junger Musiker bewunderte Beck Buddy Guys druckvolles Gitarrenspiel sowie die spieltechnik und die innovationen des Us- Gitarristen Les Paul, der nicht nur seine elektrische Gitarre exquisit beherrschte, sondern in den 1950er-Jahren auch mit mit soundeffekten experimentierte. Vermutlich wäre ohne ihn Jimi hendrix’ sound und der vieler anderer Gitar ris - ten, wie zum Beispiel Bill Frisell, nicht vorstellbar. der Gitarrenhersteller Gibson benannte sein erfolgreichstes Modell nach Paul, das sich ab den 1960er-Jahren zu einem instrumenten - klassiker der rockmusik entwickelte und manche annehmen ließ, Paul sei keine Person. als er 1988 in die rock ’n’ roll hall of Fame aufgenommen wurde, war Beck sein Laudator und gestand: „ich habe mehr Licks von Les Paul kopiert, als mir lieb ist zuzugeben.“ die hom mage- Cd „Les Paul & Friends. american Made, World Played“ von 2005 entstand mit vielen anderen international bekannten Musikern wie Clapton, Keith richards, Billy Gibbons und Beck. Zu ehren von Paul veranstaltete Beck 2011 eine rock ’n’ roll Party, die als Cd und Blu-ray verkauft wurde. nun spielte Beck so überzeugend rockabilly der 1950er-Jahre, als hätte er nie etwas anderes getan. Bevor Beck Clapton bei den YardBirds nachfolgte, spielte er mit der britischen Live-Band The TridenTs. Zur Förderung ihrer auftritte zu fördern, nahm sie einige demos auf, die Jahre später auftauchten und Beck als Gitarristen zeigen, der nicht nur irgendetwas nachspielte, sondern sich bereits freigeschwommen hatte. eine studio-LP nahmen die Tridents nie auf. als Beck im März 1965 auf empfehlung von Page Mitglied der YardBirds wurde, waren seine instrumentalen Fertigkeiten erstaunlich weit fortgeschritten. Mit seiner tontechnischen und musikalischen experimentierfreudigkeit veränderte sich die Musik der YardBirds weg vom rhythm and Blues hin zu psychedelischem, sehr viel lauterem rock. nun gelangten songs der YardBirds nacheinander in die hitparaden, am bekanntesten wohl „shapes of Things“, eine Quintessenz des neuen YardBirds-stils. rückblickend lobte der rhyth - musgitarrist der YardBirds, Chris dreja, Becks ideenreichtum und Musi ka li tät, die die Band in neue Bahnen gelenkt hätten. im Juli 1966 erschien die LP „The Yardbirds“, die in deutschland den Titel „Over Under sideways down“ trug. Besser bekannt ist sie jedoch als „roger The engineer“. die Band zog darauf die register ihres Könnens mit unterschiedlichen Musikrichtungen, subtilen und rauen interpre ta tionen, tontechnischen Fines - sen und purer spiel freude. Mit dem song „every since The World Began“ inspirierten sie den stil von BLaCK saBBaTh, die ihre erste LP vier Jahre später herausbrachten. die gemeinsamen höhen flüge ge hörten bald der Ver gangen heit an. noch vor dem erscheinen von „roger The engineer“ stieg Bassist Paul samwell-smith aus. rhyth mus gitarrist dreja wechselte zum Bass, und musiker Magazin 2/2020

STORIES 39 zweiter Gitarrist neben Beck wurde Jimmy Page, bis Beck im novem ber 1966 während einer Us- Tournee den YardBirds ebenfalls die Band verließ. in Michelangelo antonionis Kultfilm „Blow Up“ von 1966 sind die YardBirds noch mit beiden Gitarristen in einem Clubkonzert zu sehen, für das ursprünglich The WhO hätten verpflichtet werden sollen, die damals nach ihren auftritten regelmäßig ihre instrumente zerstörten. Beck stand Pete Townshend nicht nach und zertrümmerte seine Gitarre auf der Bühne. damals trennten sich Musiker von der einen Formation so schnell, wie sie neue Bands gründeten. Von langer hand strategisch geplante und juristisch in die Verästelungen abgesicherte Zusammenarbeit wurde erst später standard. Beck organisierte sich neu und schien sich anfang 1967 mit seiner hitsingle „hi ho silver Lining“/ „Beck’s Bolero“ kommerzieller orientiert zu haben. für keine geringere Band als Led ZePPeLin, die überzeugende neufassung von „shapes Of Things“, „Morning dew“ und die auf live ge trim m te studioaufnahme „Blues de Luxe“ mit herrlichen soli von Beck und hopkins sind stücke, die man nicht müde wird, sich immer wieder anzuhören. als ich diese LP bald nach ihrer deutschen Ver - öffentlichung mit nach hause brachte, sorgten diese beiden stücke und einige andere für einen handfesten Krach zu hause. Mein Vater schimpfte, jetzt dürften sogar alkoholselige stadtstreicher auf schallplatten singen und unfähige Gitarristen Lärm machen, die nicht einmal in der Lage seien, einen Ton zu halten, wie es jedermann auf der Wandergitarre könne. „Truth“ war mit seiner rauen Wildheit ein internationaler erfolg, sodass die Band mit diesem rückenwind in den Usa auftrat. auftritte wurden fürs radio mitgeschnitten, einiges davon ist mittlerweile als Cd erhältlich. 2005 wurde das studio - Mit stewart als sänger, dem Bassisten Tim Bogert und dem drummer Carmine appice, beide von der Us-Band VaniLLa FUdGe, wollte Beck eine neue Band gründen. im november 1969 erlitt Beck einen Verkehrsunfall, bei dem er schwer verletzt wurde, was die Pläne zunichte machte. stewart und Wood gründeten die FaCes mit ehemaligen Mitgliedern der sMaLL FaCes, die steve Marriott für hUMBLe Pie verlassen hatte. Bogert und appice gründeten mit anderen die Band CaCTUs. sechs Monate gingen ins Land, bis Beck einigermaßen genesen war. Kopf - schmerzen und depressionen begleiten ihn jedoch noch geraume Zeit. der nächsten JeFF BeCK GrOUP gehörten der künftige hardrock-drummer Cozy Powell und der Keyboarder Max Middleton an, der später Mitglied von Chris rea und der snOWY WhiTes Bands wurde. da Beck nun auf den sound von Mowtown und stax setzte, ließ er das 1971 herausgekommene album „Jeff Beck Group“ von steve Cropper produzieren, Gitarrist von Booker T. and the MGs. Musikalisch war das entfernt von „Truth“ und das sehr gute instrumental-stück „definitely Maybe“ thematisch vielleicht auch ausdruck eines gewissen status quo. 1972 ließ die Band, die im Mai des Jahres zu Gast im Bremer Beat-Club war, die LP „rough and ready“ folgen, die wegen der Mischung aus soul, Jazz und rhythm and Blues geteilte reak - tionen auslöste. Bald nach dem Beat-Club-auftritt zerbrach auch diese Band an persönlichen dif fe - renzen. Becks aktivitäten danach widerlegen die Vermutung mancher, ihm seien nach seiner Ge - nesung die ideen ausgegangen. die von Mickey Most produzierte single mit dem künftigen Led-ZePPeLin-Mitglied John Paul Jones, Bass, und Becks Gesang auf der a-seite stand im Gegensatz zu seiner Musik mit den Yard Birds, war aber nur eine episode. er formierte die JeFF BeCK GrOUP, die von Februar 1967 bis Juli 1972 nicht weniger als sechs Me - ta morphosen durchlief. der erste sänger der JeFF BeCK GrOUP war rod stewart, den Beck gewann, als er die Band sTeaMPaCKeT verlassen wollte und seinen Frust in einem Lokal mit alkohol hinunterspülte. Produzent Most hielt stewart allerdings für einen schlechten sänger. Gegen diese Fehleinschätzung setzte Beck sich durch. Mit stewart, dem Gitarristen ron Wood, der auf Bass umstieg, dem ehemaligen sTeaM - PaCKeT-drummer Mick Waller und dem studio- Pianisten nicky hopkins nahm Beck bis ins Jahr 1968 das Meilenstein-album „Truth“ auf. es strotzt vor wuchtiger, abwechslungsreicher Musik und war mit seinem hardrock musikalisches Vorbild album mit acht hörenswerten Bonustracks neu aufgelegt. „Beck-Ola“ von 1969, aufgenommen mit dem neuen drummer Tony newman, war ein würdiger nachfolger, der seit 2004 ebenfalls um Bonustracks erweitert auf Cd vorliegt. Zum Bei - spiel klingen die beiden elvis-Presley-stücke „all shook Up“ und „Jailhouse rock“ wie neu erfunden. auf dem album „Barabajagal“ unterstützte die JeFF BeCK GrOUP ohne stewart noch donovans Titelstück. Jedoch sprengten dann spannungen unter den Bandmitgliedern die hervorragende Band noch vor dem legendären Woodstock-Festival vom august 1969, das natürlich eine riesenchance gewesen wäre. Bis dahin war Beck noch mit stewart und hopkins an den aufnahmen zu „screaming Lord sutchs“ hörenswertem album „Lord sutch and heavy“ Friends vom Mai 1969 beteiligt gewesen, neben anderen Musikern wie Jimmy Page, dem Jimihendrix-Bassisten noel redding und dem künftigen Led ZePPeLin-drummer John Bonham. im Juni 1972 traf Beck in dem von Jimi hendrix gegründeten electric-Ladyland-studio auf Bogert und appice, die sich der neuen JeFF BeCK GrOUP anschlossen, nachdem ihre Band CaCTUs am ende war. Mit dem sänger Kim Milford und dem Keyboarder Middleton ging man gemeinsam auf Us-Tournee und spielte in extremer Lautstärke. nachdem Middleton das nicht länger ertrug und das Publikum Milford einmal ausgebuht hatte, blieben Beck, Bogert und appice als neues Power-Trio übrig, kurz BBa. alle drei sind Musiker der extraklasse: Bogert ein virtuoser Bassist und appice ein einfallsreicher und kraftvoller drummer, um kräftige showeffekte nie verlegen. Gesang war bei ihnen allen jedoch keine stärke. auf dem hervorragenden album „Beck, Bogert, appice“ von 1973 glänzten sie, vor allem Beck als Gitarrist, und gesanglich konnte ihnen im studio ausgeholfen werden. der stevie-Wonder- Klassiker „i ain’t superstitious“ wurde für sie mit Becks energetischen Gitarrenparts sowie Jimmy Greenspoon und danny hutton von Three dOG niGhT als angenehmen sängern zum hit und das album nach „Truth“, „Beckola“ und „rough 8 2/2020 musiker Magazin

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