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Musiker Magazin 2/2019

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FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2019 – Konzept und Anmeldung; STORIES: Axel Nagel – Sänger, Gitarrist, Performer; TICKET TO HAPPINESS – »Mitreis(s)en lassen«; FRIEDRICH CHILLER – »So alltäglich und so dada wie das Leben«; JUST DUTY FREE – »Gute Live-Musik ist keine Einzelleistung«; ÖTTE – »Es ist nie zu spät, noch mal durchzustarten«; Conny Conrad – Über 40 jahre führte er ein spannendes Doppelleben; Die Historie der Rock- & Popmusik – Teil 13: john Mayall – The Godfather of British Blues (Teil 2); Lee’Oh – Eine Stimme wie schwarzer, frischer Espresso; EDDy & THE BACKFIRES – Seit zwei jahrzehnten erfolgreich on the road!; OCHMONEKS – Die Hymnen-Experten aus Düsseldorf; Moonshine Records – The 1950’s Recording Studio MUSIK & RECHT: Die Urheberrechtsreform –Welche Auswirkungen hat sie auf die kreativen Musikurheber und Musiker/-innen in Europa?; MUSIKBUSINESS: Mit Musik auf youTube Music Einnahmen erzielen; RUBRIKEN: Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum

46 STORIES Moonshine

46 STORIES Moonshine Records The 1950’s Recording Studio MM: Warum wolltest du ausgerechnet ein Vintage-Studio? CHRISTIAN KRÜGER: Im Alter von acht Jahren habe ich die Schallplatten u.a. von Johnny Cash, Hank Williams und Elvis Presley rauf und runter gehört und die Liebe zur alten Musik entdeckt. Mich haben damals die Musik und der Sound begeistert und bis heute nicht losgelassen. Mit fünfzehn Jahren hat mir dann mein Vater eine Western-Gitarre gekauft, und ich lernte schnell, meine Idole nachzuspielen. Später dann versuchte ich, meine ersten Aufnahmen mit einem Fostex-Mehrspur-Kassetten-Rekorder zu machen. Die Ergebnisse waren aber vom Ori - ginal weit entfernt … Über die Jahre dann habe ich viele Techniken des Home-Recordings ausprobiert, ohne wirklich erfolgreich meinen Sound zu finden, sodass ich feststellte, dass ohne die entsprechenden Instrumente, Ver - stär ker, Mikrofone und originale Tontechnik der 50er-Jahre alles nur ein Pro viso rium bleiben würde ... MM: Wie ist aus dem Traum dann Realität geworden? In der Nähe des Starnberger Sees hat Christian Krüger ein altes amerikanisches Tonstudio nachgebaut CHRISTIAN KRÜGER: Als ich im Erwachsenen - alter schließlich beruflich erfolgreich war und auch das nötige Kleingeld vorhanden war, habe ich angefangen, in den USA über Tontechnik und Equipment zu recherchieren und die ersten Ge - räte einzukaufen. So kam über einen Zeit raum von rund zehn Jahren intensiver Recherchen ein heute nahezu komplettes 1950s Recording Studio zusammen. MM: Wie bist du an das nötige Equipment herangekommen? CHRISTIAN KRÜGER: Über die Jahre habe ich mir ein Netzwerk von Gleichgesinnten und Samm lern aufgebaut und angebotenes Equip - ment eingekauft. Auch ebay USA war oftmals sehr hilfreich, um vor allem Ersatzteile für die teilweise über 70 Jahre alten Geräte zu finden. Angemerkt sei, dass sich die Geräte sehr oft in sehr schlechtem Zustand befanden und nahezu keines direkt funktionierte. Oftmals waren seltene Transformer defekt und so musste ich lange die Nadel im Heuhaufen suchen und finden. Ein großes Lob gilt hier auch meinem Freund und Moonshine-Records-Techniker Thomas Klees – ohne seine endlose Geduld und Liebe zu den alten Schätzen würde das Studio heute nicht existieren. MM: Woher wusstest du, was man braucht und wie das Ganze aussehen soll, um authen - tisch zu sein? CHRISTIAN KRÜGER: Dank des Internets sind heute tausende alte Fotografien im Netz zu finden, die die Studioproduktionen und Auf - nahmeräume wunderbar abbilden. Ich wollte ein Studio so, wie es die Musiker in der damaligen Zeit während ihrer Aufnahmen vorgefun- musiker Magazin 2/2019

STORIES 47 den haben, ohne kitschige Coca-Cola-Schilder und bunte Replika von 50er-Jahre-Utensilien. Als schlichtes Industriedesign … Jedoch wollte ich bei der Wandgestaltung auf Autogramm - karten meiner Idole nicht verzichten. Natürlich mussten diese auch original sein und keine Foto kopien. MM: Dein Studio dient auch als Foto- und Film kulisse. Wer mietet sich da ein? CHRISTIAN KRÜGER: Das Studio eignet sich sehr gut für Fotoaufnahmen und theoretisch auch als Filmkulisse. Hin und wieder bekomme ich Anfragen von Fotografen, die das Studio für Modeaufnahmen etc. nutzen möchten. Im Übrigen bekommen alle Musiker generell nach einer Studioproduktion kostenlos authentische Foto aufnahmen, die sie für ihre Werbezwecke auf Face book, Instagram oder für die eigene Home page nutzen können. MM: Wie kann ich mir als Musiker einen Studio tag bei Moonshine Records vorstellen? CHRISTIAN KRÜGER: Nachdem sich die Mu - siker im Studio eingefunden haben und In stru - mente und Verstärker im Raum platziert sind, beginnen wir mit der Wahl der entsprechenden Mikrofone für Instrumente und Gesang. Über die Mikrofonie im Raum können wir dann den Sound entsprechend variieren und verändern. Anschließend beginnen wir, jeden Musiker und sein Instrument über einen unserer Röhrenmixer einzupegeln und verändern hier und dort noch einmal die Position der Mikrofone, um später ein perfektes Ergebnis zu erreichen. Wenn der Mix steht und der erste Testlauf er folgreich allen An sprüchen genügt, beginnen wir mit dem MM: Für welche Art von Musik ist euer Studio am besten geeignet? CHRISTIAN KRÜGER: Natürlich klingt Rock’n’ Roll mit originalem Slapback-Echo absolut Spitzenklasse, aber auch Jazz, Swing, Country oder Soul à la Motown oder Chess Records. Wir sind aber auch gerade dabei, das Studio mit moderner Studiotechnik zu verknüpfen, um einen neuen und unverwechselbaren Sound zu kreieren. Also warum nicht auch mal Pop oder Hip-Hop?! MM: Wie unterscheiden sich die Auf nahmen im Sound von aktuellen digitalen Auf nah - men? CHRISTIAN KRÜGER: Bei Moonshine Records spielen die Musiker in der Regel, so wie damals üblich, live ein. Dies setzt natürlich voraus, dass die Musiker entsprechend eingespielt und vorbereitet sind, wenn sie ins Studio kommen. Der Sound ist durch die nahezu 120 Röhren, die während einer Produktion am Start sind, sehr warm und voll. Durch die Live-Performance hört man auch die Dynamik des Zusammenspiels und das Feeling für die Musik. Es wird nichts geschönt. Auch ein Fehler sei erlaubt und macht eine Aufnahme im Studio menschlich und emo tional. Back to the Roots. Es muss nicht immer alles 100 % perfekt sein wie im digitalen Studio, wo bis zum letzten Takt alles weggebügelt wird und oftmals auch die Emotionen des Musikers nicht wirklich spürbar sind. Warum Recording. In der Regel spielen die Musiker jeden Song zwei- bis dreimal Mal ein und wir wählen später die besten Tracks hieraus aus. Im Übrigen hören wir nach jeder Aufnahme gemeinsam mit der Band die Aufnahme noch einmal an und erarbeiten uns zusammen das perfekte Er gebnis. Haben die Musiker alle Songs eingespielt, werden alle Bänder digitalisiert und die Musiker erhalten die Songs in dem von ihnen ge wünschten Format. Das Besondere an den Auf nahmen ist, dass ein Mastering der Tracks oder eine Nachbearbeitung meist nicht notwendig ist. Der Sound wird praktisch vor der eigentlichen Produktion gemacht, während im digitalen Studio das meiste nach der Produktion aufwendig verändert und gemixt wird. begeistern heute noch Millionen Menschen alte Schallplatten von Miles Davis, Frank Sinatra MM: Auf welchen Medien könnt ihr aufnehmen? oder Billie Holliday? 8 2/2019 musiker Magazin

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