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Musiker Magazin 1/2021

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Das Musiker Magazin berichtet über aktuelle Themen der Rock- und Pop-Musikszene, veröffentlicht Fakten und Hintergründe und gibt Tipps und Ratschläge für die professionelle und semi-professionelle Musikszene in Deutschland. FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Anmeldung STORIES: Lena Hauptmann – Ihre Songs grooven, fließen und bewegen • BIRD’S VIEW – Jazzakkorde, krumme Taktarten und ein fetter Sound sorgen für originelle Songs • Sascha Salvati – »Künstler müssen einfach mehr zum Unter nehmer werden« • Chris Brandon – EingängigePopsongs, ein Schuss Rhythm and Blues und eine markante Stimme, die vor Energie sprüht • SPY # ROW – Eine neue Ära des Hard Rocks • In den Fängen der roten Ideologen • ZZ Top – That Little Ol’ Band From Texas • DISLIKE SILENCE – Mit einem Knall traten sie 2019 ins Rampenlicht • The Beatles Beat Band – 47 Jahre im Dienst der Pilzköpfe MUSIKBUSINESS: The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 1: VOCAL SKILLS • Nur intelligente Einzelkämpfer überleben RUBRIKEN: Musiker-News• CD-Rezensionen• Titelschutzanzeigen• Produkt-News • Kleinanzeigen • Impressum

40 STORIES 47 Jahre im

40 STORIES 47 Jahre im Dienst der Pilzköpfe um ersten Mal seit nunmehr 40 Jahren Musiker Magazin stelle Z ich als begeisterter Musiker meine eigene Band in meinem Magazin off- und online vor … Seit 1963 gehört mein musikalisches Herz zahlreichen Bands und Interpreten, aber an erster Stelle den legendären Beatles. 1974 beschlossen damals der Gitarrist Uwe Hopp, der Gitarrist und Pianist Hinrich Vogt, der Bassist und Gitarrist Ole Seelenmeyer und der Gitarrist Rainer Pompel, zusammen eine Band zu gründen. 1976 kam der Hamburger Schlagzeuger Holger Quintus noch hinzu. Uralte Fotos aus den Jahren 1974/75 dokumentierten damals den musikalischen Anfang. Diese damalige Musikgruppe nannte sich ARTANTS, was so viel heißt wie „KunstAmeisen“. Schon damals war mir klar, dass man nicht nur gute Musik machen, sondern sich auch ansprechende Bühnenkleider zulegen musste (s. Fotos). Musikalische Stilrichtung der ARTANTS: zu circa 50 Prozent Beatles-Songs, 20 Prozent melodische und mehrstimmige Country- Songs, 10 Prozent Rock-’n’-Roll-Songs, zumeist von Chuck Berry, und der Rest mehrstimmige Popsongs anderer Bands. Die meis - ten Konzertauftritte dieser damals neuen Band organisierte ich jeden Sonntag im Alexandra-Kino in Bleckede, Einzelkonzerte in der Treubund-Halle in Lüneburg, in einem kleinen Club in Bad Bevensen und anderswo. 1975 schlug ich zum Erstaunen meiner Band als damaliger Gitarrist und Sänger meinen Bandmitgliedern ein völlig anderes musikalisches Konzept vor: eine perfekte Beatles-Show, in der nur noch Beatles-Songs gespielt werden würden, mit einheitlichen schwarzen Anzügen, Beatles-Stiefeln, Schlipsen und Originalfrisuren wie einst die Beatles … Und dafür müsste die Band eine neue PA, d. h. Gesangsanlage, neue originale Bühnen verstärker, ein tragbares klassisches Klavier, verschiedene Originalinstrumente und eine Licht - anlage kaufen. Ich war mir damals sicher, dass man mit einer derartigen Bühnen - show erfolgreiche und gut bezahlte Konzerte überall in Deutschland absolvieren könnte. Voraussetzung: Die Band müsste bereit sein, jeden Abend in meiner selbst gebauten Musikwerkstatt (mit Bühne) im vierten Stock im Zentrum von Lüneburg ein Jahr lang zu proben. musiker MAGAZIN 1/2021

STORIES 41 44 000 DM auf Ab zahlung. Monatliche Rate: 1 000 DM! Gleichfalls kaufte ich nach und nach alle authentischen Verstärkeranlagen und einige Instrumente. Das Schwierigste war es, ein erfolgreiches Konzertmanagement aufzubauen. Nach einem Jahr fast täglichen Proben für ca. 40 Beatles-Songs waren wir zwar musikalisch gut bis sehr gut, wussten allerdings nicht, wie wir an gut bezahlte Konzerte in Clubs, auf Festivals und Stadtfesten gelangen sollten. Die Reaktion meiner Musikerfreunde war eindeutig: Keiner von ihnen wollte sein Geld in eine Idee investieren, von der niemand genau wusste, ob sie für die Zukunft realistisch wäre. Daraufhin schlug ich meiner Band vor, alle zukünftigen Risiken dieser Idee alleine zu übernehmen sowie alle nötigen Anschaf fungen wie Verstärker, Instrumente (besonders das Klavier), die Gesangs anlage mit Mikrofonen und die benötigte Lichtanlage (Gesamtwert ca. 15 000 DM) sowie einen großen Transportbus alleine zu kaufen. Da ich damals in meiner Studentenzeit selber kein Geld hatte und mit BAföG überleben musste, arbeitete ich nebenbei in verschiedenen Firmen und als Gitarrenlehrer an Volksschulen im Land - kreis, um so das nötige Geld zu verdienen. Zudem bot ich damals meinen Mitmusikern an, dass ich das gesamte Musik management dieses Projektes selber in die Hand nehmen und jedem Einzelnen von ihnen für Konzertauftritte eine jeweilige Festgage zahlen würde. Dazu waren dann meine Freunde bereit … Zusätzlich musste noch der Transport geregelt werden. Ich hatte zwar einen alten, kleinen Hanomag-Bus, mit dem ich bisher für die Band alles selber transportierte, aber mir war klar, dass für die neuen, größeren Anlagen und circa fünf Auf- und Abbauhelfer (Schüler) ein wesentlich größerer Bus gekauft werden musste. Nachdem ich etwa ein Jahr lang nebenbei hier und da bis Ende 1976 Geld verdient und angespart hatte, bestellte ich Ende 1976 einen großen Mercedes-Transporter als Neuwagen im Wert von circa Aus diesem Grund entwickelte ich folgende Idee: Ich rief das bekannte Hamburger Stadtmagazin Ultimo (heute Oxmox) an und fragte, ob ich für ca. fünf Konzerte innerhalb eines Monats in Hamburgs bekanntestem Clubs ihre Titelseite kaufen könnte. Ich kann mich heute noch gut daran erinnern: Der Chefredakteur und Herausgeber des Ultimo war völlig konsterniert ... Er sagte mir klar und deutlich, dass noch nie jemand auf eine derartige verrückte Idee gekommen sei, und verlangte nach kurzem Nachdenken 850 DM. Ich willigte sofort ein und ging danach mit meiner Band in ein Hamburger Fotostudio, um professionelle Fotos zu machen. Heute rückblickend kann man sagen: Sie waren wirklich fantastisch und äußerst authentisch. Versehen mit einem entsprechenden Layout ließ ich von einem dieser Fotos 500 Plakate herstellen und fuhr damit zu den drei wichtigsten Hamburger Clubs: zum bekannten und be rühmten Hamburger Szeneclub Onkel Pö, zum ebenso bekannten Ham - burger Club Logo und dann zum Winterhuder Fährhaus mit seinem großen Saal. All diesen Clubbesitzern zeigte ich das Plakat und sagte ihnen: Wenn sie uns im Dezember 1976 und im Januar 1977 zwei jeweilige Doppelauftritte geben würden, kämen sie mit diesem Plakatfoto und den Konzertterminen mit auf die Titelseite des Hamburger Stadtmagazins Ultimo. Die Reaktion der Clubbesitzer: Sofortige Zusagen mit einer je - weiligen Festgage von jeweils 1 000 DM pro Konzertauftritt. Was niemand ahnte und wusste, war, was kommen würde, wie also die Reaktionen der musikbegeisterten Leser des Hamburger Stadtmagazins Ultimo auf diese ungewöhnliche und außergewöhnliche Titelseite ausfallen würden. Um es kurz zu sagen: Alle Konzerte waren nicht nur ausverkauft, sondern zahlreiche Konzertbesucher erhielten keinen Einlass mehr und mussten draußen vor den Türen und Fenstern stehen. Nach jedem Konzert mussten wir zahlreiche Zugaben spielen und Autogramme geben. Für uns war das alles wie Zauberei, denn so etwas hatten wir zuvor noch nie erlebt. 8 8 1/2021 musiker MAGAZIN

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