28 in den fangen der roten ideologen ... Ideengeber und Gründer wurde ich von diesen 19 Personen, die als Gründungsmitglieder dem Verband beigetreten waren, zum Sprecher gewählt. (Juristisch heißt es laut Vereinsgesetz ‚„Vorsitzender“, in unserem Sprach gebrauch „Sprecher“.) Dann veröffentlichte ich im damaligen bundesweiten „Fachblatt Musik - magazin“ Kleinanzeigen mit dem Hinweis, dass sich eine „Arbeits gemein - schaft für Rock und Pop Musikerinnen und Musiker“ gegründet hat, die Gleichgesinnte sucht. In den ersten drei Monaten des Jahres 1983 meldeten sich eine ganze Anzahl von neugierigen Musikerinnen und Mu s ikern, da damals diese Idee völlig neu war. Es gab eben keinen „Rock musiker - verband“, der sich um die Rechte und Ziele dieser Künstlergruppe kümmerte ... musiker MAGAZIN 1/2021
STORIES 29 Als ich Anfang 1983 auf die Idee kam, einen deutschlandweiten Verband für die Rock- und Popmusiker*innen zu gründen und aufzubauen, war mir Gott sei Dank völlig unbekannt, mit welchen Schwierigkeiten eine derartige Gründung und ein derartiger Aufbau einer großen Kultur-Organisation für diese Künstlergruppe behaftet ist. Wahrscheinlich war dies ein wesentlicher Grund dafür, warum ich es damals wagte, diesen Verband in 1983 zu gründen ... gründen? 2. Mit welcher Instanz hätten wir das vorher abgesprochen? 3. Welche kulturpolitische Zielsetzung hätten wir? 4. Und wer alles würde diesen gewählten Vorstand und Verein leiten ... Gemäß meinem Temperament kritisierte ich, dass es eine Frechheit sei, mir derartige Fragen zu stellen, weil es in Deutschland bekanntermaßen keine Instanz gab/gibt, die für eine Vereinsgründung um Erlaubnis hätte gefragt werden müssen. Mir war klar, dass das Vereinsrecht in Deutschland jedem Bürger dieses Landes das Recht gibt, einen eigenständigen und unabhängigen Verein zu gründen. Mir war ebenfalls klar, dass man in der DDR und anderen kommunistischen Ländern eine Geneh - migung dafür hätte einholen müssen (die man allerdings nie bekommen hätte). Aufgrund dieser „Verhörmethoden“ von Reinald W. war das Gespräch dann beendet. Offensichtlich klar war allerdings, dass mein „neuer Kollege“ Michael Pick diesen Reinald W. schon länger kannte und sie sich beide vorher abgesprochen hatten. Die politischen Hinter gründe wurden mir kurze Zeit später klar. Nachdem Michael Pick und ich das Büro dieses Landesrates für Musik verlassen hatten, schlug er mir vor, dass wir in Zukunft eng mit dem Musikverlag „Pläne“ aus Dortmund zusammenarbeiten sollten. Ich fragte Michael Pick verwundert, ob er nicht wisse, dass es sich hier um einen von der DDR finanzierten Verlag der DKP handelt (Deutsche Kom - munistische Partei). Ich sagte ihm ebenfalls, dass das für mich nicht infrage komme ... Eines Tages meldete sich bei uns ein Musiker namens Michael Pick aus einer norddeutschen Stadt mit dem Vorschlag, eine Ortssektion der AGRD in seiner Stadt zu gründen. Das hörte sich damals gut an und wir verabredeten ein von ihm anberaumtes Treffen beim Landesrat für Musik in Hannover, einer Dachorganisation zahlreicher Verbände und Institutionen aus dem Bereich der Musik. Unser damaliger Gesprächspartner bei diesem Landesrat war der damalige Geschäftsführer Reinald W. Ich kannte diesen Mann nicht, wusste nichts von seinem Vorleben und war auf dieses Gespräch neugierig und gespannt. Nach circa 30 Minu ten hatte ich das unmissverständliche Gefühl, „verhört“ zu werden, und zwar von Reinald W. wie auch seltsamerweise von meinem mitgebrachten neuen „Freund“ Michael Pick. Kern ihrer Verhörfragen war: 1. Wer hatte uns/mir die Erlaubnis vorher erteilt, einen derartigen Verband zu Was ich zudem damals nicht wusste, war, dass dieser Reinald W. schon in den Siebzigerjahren in pseudokommunistischen Parteien und Sekten intensiv mitgewirkt hatte: So verfasste er Artikel im „Hannoverschen Zentralorgan der sozialistischen Basis und Projektgruppen“ mit einem Achim Z. unter der Überschrift „Warum die Kampagne von der Re - volution in Vietnam lernen, die Revolution in Vietnam unterstützen“. Darunter erschien sein Artikel als Stellungnahme der „Roten Garde Hannover“. Kostprobe: Zitat Reinald W.: „Ohne Organisation, sogar ohne straff zentralisierte und disziplinierte Organisation ist eine kommunistische Partei undenkbar. Sie unterscheidet sich jedoch von Opportunisten und Putschisten dadurch, das für sie die Organisation nicht Voraussetzung 8 1/2021 musiker MAGAZIN
Laden...
Laden...
Laden...
Soziale Netzwerke
Facebook
Youtube
Twitter