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Musiker Magazin 03/2016

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Deutscher Rock & Pop Preis 2016 Annina Struve & HUGOONION – Funkustic Rock ’n’ Soul „Tanzmucke ade, willkommen eigene Pläne“ – Interview mit Linda Schinkel MAGISTARIUM – Eine internationale deutsche Metalband KLIMA – Irgendwann ist jetzt CENTURY LETTERS – Eine musikalische Reise durch Erfahrungen, eingebunden in ehrliche Texte FIETE – „Sie hört Musik“ SOLO – Seit 2011 machen die fünf Indie-Rocker zusammen Musik. Solo, aber nicht allein „Mit anderen Augen“ – Liedermacher, Songpoet und Gitarrist Volkwin Müller lädt ein zur Seelenschau eines Mannes mit Gefühl Von Bracken Duo – eingängige Songs von Jazz bis Pop Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 5: Unvergleichlich – Rory Gallagher Black Penny Records – Interview mit Kristian Pohlmann Das nackte Hören – Kann man als MusikerIn das Hören abstellen? Improvisation (auf der Gitarre) Musik-Charts – Welchen Einfluss haben sie noch auf die Musikplanung im Radio?

30 STORIES MM: Du bist

30 STORIES MM: Du bist als Liedermacher unterwegs, be - nutzt dabei auch Elemente der Rock-, Jazzund Folk-Musik. Wie kam es zu dieser Mi - schung? VOLKWIN MÜLLER: Das sind Musikstile, die ich im Laufe meiner 25 Jahre on the road gestreift habe. Ich habe viele Kollegen kennengelernt, die verschiedene Schwerpunkte hatten und mit denen ich eine Weile gespielt habe. So ist dann dieser spezielle Mix entstanden. Außerdem gibt es bekannte Musiker, an denen man sich im Laufe seiner Karriere orientiert. Bei mir waren das James Taylor, Jackson Browne oder auch Sting. MM: Wenn du solo auftrittst, spielst du Akus - tik- oder E-Gitarre, singst und begleitest dich selbst mit einem Fußschlagzeug. Wie schaffst du das? Was sind die Herausforde run gen? »MIT ANDEREN AUGEN« Liedermacher, Songpoet und Gitarrist Volkwin Müller lädt ein zur Seelenschau eines Mannes mit Gefühl VOLKWIN: Gerade weil ich solo spielen wollte, musste ich mir ein abwechslungsreiches Pro - gramm ausdenken. Dazu gehören abwechslungs - reiche Songs und Besetzungen, die ich allein anbieten muss. Gesang und Gitarre habe ich von Anfang an gemacht. Als ich den Kollegen Stoppok ent - deckte, war schnell klar, dass seine Art, das Fuß - schlagzeug zu spielen, etwas für mich war. Aber mir wird nachgesagt, dass ich beim Spielen von Songs immer eine Band im Kopf habe. Mit meiner Solo- Besetzung kann ich das gut abbilden. MM: Was möchtest du mit deinen Songs erreichen? VOLKWIN MÜLLER „Mit anderen Augen“ VÖ: 2016 WWW.VOLKWIN.DE WWW.FACEBOOK.COM/ VOLKWIN.MULLER VOLKWIN: Es geht hauptsächlich darum, dass ich Dinge ausdrücken möchte, die mir auf der Seele brennen. Sachen, die mich berühren. Es geht in den Songs darum, wie man damit um - geht. Erst später wurde mir klar, dass andere Leute in meinen Songs und Texten Dinge von sich wiedererkennen. Das freut mich. Zum Bei - spiel geht es in meinen neuen Song „Du wirst Dich noch wundern“ darum, sich an seine Träume zu erinnern und zu fragen, wie viel davon geblieben ist. Ich habe festgestellt, dass dieses Thema viele berührt, die in meinem Alter sind. MM: Inwiefern haben John Lennon oder die Beatles deine Musik beeinflusst? MM: Wie kam es zur Begegnung mit dem Beatles-Freund Klaus Voormann? MM: Gemeinsam mit Achim Amme tourst du mit dem „Lennons letzte Jahre“ durch Deutschland. Was fasziniert dich an John Lennon? VOLKWIN: John Lennon ist für mich jemand, der eine Art „Seelenrock“ gemacht hat. Es ging ihm um persönliche Anliegen, die man am Anfang seiner wahnsinnig erfolgreichen Karriere gar nicht erkannt hat. Er hat besonders persönliche Texte geschrieben. Das hat mich fasziniert. VOLKWIN: Von John Lennon habe ich lernen können, wie ich persönliche Sachen so ausdrü - cken kann, dass andere Menschen nicht abgeschreckt werden, sondern ihre eigenen Bilder hineinprojizieren können. Das ist eine hohe Kunst. Außer Lennon beherrschen das Dylan, Spring - steen und Wolfgang Niedecken. Von den Beatles konnte man lernen, dass man Dinge in der Musik ausprobieren darf und soll. Nur so haben sie ihren hohen Stellenwert erreichen können. Sie waren mutig und authentisch. VOLKWIN: In meiner Jugendzeit war ich Bassist. Klaus Voormann war für mich ein besonderer Musiker. Und ich war Beatles-Fan. Eines Tages habe ich ihn einfach angeschrieben und gefragt, ob er für mich ein Cover machen kann. Er hat tat sächlich geantwortet und später haben wir telefoniert. Er hat mir Geschichten von früher er - zählt. Es war der reine Wahnsinn. Ich konnte es kaum glauben, als ich einen Monat später ein CD-Artwork von ihm in der Post hatte. Ich bin dankbar, dass ich ihn später persönlich kennen- musiker MAGAZIN 3/2016

STORIES 31 VOLKWIN: Ich bin Musiker und Unternehmer. Wer heute mit Musik Geld verdienen möchte, muss beides sein. Musikmachen ist nur ein kleiner Teil dieser Aufgabe. Man hat viel mit Konzert booking und Vermarktung zu tun. Ich kenne Mu siker, die ihre eigenen Plakate für Konzerte kleben. Man muss in der Selbstvermarktung sehr kreativ sein, um davon leben zu können. MM: Ist es schwieriger geworden, von der Kunst zu leben? Wenn ja, warum? VOLKWIN: Es ist schwierig bis fast unmöglich ge worden, da den Konsumenten nicht bewusst ist, dass Musik zu produzieren Geld kostet. Ganz zu schweigen, dass Menschen davon leben müssen. Obwohl heutzutage mehr Menschen Kunst, Kultur und Musik als je zuvor für die seelische Ge sund heit bräuchten, ist es immer weniger im Be wusstsein der Gesellschaft wert. Das ist eine be denkliche Entwicklung. MM: Wie beurteilst du den Musikmarkt in Deutschland? VOLKWIN: Es gibt inzwischen doch recht viele jüngere Musiker, die erstaunliche Songs schreiben. Und daneben auch zahlreiche etablierte Song schreiber, die sich auf keinen Fall hinter internationalen Maßstäben verstecken müssen. Das finde ich sehr positiv. Auch im Radio kann man heute mehr als vor 20 Jahren deutschsprachige Musik hören. Das ist schon etwas. Aber ich frage mich, warum man stundenlang durch die USA auf der Route 66 entlangfahren kann und kein Schwanz auf die Idee kommt, ausländische Musik zu spielen. Dort hörst du ausschließlich amerikanische Musik. Warum hat man hier immer noch das Gefühl, dass wir deutschen Liedermacher hart für unsere deutschsprachigen Radioeinsätze kämpfen müssen? »Man muss in der Selbstvermarktung sehr kreativ sein, um von der Musik leben zu können.« lernen durfte und er für drei meiner CDs das Art - work gemacht hat. MM: Manchmal trittst du mit Band-Ver stär - kung auf. Was sind Vor- und Nachteile des Solo- und Band-Konzerts? VOLKWIN: Ich habe das Glück, dass ich als Band inzwischen mit Topleuten aus dem Umfeld des Hamburger Ausnahmegitarristen Uli Kringler spie - len darf. Ich habe Uli durch die Produktion meiner neuen CD kennengelernt. Bei einem Band - konzert mit diesen Topmusikern ist es möglich, die Songs so zu spielen, wie sie klingen sollen. Die Jungs können alles spielen. Sie sind so gut, dass es keine spieltechnischen Hürden gibt. Das macht Spaß. Auf der anderen Seite ist ein Band - konzert technisch wesentlich aufwendiger und teurer als ein Solo-Konzert. MM: Du bist freischaffender Künstler. Mal ehr - lich – wie kann man heutzutage davon leben? MM: Wie stehst du zu Streaming-Diensten? VOLKWIN: Man muss dort vertreten sein, da junge Leute sich fast nur dort orientieren. So ge - sehen sind Streaming-Dienste eine Art Google für Songs. Wenn du nicht dabei bist, dann bist du weg von der Bildfläche. Das Problem ist, dass kein Musiker davon leben kann. Selbst die großen Stars haben erhebliche Probleme. Falls die Streaming-Dienste weiter den Käufermarkt dominieren sollten, werden kaum noch talentierte Leute neue Musik produzieren, weil sie davon nicht leben können. WEB: WWW.VOLKWIN.DE INTERVIEW: JANINA HEINEMANN FOTOS: WWW.SCHELPMEIER.COM 3/2016 musiker MAGAZIN

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