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Musiker Magazin 02/2016

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Deutscher Rock & Pop Preis 2016 Deutscher Rock & Pop Preis 2015 – Mehr Deutschsprachiges, mehr Solo Deutscher Rock & Pop Preis 2016 – Anmeldung EchtZe!t – Rock aus Bochum VOICES OF SUNRISE – Stimmen wie ein Sonnenaufgang DEXICO … komm nach Dexicopolis! PFLASTER – Lieder irgendwo zwischen sonnenwarmen Sandstränden und dem rauen, tiefen Meer Robert Mietzner – Songwriter, Entertainer, Sänger und Pianist FALK – Er beleidigt aufs Charmanteste, er pöbelt so unfassbar liebevoll und er ist dabei immer niveaulos auf allerhöchstem Niveau Ines Omenzetter : „Angekommen“ – Ein Album, ohne mich zu verbiegen! Patrick Nowak – Die Liebe zur Musik bietet eine willkommene Abwechslung zum beruflichen Alltag bst Becker Studio Technik – Interview mit Matthias Becker Musiker trifft auf Versicherungsmensch – Wir sprechen über die Absicherung von Übungsräumen und die Transporte zum Gig Ärger mit dem Nachbarn – Bin ich zu laut? Was ist eigentlich erlaubt? Wer beurteilt die Lautstärke meines Übungsraumes?

48 MUSIK & RECHT

48 MUSIK & RECHT Wohngebieten, reinen Wohngebieten und Kur - gebieten einen sogenannten „Ruhezeiten zu - schlag“, der an Werktagen von 6 Uhr bis 7 Uhr und von 20 Uhr bis 22 Uhr gilt, sowie an Sonnund Feiertagen von 6 Uhr bis 9 Uhr, von 13 Uhr bis 15 Uhr und von 20 Uhr bis 22 Uhr. Dieser Ruhezeitenzuschlag beträgt noch einmal 6 dB (A), um die der maximale Richtwert reduziert wird. SO WIRD GEMESSEN Jetzt wird es spannend: Die eigentliche Mes - sung der Schallpegel wird üblicherweise mit einem dafür geeigneten Gerät vorgenommen. Nur so als kleiner Hinweis: Eine Smartphone-App ist kein geeignetes Gerät. Schallpegel-Messgeräte gibt es im Internet zu kaufen ab etwa 30 Euro, ein qualitativ ausreichendes Gerät sollte schon ab 50 Euro zu haben sein, für verlässliche Aussagen WAS HEIßT DEZIBEL DB (A)? Ein Unterschied von einem Dezibel entspricht ungefähr der kleinsten, mit gutem Ge hör gerade noch wahrgenommenen Än derung einer Lautstärke. Dezibel ist die Maßeinheit für den Schalldruckpegel, meist vereinfacht „Schallpegel“ genannt. Da unser Gehör Töne unterschiedlicher Frequenz als verschieden laut empfindet, werden die Schallsignale im Messgerät so gefiltert, dass die Eigenschaften des menschlichen Ge - hörs nachgeahmt werden. Man spricht dann von einer sogenannten A-Bewertung, kurz dB (A). Die Dezibel-Skala ist logarithmisch aufgebaut. Null dB (A) entspricht der Hörschwelle, 130 dB (A) der Schmerz - grenze. (Quelle: www4.um.baden-wuerttemberg.de) Eine weitere Regelung besagt, dass einzelne kurzzeitige Geräuschspitzen die Immissions richt - werte am Tage um nicht mehr als 30 dB (A) und in der Nacht um nicht mehr als 20 dB (A) überschreiten dürfen. Hier gilt die Regel: Wenn ein Messwert den Immissionsrichtwert um mehr als 30 dB (A) bzw. 20 dB (A) überschreitet, gilt der Richtwert als überschritten. Im Übrigen gelten bei der Be ur tei - lung nicht die einzelnen Geräusch spitzen, sondern es wird über den gesamten Beur teilungs zeit raum, den die TA Lärm vorgibt, gemittelt. Es ist noch mit zu berücksichtigen, dass zur Beurteilung alle Lärm quellen eures Übungsraumes, auch der zugehörige Verkehrslärm, herangezogen werden. Schlagzeug-Übungen, die ja aus zahlreichen Ge - räuschspitzen in rascher und dauernder Folge bestehen, haben einerseits den Im mis sions richt - wert am nächstgelegenen Im mis sions ort einzuhalten, aber auch das zweite Krite rium des einzelnen Mess wertes zu beachten. Eine 30 Minuten »Wer seinen Übungsraum gewerblich in einem Industriegebiet, einem Gewerbegebiet oder in einem Mischgebiet betreibt, wird anhand der TA Lärm beurteilt. Für Musikunterricht oder das Üben zu Hause gelten andere Richtwerte – sie können von den Gemeindeverwaltungen oder in Hausordnungen individuell festgelegt sein und sind oft äußerst streng.« sollte man allerdings lieber etwa 100 Euro investieren. Sucht einfach bei Google nach „Schall- pegel Messgerät“. In der Praxis (also im Streitfall) wird natürlich ein Gutachter diese Messung vornehmen – er hat dann auch geeignete Geräte dabei. Unser Tipp zum Selbst-Messen richtet sich daher nur an Musiker, die sich einfach mal informieren möchten, wie laut der Übungsraum an Nachbars Fenster zu hören ist. Jetzt kommt eine zentrale Information, die ihr bitte äußerst genau lesen solltet: Der ausschlaggebende Ort, an dem der in der Tabelle genannte Richtwert nicht überschritten werden darf, ist bei bebauten Grundstücken 50 Zentimeter außerhalb vor der Mitte des geöffneten Fensters des vom Geräusch am stärksten betroffenen schutzbedürftigen Raumes (in der Regel dem Schlaf - zimmer oder Wohnzimmer). Dies ist ein äußerst wichtiger und vor allem äußerst interessanter Umstand! Es ist also nicht wichtig, wie laut eure Schallemissionen im Garten oder auf dem Balkon eures Nachbarn sind, sondern nur an dessen nächstgelegenem Fenster eines schützenwerten Raumes! Wenn ihr schon einmal mit einem Schall pegel- Messgerät herumgespielt habt, dann könnt ihr sicherlich ganz gut einschätzen, wie laut 60 dB sind: ungefähr so laut wie zwei Erwachsene, die sich angeregt mit leicht erhöhter Lautstärke un - terhalten. Oder ein Benzin-Rasenmäher aus zehn Metern Entfernung. Oder eine Gruppe aus zehn Menschen, die sich normal unterhalten. So laut darf die Trompete eures Bandkollegen in einem Mischgebiet 50 Zentimeter vor dem Schlafzimmer - fenster eures Nachbarns zu hören sein! Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass die Problematik der Lärmbelästigung beim Nachbarn nicht dadurch behoben werden kann, dass ihr eurem Nachbarn besonders stark schal l - isolierende Fenster bezaht. Denn die Messung findet ja 50 Zentimeter vor dem geöffneten Fenster statt, egal ob Schallschutz- oder Standardfenster. Ein theoretischer Ausweg aus dieser Situation ist, dass ihr dem Nachbarn eine lautlose Be lüf - tungs- und Klimatisierungsanlage für seine ge - samte Wohnung bezahlt, damit die Fenster nicht mehr geöffnet werden müssen. Dies dürfte aber in der Praxis wohl finanziell nicht rentabel sein. Schalldämpfer für Trompeten und E-Drum-Sets sind da definitiv billiger. andauernde Probe wird also einerseits hinsichtlich des Spitzenwertkriteriums als auch andererseits über den Beurteilungszeitraum (von der TA Lärm vorgegeben) gemittelt zu betrachten sein. WENN DER NACHBAR KLAGT Wie sieht es jetzt eigentlich aus, wenn ein Nachbar tatsächlich Klage einreicht? Bevor wir hier auf ein weiteres Prozedere eingehen, sei erst einmal der dringende Rat ausgesprochen: Kon - sultiert in diesem Fall unbedingt einen Anwalt! Normalerweise könnte der Kläger ein Gut achten beauftragen, das die Lärmbelästigung unabhängig dokumentiert. Ein solches Gutachten kann auch vom Gericht angeordnet werden – der Ver - lierer in diesem Gerichtsstreit müsste dann die Kosten tragen. Angenommen, vom Gericht würde im Streitfall ein Gutachter bestellt werden, dann würde er eine Dauermessung vor dem Fenster des Nach barn durchführen. Diese Messung geht in der Regel über die Dauer von 16 Stunden, wobei das Ergebnis dann über diesen Zeitraum gemittelt wird. Da in einem Übungsraum üblicherweise nur musiker MAGAZIN 2/2016

nachmittags bis abends Proben stattfinden, wird auch der vermutlich stille Vormittag in die Messung miteinbezogen, was das Endergebnis sehr zu - gunsten der Musiker verändern dürfte. Nachts sieht die Sache etwas anders aus: Hier gilt als Beurteilungszeitraum nur die volle Stunde mit dem höchsten Beurteilungspegel, die sogenannte lauteste Stunde. Auch hier wird der Wert gemittelt, aber nur über eine Stunde, nämlich die besagte lauteste Stunde. Auf Wikipedia steht diesbezüglich noch ein interessanter ergänzender Satz: „Die Nachtzeit kann bis zu einer Stunde hinausgeschoben oder vorverlegt werden, soweit dieses wegen der be - sonderen örtlichen oder wegen zwingender be - trieblicher Verhältnisse erforderlich ist.“ Dies dürfte Übungsräume zwar weniger betreffen – eher Handwerksbetriebe mit lauter Geräusch emission, ist aber nicht uninteressant zu wissen. Was kann eigentlich schlimmstenfalls passieren, wenn ihr verklagt werdet? Diese Frage kann euch im Einzelfall sicherlich euer Anwalt am besten beantworten – pauschal lässt sich das nicht so ohne Weiteres in einen Artikel gießen. Folgende Dinge sind aber denkbar: Ihr könntet dazu verklagt werden, in eurem Übungsraum Maßnahmen zur Reduzierung des Schalls zu ergreifen. Dazu gehört beispielsweise der Einbau von Schallschutzfenstern oder geeigneten Raum-in-Raum-Systemen, die eine Schallüber - tragung zum Nachbarn unmöglich machen. Dies ist sicherlich zunächst einmal sehr ärgerlich und könnte für so manche Musiker das finanzielle Aus bedeuten. Viel dramatischer hingegen wäre die mögliche Variante, dass das Bauamt euch die Nutzung der Räume für Proben untersagt und euch ein (schlimmstenfalls sofortiges!) Verbot der Ausübung eurer Tätigkeit ausspricht. In diesem Fall müsst ihr tatsächlich von heute auf morgen euren Übungsraum schließen. Damit dieser Fall allerdings tatsächlich eintritt, muss das Bauamt davon überzeugt sein, dass auch nach der Durch - führung von schalldämmenden Maßnahmen die Probleme weiterhin bestehen. VIEL SCHLIMMER: DER INNENSCHALL Der Innenschall – oder korrekt ausgedrückt: der Körperschall – ist der Schall, der direkt über die Mauern und den Boden übertragen wird. Er ist viel komplizierter zu dämmen und wird in der TA Lärm leider auch viel strenger gehandhabt. Körperschall ist der Schall, den ihr hört, wenn Schallwellen nicht über die Luft übertragen werden, sondern über die Mauern. In der Regel sind dies tiefe Bassfrequenzen, beispielsweise die

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