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Musiker Magazin 02/2016

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Deutscher Rock & Pop Preis 2016 Deutscher Rock & Pop Preis 2015 – Mehr Deutschsprachiges, mehr Solo Deutscher Rock & Pop Preis 2016 – Anmeldung EchtZe!t – Rock aus Bochum VOICES OF SUNRISE – Stimmen wie ein Sonnenaufgang DEXICO … komm nach Dexicopolis! PFLASTER – Lieder irgendwo zwischen sonnenwarmen Sandstränden und dem rauen, tiefen Meer Robert Mietzner – Songwriter, Entertainer, Sänger und Pianist FALK – Er beleidigt aufs Charmanteste, er pöbelt so unfassbar liebevoll und er ist dabei immer niveaulos auf allerhöchstem Niveau Ines Omenzetter : „Angekommen“ – Ein Album, ohne mich zu verbiegen! Patrick Nowak – Die Liebe zur Musik bietet eine willkommene Abwechslung zum beruflichen Alltag bst Becker Studio Technik – Interview mit Matthias Becker Musiker trifft auf Versicherungsmensch – Wir sprechen über die Absicherung von Übungsräumen und die Transporte zum Gig Ärger mit dem Nachbarn – Bin ich zu laut? Was ist eigentlich erlaubt? Wer beurteilt die Lautstärke meines Übungsraumes?

40 STORIES BST BECKER

40 STORIES BST BECKER STUDIO TECHNIK Interview mit Matthias Becker Der Elektro-Ingenieur Matthias Becker gründete 1987 bst. Seitdem hat er zahlreiche Veranstaltungen technisch, also mit Bühne, Licht, Ton, begleitet. Im vergangenen Jahr sorgte er beim DRPP in Siegen für tollen Sound und gutes Licht. Eine Spezialität von bst sind schwimmende Bühneninstallationen. MM: Warum hast du bst damals gegründet? MATTHIAS BECKER: Als Orchesterdirigent an der Hochschule in Frankfurt habe ich die Aufnahme - prüfung im Fach konzertantes Klavierspiel leider nicht bestanden. Da habe ich als interessierter Chemie- und Physikbaukastenfan das Fach Elek - tro technik studiert. Da ich damals schon examinierter Chorleiter und Musiker mit eigener Band war, faszinierten mich die Zusammenhänge von Musik, Klang, technischer Umsetzung und Emo - tionen. Das wollte und will ich immer neu verstehen und aktiv ausprobieren. So kann ich der Kunst ein Möglichmacher sein. MM: Was fasziniert dich an Veranstaltungs - technik? MATTHIAS: Das Gute ist, dass es keine Routine ist und gibt. Natürlich gibt es Regeln, nach denen man vorgeht. Aber wie sich das Zusammenspiel von Künstler, Techniker und Publikum auf das Er - gebnis auswirkt, zeigt nur der Moment, in dem es passiert. MM: Was sind die Spezialitäten von bst? MATTHIAS: Keinen Anrufbeantworter zu haben – wir sind immer für unsere Kunden da. (lacht) Spaß beiseite, aber es ist wirklich so, dass wir erst ruhen, wenn es läuft und die Kunden zufrieden sind. Das sagen viele von sich, aber wir alle haben schon einmal zu hören bekommen: „Das Gerät kann aber nur so“, oder „Wir haben alles probiert, aber es geht technisch nicht anders“. Das würden wir bei bst nicht sagen. MM: Worauf muss man insbesondere beim Ton achten? MATTHIAS: Das ist schwierig, denn wir haben es beim Ton mit einer persönlichen Empfindung zu tun. Klar gibt es immer Zielgruppen, die die gleiche Empfindung haben, sonst gäbe es keine Schallplatten oder CDs. Aber ehrlich: Hört denn jeder seine Musik gleich laut? Allein das macht es spannend, es immer wieder hinzubekommen, die Musik, die von der Bühne kommt, technisch so aufzubereiten, dass die, die unten stehen, ein Erlebnis haben. Bei Ton speziell ist es, denke ich, das Vorhersehen von Ereignissen. Also, wann kommt ein Solo, wie laut ist ein Intro oder welche Hallzeit (Reverb) nehme ich am Ende eines A- cappella-Songs in welchem Pegel. Gerade die Lautstärkeverhältnisse sind für den emotionalen Effekt beim Publikum sehr bedeutend. MM: Ihr habt den DRPP 2015 technisch be - gleitet. Was waren die größten Heraus for - de rungen? MATTHIAS: Es war herausfordernd, die Ideen und Fähigkeiten der Menschen, der vielen verschiedenen Teilnehmer, in den zur Verfügung stehenden fünf Minuten optimal zu begleiten. MM: Was für Events machen dir am meisten Spaß? Warum? MATTHIAS: Am besten sind Events, bei denen alle Beteiligten das tun, was sie können, ihre Fach - kenntnisse einbringen und nicht bedingungslos „ja“ sagen, sondern den Sinn und Unsinn von Aktionen, auch von technischen Aufbauten, hinterfragen. Dabei versuchen wir immer, künstlerisch und technisch an die Grenzen zu gehen. Wir arbeiten getreu dem Motto eines deutschen Ingenieurs um 1900: „Wer nicht manchmal das Unmögliche wagt, wird das Mögliche nie erreichen.“ Denn nur so entsteht Fortschritt, der für mich im Übrigen nicht immer „höher, weiter, schneller“ ist, was man gerade wieder bei Vintage Keyboards sieht. Die haben wieder Knöpfe und Potis, wie mein Moog, und keine „Wischblätter“. MM: Welche technischen Unterschiede gibt es zwischen einem Klassik- und einem Rock - konzert? MATTHIAS: Fast gar keine. Lediglich die Mengen und Komponenten differieren. Denn klar, es ist musiker MAGAZIN 2/2016

STORIES 41 »Bei Ton speziell ist es, denke ich, das Vorhersehen von Ereignissen. Gerade die Lautstärkeverhältnisse sind für den emotionalen Effekt beim Publikum sehr bedeutend.« MM: Was war dein Lieb - lings projekt? MATTHIAS: Schwer zu sagen. Vielleicht die Carmina Burana auf dem Mainzer Theater - platz – der Höhepunkt des Festi vals Europa cantat, mit 4 000 Choristen und 200 Bläsern. Wir haben für den Ablauf gesorgt – vom Büh - nen bau bis zum Feuerwerk beim Finale. Das war eine große Auf gabe. ein 2:1-Verhältnis der Basslautsprecher zu den Topteilen in der Rockmusik – aber die brauche ich auch. In der Klassik ist das 1:1. Heraus for - dernd in der Klassik ist die authentische Übertragung des Klangs, weil die Vielfalt der Instrumente natürlich größer als in der Rockmusik ist. Da wir im Vergleich zu Rockkonzerten in der Klassik sehr viel geringere Lautstärken hören, ist auch die Raum akustik des jeweiligen Saales ein entscheidender Erlebnisfaktor. Doch ich habe auch schon bei Paul McCartney die Festhalle verlassen. MM: Gibt es manchmal unmögliche Wün sche von Musikern oder Veranstaltern? Wie gehst du damit um? MATTHIAS: Ja, das gibt es wie überall im Leben. Aber dann versuche ich, das Unmögliche zu er - gründen. Worin liegt die Unmöglichkeit? Welche Teile der Aufgabe sind tatsächlich nicht machbar? Wie kann man gemeinsam abwägen, was unbedingt erforderlich ist, und was ein No-Go? Meist löst sich das auf. Und oft führt es, wie das erwähnte Zitat, dazu, dass man neu nachdenkt, sich anders sortiert, um dann kreativ und vor allem im Team eine Lösung für das Unmögliche zu haben. Aber einen Klassiker der Veran stalter szene muss ich zum Besten geben: Auf den Satz vom Kosten - druck eines Veranstalters – „Herr Becker, die Band, das sind nur vier Leute“ – ist meine Ant - wort: „Bryan Adams kommt nur zu dritt …“ MM: Und in der Rockmusik? MATTHIAS: Oh, das ist noch schwerer zu sagen. Vieles in den 30 bst-Jahren. Sehr emotional war es, mit den Jungs von BAP – meine eigenen Rockpalast-Erinnerungen – am Deutschen Eck in Koblenz zusammenzustehen und ganz normal zu reden. Und dann gehen sie raus und spielen auf unseren Anlagen, die wir mitgebracht und auf gebaut haben ... WEB: BST.DE INTERVIEW: JANINA HEINEMANN FOTOS: SASCHA KOPP; ALEXANDER SELL; MARKUS KOHZ 2/2016 musiker MAGAZIN

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