Aufrufe
vor 9 Jahren

Musiker Magazin 01/2015

  • Text
  • Musik
  • Musiker
  • Album
  • Magazin
  • Deutschen
  • Bester
  • Zeit
  • Bands
  • Bestes
  • Cooder
  • Clueso
CLUESO: "Stadtrandlichter" – Ein Bauchalbum, keine Kopfplatte

06 MUSIKER-NEWS

06 MUSIKER-NEWS MUSIKINDUSTRIE: DIE GESCHÄFTE MIT DEN SONGS Der Brite Simon Napier-Bell skizziert in seinem Buch „Ta-Ra-Ra-Boom-De-Ay“ die spannende Wechselbeziehung von Gier und musikalischem Talent in Zeiten von Kriegen und technischen Innovationen. „The best things in life are free, but you can keep them for the birds and bees; now give me money (that’s what I want)“ sang Barrett Strong 1959 im rasanten Rhythm-&-Blues-Song „Money“. Der Song stammt aus der Feder des ehemaligen Boxers Berry Gordy, der später in den Sechzi - ger jahren mit seinem Label Motown hunderte Soul songs in die amerikanischen Charts katapultierte. Gordys arbeitsteilige Methoden waren von der Fließ bandproduktion in Detroits Autoindus - trie inspiriert. 1979 lobte er die segensreichen Wirkungen des Mammons im Ohrwurm „It’s Money That I Love“. Mit schnarrender Stimme schwelgte er drauflos: „They say that money can’t buy love in this world, but it’ll get you a half-pound of cocaine and a sixteen-year old girl and a great big limousine. Now that may not be love, but it is all right.“ Den schwarzen Humor verstanden nicht alle. Die Spießbürger tobten, manch Freigeist meinte, es wäre der ideale Text für die amerikanische Hymne. Foto: Lena Busch KABARETT-EHRENPREIS FÜR LISA FITZ Lisa Fitz bekommt den Ehrenpreis des Baye ri - schen Kabarettpreises. Das teilte der Bayerische Rundfunk in München mit. „Diese Frau hat Kaba - rett-Geschichte geschrieben“, hieß es in der Be - gründung der Jury. „Sie polarisierte mit Titeln wie ,Die heilige Hur‘, ,Heil‘ oder ,Ladyboss‘, sie provozierte das Establishment mit ihrem offensiven, manchmal aggressiven Auftreten und Eintreten für Themen, die ihr wichtig waren und bis heute sind.“ Fitz stand im Jahr 1983 mit ihrem ersten eigenen Kabarett-Programm auf der Bühne – als erste Frau überhaupt in Deutschland mit eigenen Tex - ten. Nach Ansicht der Jury „wurde sie zum In be - griff selbstbewusster und intelligenter Weiblich - keit“. „Lisa Fitz macht Mut zum Selber-Denken und dazu, für die daraus gewonnene Haltung einzutreten.“ Der Hauptpreis geht an den Kabarettisten Helmut Schleich – unter anderem für seine Franz- Josef-Strauß-Parodie, die in Bayern Kultstatus ge - nießt. „Mit seinem Typenkabarett ergründet Helmut Schleich die bayerische Volksseele, mit seinen Parodien gewährt er phantastische Einblicke in den Mythos der Mächtigen, entlarvt große Worte als kleinbürgerliche Haltung und versteht es immer wieder zu überraschen“, urteilte die Jury. Der „Senkrechtstarter-Preis“ geht an den Standup-Comedian Abdelkarim, der Musikpreis an das Duo Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn. Die Preisverleihung findet am 20. Juli im Münchner Lustspielhaus statt. Das war neu, dass jemand seine Lust aufs Bare in einen Song packt. Über Geld wurde nicht geredet, warum sollte also plötzlich darüber ge - sungen werden? Natürlich brachte sein Besitz eine Ausweitung der individuellen Freiheit. Als Schlüs sel phänomen der neuzeitlichen Kultur wurde es von Philosophen wie Georg Simmel profund bedacht. Mit dem Aufstieg des Geldes gingen Ambivalenzen einher. Es forcierte die Mobilität des sozialen Lebens, was positiv war, aber auch stereotype Verhaltensweisen. Gier und Neid waren weitere Begleiterscheinungen. Also galt es lange Zeit als unschicklich, die Liebe zum Baren mit einer fröhlichen Melodie zu besingen. „Money, so they say, is the root of all evil“, stellten Pink Floyd 1972 auf ihrem Bestseller „The Dark Side of the Moon“ pseudomoralisch fest, um es bald in größten Mengen auf ihren Konten zu horten. US-Songwriter Randy Newman näherte sich dem Phänomen lieber auf sarkastische Weise. Die Jagd nach Profit als primäre Strategie prägte viele Branchen. Zu den gierigsten zählt sicher die Musikindustrie, die sich im angelsächsischen Raum entwickelte, nachdem das britische Parlament 1710 The Statute of Anne verabschiedete, das erste Gesetz, das Autoren ihre Rechte (damals nur für 14 Jahre) zugestand. Der 75-jährige Brite Simon Napier-Bell, ein Veteran des Musik - geschäfts, verfasste nun mit „Ta-Ra-Ra-Boom- De-Ay“ ein amüsantes Schwarzbuch seiner Branche. Napier-Bell, der mit Burt Bacharach arbeitete, später Marc Bolan und Wham entdeckte und managte, macht auf 300 Seiten anschaulich, wie verschlungen die Wege immer schon waren, wenn es darum ging, mit Liedern Geld zu verdienen. Hinter dem knalligen Papier - umschlag lauert die Quintessenz seiner Er kennt - nisse eingeprägt auf dem Buchdeckel. Über einem Dollarzeichen ist ein Mantra zu lesen: „Welcome to the music business: a world of greed, corruption, self-interest and fun.“ Foto: © vege/Fotolia.com QUELLE: dpa TEXT: Samir H. Köck | QUELLE: diepresse.com/home/kultur/popco/4641093/Musikindustrie_Die-Geschaefte-mit-den-Songs musiker MAGAZIN 1/2015

MUSIKER-NEWS 07 Foto: © Oliver Rath 2015 IST DAS SCORPIONS-JUBILÄUMSJAHR schrieb unsterbliche Rockklassiker wie „Rock You Like a Hurricane“ oder „Wind of Change“, verkaufte über 100 Millionen Tonträger und hat an die 5 000 Konzerte in über 80 Ländern gespielt. Die Energie und die Lust auf Rock’n’Roll haben in all den Jahrzehnten nicht nachgelassen — im Gegenteil, auch nach 50 Jahren ist die Leiden - schaft so ungebremst wie die Spielfreude, die sie nun auf der kommenden Welttournee unter Be - weis stellen werden. Das Jubiläumsjahr beginnt im Februar mit dem Kinostart von „Forever and a Day“, dem Film über die SCORPIONS. Die renommierte Filme ma - cherin Katja von Garnier („Bandits“, „Ostwind“) hat die SCORPIONS auf ihrer Final-Sting-Tour begleitet und in den 18 Monaten einzigartige Bilder und Momente eingefangen — Momente zwischen den Bandmitgliedern, Momente zwischen Band und Fans, all die lauten und leisen Töne, die die Magie dieser legendären Band ausmachen. Die Zuschauer werden mit jedem Bild, jedem Song und jedem Wegbegleiter, der seine eigenen Momente mit den SCORPIONS erzählt, diese außergewöhnliche Karriere und die Chemie einer jahrzehntelangen Freundschaft Seit einem halben Jahrhundert steht dieser kennenlernen. Name für einen fulminanten Rocksound und groß - artige Konzerte. Die Hannoveraner Band um Auf den Film folgt im Frühjahr ein brandneues Klaus Meine, Rudolf Schenker und Matthias Jabs Studioalbum bei RCA Deutschland/Sony Music. SCORPIONS THE 50TH ANNIVERSARY WORLD TOUR 2015/2016 (Eine Auswahl der Termine) 15.08.15 – ECKERNFÖRDE • ROCK AM STRAND 21.08.15 – COBURG • SCHLOSSPLATZ 28.11.15 – ZÜRICH • HALLENSTADION 14.03.16 – STUTTGART • SCHLEYER-HALLE 16.03.16 – MÜNCHEN • OLYMPIAHALLE 18.03.16 – DORTMUND • WESTFALENHALLE 19.03.16 – MANNHEIM • SAP ARENA 21.03.16 – HAMBURG • O2 WORLD 23.03.16 – BERLIN • O2 WORLD 24.03.16 – LEIPZIG • ARENA Nach einigen Festivalauftritten im Sommer und einer ausgedehnten USA-Tour folgen ab Herbst weitere Asien- und Europa-Termine (u.a. im November in Zürich), bevor im März 2016 die SCORPIONS endlich auch wieder ihre deutschen Fans mit spektakulären Arena-Shows begeistern werden. WIRD POP IMMER ÖDER? Netzbasierter Musikkonsum gibt genaue Auskunft über Vorlieben und Trends. Plattenfirmen freuen sich. Experten aber fragen sich, ob das nicht jegliche Popvielfalt tötet. Grafik: © JiSign/Fotolia.com Steven Stelfox war Ende der Neunziger Re per - toire-Manager einer großen Plattenfirma. Sein Job war es, den Laden am Laufen zu halten, indem er immer neue, seiner Meinung nach vielversprechende Bands unter Vertrag nahm und hoffte, dass sie den einen oder anderen Hit ab warfen. Stelfox verachtete sich und seine Arbeit, nahm massig Drogen und verlor irgendwann völlig den Überblick darüber, was er überhaupt machte. Steven Stelfox ist zwar nur eine Romanfigur aus dem Buch „Kill Your Friends“ des schottischen Autors John Niven, doch Niven wurde allgemein bestätigt, dass seine Schilderung aus dem Innen - leben der damaligen Musikindustrie ziemlich stimmig sei. Um die Tätigkeit dieses Steven Stelfox heute zu beschreiben, falls dieser immer noch bei einer Plattenfirma arbeiten würde, bräuchte es wahrscheinlich Nivens Fabulierungskünste nicht. Stelfox würde kein glamouröses Jet-Set-Leben mehr zwischen Konzertbesuchen und Koks - partys führen, sondern in einem Großraumbüro vor dem Rechner hocken und Social-Media- Auswertungen bestimmter Bands überprüfen. Große Plattenfirmen verlassen sich heute nicht mehr nur auf das Bauchgefühl und die Kaffee - satzleserei ihrer Artist-and-Repertoire-Manager, kurz A & R. Die Frage, ob sie einen Newcomer zum Star aufbauen sollen, beantworten ihnen vom Computer errechnete nackte Zahlen, die Auskunft darüber geben sollen, wie wahrscheinlich der Erfolg ist. Hit Song Science nennt sich die Vor - stellung, dass sich dank Technologie und Algo - rithmen wissenschaftlich errechnen lasse, was ein Hit wird. Start-up-Firmen wie Hit Predictor, Sound Out und Rate The Music, die für die Musikindustrie endlose Big-Data-Ströme auswerten, sind in den letzten Jahren rasant gewachsen und ihre Be - deutung nimmt weiter zu. Welche Songs etwa von Stars wie Taylor Swift oder Bruno Mars als Single veröffentlicht werden, darüber entscheidet kein Steven Stelfox mehr, sondern die Auswertung von Rate The Music. TEXT: Andreas Hartmann | QUELLE: www.zeit.de/kultur/musik/2015-01/shazam-popmusik-charts 1/2015 musiker MAGAZIN

Archiv