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Musiker Magazin 01/2015

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CLUESO: "Stadtrandlichter" – Ein Bauchalbum, keine Kopfplatte

18 STORIES CLUESO

18 STORIES CLUESO »STADTRANDLICHTER« Ein Bauchalbum, keine Kopfplatte DIESER TEXT KÖNNTE SO BEGINNEN: Fünfmal Gold, zweimal Platin, über eine Million verkaufte Tonträger. Thomas Hübner aka Clueso hat mit Lindenberg, Niedecken, Grönemeyer und den Fanta 4 gespielt, zu seinen Konzerten kommen bis zu 15 000 Besucher. Im Erfurter Güterbahnhof hat er mit seinen Weggefährten ein unabhängiges Netzwerk für Kulturschaffende aufgebaut. Nach knapp 15 Jahren Karriere kehrt er nun zurück mit seinem sechsten Album “Stadtrandlichter” – erstmalig auf dem eigenen Label „Text und Ton“, entstanden in völliger Eigenregie. MM: Obwohl du bereits auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken kannst, gelang dir mit „Stadt- randlichter“ das erste Mal der Sprung an die Chart - spitze. Wie wichtig ist dir dieser Meilenstein? CLUESO: Es war sehr gut, weil es geschichtlich einfach geil aussieht – eigenes Label und dann mit dem Album gleich in den Charts auf Platz eins. Allerdings, wenn ich jetzt wirklich Wert darauf gelegt hätte, dann hätte ich es zu einem Zeitpunkt herausgebracht, wo es keine starken Gegner gibt. Das machen viele Bands. Die versuchen, so an die Chart - spitze zu kommen, denn wenn du keine Gegner hast oder in einem Sommerloch herausbringst, dann kannst du auch auf Platz eins landen. Da kann man tricksen. Wir wollten das Album aber herausbringen, wenn es fertig ist, und dann gucken, wer am Start ist. Da kann mal Glück und Pech haben. Wenn Herbert Grönemeyer gleichzeitig ein Album herausbringt, dann kann man auf Platz zwei sein oder drei – waren wir ja schon mal – und ich finde es super. Lenny Kravitz war, glaube ich, grad draußen, Helene Fischer war schon seit einer Woche draußen, da hatte man Glück. Und insofern war das einfach nur geil. Aber das ist für uns nicht das Ziel, sondern das Ziel ist in erster Linie, dieses Zeit - dokument zu machen und die Produktion durch den Verkauf wieder reinzuholen. Weil ich Labelchef bin, muss es hinhauen. Aber dadurch, dass wir viel selber machen, sind wir nicht so teuer. MM: Aktuell herrscht ein regelrechter Hype um deutschsprachige Künstler und Musik. Wie erklärst du dir das? CLUESO: Dadurch, dass es genug Facetten gibt und dass Leute mit der Sprache spielen und dass, wenn man das beobachtet, man merkt: Wir brauchen die Amis nicht. 8 CLUESO OPEN AIR 2015 05. – 07.06.2015 MENDIG | ROCK AM RING 05. – 07.06.2015 NÜRNBERG | ROCK IM PARK 11.07.2015 FREIBURG | ZELT MUSIK FESTIVAL 12.07.2015 MÜNCHEN | TOLLWOOD FESTIVAL 16. – 19.07.2015 CUXHAVEN | DEICHBRAND FESTIVAL 25.07.2015 SINGEN | HOHENTWIEL FESTIVAL 07.08.2015 BAD OEYNHAUSEN | PARKLICHTER 08.08.2015 ROTTENBURG | SOMMER OPEN AIR 04.09.2015 BERLIN | IFA SOMMERGARTEN @ DIENEUENDEUTSCHPOETEN CLUESO „Stadtrandlichter“ (Single) VÖ: 05.12.2014 „Stadtrandlichter“ VÖ: 19.09.2014 WWW.CLUESO.DE FACEBOOK.COM/CLUESO.MUSIK musiker MAGAZIN 1/2015

19 DIESER TEXT KÖNNTE ABER AUCH SO BEGINNEN: Nach über zehn Jahren im Geschäft hatte Clueso, einer der erfolgreichsten Songwriter seiner Generation, ein Stück weit den Überblick verloren. Über Jahre war er musikalischer An führer, kreativer Kopf und Leit - wolf im zwischenmenschlichen Gefüge seiner Jungs. Musste immer wissen, wo es langgeht, durfte keine Schwäche zeigen. Doch diese Rolle engte ihn in seinem geistigen Frei raum ein, den er zum Musikmachen zwingend braucht. Man kann es als charmante Eigen schaft von Künstlern interpretieren, wenn sie das Chaos quasi magnetisch anziehen; nur in diesem konkreten Fall blockierte sie Clueso für einen kurzen Moment. Irgendwann kam jedoch ein Song. Einfach so, ohne dass er darauf geachtet hatte, was die anderen gerade so machen, welche Styles da draußen gerade angesagt sind. Der Song war ganz einfach da, ohne Konzept und ohne Plan. Der Song „Stadtrandlichter“ war geboren. Ein Befreiungsschlag. Alte Seile kappen. Alles neu. Und plötzlich war sie wieder da, die Leiden - schaft. Das bisschen Schlampige und Rumpe - lige, aber auch das Zerbrechliche, Echte und Schöne, das diese Musik so ausmacht.

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